Folge des Rauchens:Lungenleiden nehmen weltweit zu

Lesezeit: 2 min

Noch ein Grund, nicht zu rauchen: Die Zahl derjenigen, die an der Atemwegserkrankung COPD leiden, ist offenbar größer als gedacht.

Markus C. Schulte von Drach

Regeln zum Nichtraucherschutz wie die, die ab 1. September in Deutschland gelten, könnten weltweit möglicherweise helfen, einen tödlichen Trend zu bremsen.

In Zukunft in Deutschland nur noch eingeschränkt möglich: Qualmen. (Foto: Foto: ddp)

Denn: Lungenkrankheiten nehmen nicht nur zu - sie sind bereits weiter verbreitet als bislang gedacht. Und Rauchen spielt dabei eine wichtige Rolle.

Wie ein internationales Team von Forschern um Sonia Buist von der Oregon Health and Science University in Portland berichtet, leiden derzeit fast zwölf Prozent der Männer und 8,5 Prozent der Frauen unter einer moderaten oder schweren "chronisch obstruktiven Lungenerkrankung", kurz COPD ( Lancet, Bd. 370, S.741, 2007).

Unter diesem Leiden versteht man eine chronische Bronchitis, die darauf zurückgeht, dass Lungenbläschen platzen und sich die Lunge überbläht. Insbesondere Raucher jenseits des vierzigsten Lebensjahres sind davon betroffen.

Vierthäufigste Todesursache 2030

Die Weltgesundheitsorganisation hatte erst letztes Jahr Schätzungen veröffentlicht, denen zufolge COPD 2030 weltweit die vierthäufigste Todesursache sein wird, in Schwellenländern wird sie sogar an dritter Position stehen, in den Industrienationen auf Platz fünf (PloS Medicine, Bd. 3, S.2010, 2006).

Ihre sogenannte BOLD(Burden Of Obstructive Lung Disease)-Studie, so berichten die Forscher nun, zeige höhere Level und weiter fortgeschrittene Stadien von COPD, als bislang berichtet worden sei.

Die Wissenschaftler hatten 9425 über 40-jährige Männer und Frauen in zwölf Ländern untersucht, darunter Deutschland, Norwegen, Polen, Kanada, Australien, die Türkei, die USA und China.

Dabei hatten sie jeweils eine Stadt pro Land berücksichtigt. In Deutschland war die Wahl der Forscher auf Hannover gefallen. Hier waren fast sechs Prozent der Studienteilnehmer von einer moderaten oder schweren COPD (Stufe II oder höher) betroffen.

Wie sie berichten, ist die Häufigkeit der Krankheit weltweit sehr unterschiedlich. So litten in Kapstadt, Südafrika, mehr als 19 Prozent der Probanden an einer COPD von mindestens der Stufe II, in Guanzhou in China mehr als sieben Prozent, in Krakau (Polen) fast elf Prozent und in Salzburg 10,6 Prozent.

Zwar stellten die Forscher fest, dass das Risiko der Krankheit mit dem Alter wächst. So verdoppelt es sich bei Menschen jenseits der 40 fast alle zehn Jahre.

Doch der wichtigste Risikofaktor ist ihnen zufolge tatsächlich das Rauchen - was auch die unterschiedliche Häufigkeit bei den Geschlechtern erklären soll. Noch immer konsumieren mehr Männer als Frauen Zigaretten und Zigarren.

Doch "obwohl es für eine alternde Weltbevölkerung zunehmend wichtig wird, das Rauchen aufzugeben, ist es notwendig, andere Faktoren, die COPD verursachen können, besser zu verstehen, damit örtliche Gesundheitsbehörden die beste Vorbeugungspolitik entwickeln können", so die Wissenschaftler.

Denn es gibt weitere Ursachen für das Leiden. So beobachteten Buist und ihre Kollegen überraschend viele COPD-Fälle bei Studienteilnehmern, die niemals geraucht hatten. Dies könnte ein Hinweis auf eine genetisch bedingte Anfälligkeit sein; als Auslöser diskutiert werden auch Luftverschmutzung und Infektionen.

Bereits letztes Jahr hatte die WHO gemeldet, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von COPD in Entwicklungs- und Schwellenländern wachsen wird, weil dort auch die Luftverschmutzung zunimmt.

In den Industrieländern dagegen erwarten die Wissenschaftler eine Abnahme der Todeszahlen - weil immer weniger Menschen rauchen.

Vielleicht, so kann man hoffen, führen die Maßnahmen zum Schutz der Nichtraucher auch dazu, dass noch mehr Raucher ihr Laster aufgeben - zum eigenen Nutzen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: