Gebräuchliche Impfungen:Hepatitis B-Impfung

Inge Smolek

Bei gesunden jungen Impflingen liegt die Schutzrate bei über 90 Prozent. Frauen zeigen meist eine bessere Immunantwort als Männer. Je älter die Geimpften, desto schlechter ist der Gedächtniseffekt der Immunabwehr. Bei über 50-Jährigen reagieren nur noch 70 Prozent ausreichend, um vor einer Infektion geschützt zu sein. Menschen mit Störungen des Immunsystems reagieren besonders schlecht auf die Impfung. Hier wird meist eine höhere Dosis verabreicht. Der Impferfolg kann vier Wochen nach der Grundimmunisierung (drei Impfungen) über eine Antikörper-Bestimmung festgestellt werden.

Erreger und Krankheitsbild

Die Infektion mit Hepatitis B erfolgt ausschließlich durch Kontakt mit Blut oder durch mit Blut versetzte Körperflüssigkeiten. Die Viren besiedeln über die Blutbahn direkt die Leberzellen. Die Symptome einer Hepatitis B unterscheiden sich nicht wesentlich von den anderen Hepatitis Infektionen (A, C, D, E). Die Hauptgefahr der Hepatitis B ist ihre hohe Anfälligkeit für einen chronischen Verlauf.

Hauptverbreitungsgebiete sind Südostasien sowie das südliche Afrika, wo bis zu 20 Prozent der Bevölkerung Virusträger sind. In den Industrieländern Europas und in Nordamerika beschränkt sich die Infektion vorwiegend auf folgende Risikogruppen: Drogenabhängige, Prostituierte, Patienten in Behindertenheimen, Homosexuelle, Dialysepatienten, Angehörige von Hepatitis-B-Infizierten, medizinisches Personal.

Die Behandlung chronischer Hepatitis B ist schwierig. Die Gabe von Alpha-Interferon verspricht beispielsweise in nicht einmal der Hälfte der Fälle eine Heilung oder auch nur eine Besserung.

Wirkprinzip der Impfung

Aktive Impfung Beim alten Impfstoff wurden die benötigten Impfviren noch von chronisch infizierten Hepatitis-B-Patienten gewonnen. Die neue Generation des aktiven Hepatitis-B-Impfstoffes wird hingegen mit Hilfe von gentechnisch veränderten Hefezellen produziert. Diese Zellen werden so manipuliert, dass sie das Oberflächeneiweiß der Hepatitis-B-Viren herstellen.

Bei gesunden jungen Impflingen liegt die Schutzrate bei über 90 Prozent. Frauen zeigen meist eine bessere Immunantwort als Männer. Je älter die Geimpften, desto schlechter ist der Gedächtniseffekt der Immunabwehr. Bei über 50-Jährigen reagieren nur noch 70 Prozent ausreichend, um vor einer Infektion geschützt zu sein. Menschen mit Störungen des Immunsystems reagieren besonders schlecht auf die Impfung. Hier wird meist eine höhere Dosis verabreicht.

Der Impferfolg kann vier Wochen nach der Grundimmunisierung (drei Impfungen) über eine Antikörper-Bestimmung festgestellt werden. Das gleiche Verfahren kann auch angewendet werden, um zu sehen, ob man eventuell bereits genügend natürliche Antikörper gegen Hepatitis B im Blut hat. Die Dauer des Impfschutzes bei erfolgreich Geimpften wird mit zehn Jahren angegeben.

Da die Impfung allgemein schlechter anspricht, ist die genaue Einhaltung des Impfschemas bedeutsam. In Deutschland und in Österreich wird die Hepatitis-B-Impfung für Kleinkinder empfohlen. Die Impfungen sollen im Alter von vollendeten 2, 3 und 4 Monaten gegeben werden, danach mit 11 bis 14 Monaten.

In Österreich ist die Hepatitis B-Impfung der Kinder seit 1997 im Kinderimpfplan empfohlen und wird im Rahmen einer 6-fach-Impfung (gemeinsam mit Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung und Haemophilus influenza B) verabreicht. Die Auffrischungsimpfung soll vom 7. bis 13. Lebensjahr verabreicht werden.

Die Hepatitis B-Impfung kann in jedem Alter nachgeholt werden, sollte aber spätestens zu Beginn des 13. Lebensjahres abgeschlossen sein. Nach Möglichkeit sollte bei im Säuglings- und Vorschulalter Geimpften im 13. Lebensjahr eine Auffrischungsimpfung erfolgen.Die Impfabstände bei der Grundimmunisierung von Erwachsenen: zweite Impfung nach vier Wochen, 6-12 Monate später die dritte. Die Kontrolle des Impferfolges ist wichtig. Passive Impfung Die Gabe von spezifischen Antikörpern gegen Hepatitis B wird vor allem dann empfohlen, wenn unbeabsichtigt ein Kontakt mit möglicherweise virushaltigem Blut passierte. Also beispielsweise, wenn infektiöses Material ins Auge oder auf verletzte Hautstellen gelangt, oder wenn sich jemand an einer verdächtigen Spritze verletzt. Die passive Impfung kann intramuskulär erfolgen oder - wenn besondere Eile angebracht ist - auch intravenös. Die Antikörper sind dadurch sofort im Blut verfügbar.

Simultanprophylaxe Die gleichzeitige Gabe einer passiven und einer aktiven Impfung wird speziell bei neugeborenen Babys von Hepatitis B-positiven Müttern angewandt. Sie wird meist noch im Kreissaal verabreicht, da durch die möglichst frühe Gabe die Weitergabe der Infektion am besten vermieden wird. Ohne diese Vorsorgemaßnahme beträgt die Ansteckungsrate der Neugeborenen 90 Prozent.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Die Verträglichkeit des Hepatitis B-Impfstoffes wird als sehr gut angegeben. Gelegentlich kommt es zu den üblichen leichten Reaktionen wie Rötungen an der Einstichstelle, Schwellungen und leichte Schmerzen. Kopfschmerzen, Übelkeit oder leichtes Fieber sind selten. Sehr selten werden allergische Reaktionen gegen das quecksilberhaltige Konservierungsmittel im Impfstoff beobachtet. Abgesehen davon, dass nur Gesunde geimpft werden sollten, gibt es keine eigentlichen Kontraindikationen gegen die Impfung. Auch Schwangere können ohne Gefahr für ihr Kind geimpft werden.

Gesundheitspolitische Ziele

Die Hepatitis B-Impfung war lange Zeit eine Indikationsimpfung für bestimmte Risikogruppen (Drogenabhängige, Prostituierte, Homosexuelle, Patienten in Behindertenheimen, Ausländer, Dialysepatienten, Angehörige von Hepatitis B-Infizierten, medizinisches Personal). Manche aus dieser Gruppe, etwa Drogenabhängige, sind für prophylaktische Maßnahmen aber schwer zugänglich.

Da mit der Taktik der reinen Risikogruppen-Impfung die Zahl der Hepatitis-Fälle nicht reduziert werden konnte und etwa zwei Drittel der Infektionen außerhalb der Risikogruppen auftreten, wurde 1996 zu einer Impfung der Gesamtbevölkerung übergegangen. Sie wird nun für Säuglinge und Kleinkinder empfohlen und soll im Alter zwischen 12 und 15 Jahren noch einmal aufgefrischt werden.

Experten:Univ. Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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