Gebräuchliche Impfungen:Cholera-Impfung

Inge Smolek

Die Herstellung eines parenteralen (das heißt zu spritzenden) Choleraimpfstoffs wurde eingestellt, da dieser Impfstoff offiziell von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht mehr empfohlen wird, und somit obsolet ist.

Die Cholera-Schluckimpfung (zum Beispiel Orochol, Dukoral) hat eine bessere Wirksamkeit, wird einmal auf nüchternen Magen verabreicht und sollte mindestens zehn Tage vor dem Beginn einer Reise genommen werden. Sie ist für Erwachsene und Kinder ab zwei Jahre einsetzbar.

Erreger und Krankheitsbild

Die Cholera wird ausschließlich oral übertragen. In der Regel über den Kontakt mit belastetem Wasser und über Lebensmittel. Erreger der Cholera sind Bakterien, so genannte Choleravibrionen (Vibrio cholerae), die eine akute Infektion des Dünndarms verursachen können. Die Krankheit beginnt mit plötzlich auftretenden Durchfällen und starkem Erbrechen. Die Ausscheidungen erinnern ihrer Konsistenz bald an Reiswasser. Die Menge der ausgeschiedenen Flüssigkeiten kann bis zu 20 Liter pro Tag erreichen. Diese enorme Entwässerung ist auch die Hauptursache für schwere Verlaufsformen. Unbehandelte Fälle enden in etwa der Hälfte der Fälle mit dem Tod.

Hauptsächlicher Überträger der Cholera ist der Mensch. Ein akut an Cholera erkrankter Patient scheidet mit seinem Stuhl Milliarden von Bakterien aus. Für den Ausbruch der Krankheit ist sowohl die Menge der aufgenommenen Keime als auch der Gesundheitszustand des Betroffenen von Bedeutung. Das saure Milieu des Magens bietet bei gesunden, wohlgenährten Menschen normalerweise eine unüberwindbare Schranke für die Keime der Cholera. Wenn die Grundregeln für Fernreisen beachtet werden (WHO: "Cook your food, boil your water, wash your hands") und nur gekochtes Essen und abgekochtes Wasser verwendet wird, sowie auf persönliche Hygiene geachtet wird, ist die Ansteckungsgefahr mit Cholera weltweit minimal.

Wirkprinzip der Impfung

Die Cholera-Schluckimpfung wird einmal auf nüchternen Magen verabreicht und sollte mindestens zehn Tage vor dem Beginn einer Reise genommen werden. Zu einer vorhergehenden Antibiotika-Behandlung sollten sieben Tage Abstand sein. Nach der Schluckimpfung sollten sieben Tage Abstand eingehalten werden, bevor mit einer Prophylaxe gegen Malaria begonnen wird. Seine Schutzdauer beträgt ca. zwei Jahre.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Nach einer Schluckimpfung kommt es bei etwa zehn Prozent zu Durchfall, bei ein bis zehn Prozent zu anderen Magen-Darm-Symptomen wie Krämpfe und Übelkeit. Weniger als ein Prozent leiden unter Blähungen.

1993 wurde am Indischen Subkontinent ein neuer Cholerastamm (V. cholerae 0139) identifiziert, der seither in einigen weiteren asiatischen Ländern wiederholt größere Ausbrüche ausgelöst hat. Dieser Stamm ist für etwa die Hälfte der Neuinfektionen in Asien verantwortlich. Gegen ihn schützt die Impfung nicht.

Experten: Univ. Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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