Flugzeuge:Straßen aus Luft

Piloten dürfen nicht einfach fliegen, wo sie wollen. Denn auch über den Wolken gelten Verkehrsregeln, an die sie sich halten müssen.

Von Jens Flottau

Flugzeuge sind für lange Strecken eigentlich ideal. Sie sind dreimal so schnell wie ein ICE auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke und theoretisch können sie direkt und ohne Umwege von ihrem Startflughafen zum Ziel fliegen - dazwischen ist ja nur Luft.

Flugzeuge sind tatsächlich schnell, aber so einfach, wie man sich das vorstellt, ist das mit dem direkten Fliegen doch nicht. Jeden Tag sind alleine über Europa Tausende Flugzeuge unterwegs, in denen etwa drei Millionen Passagiere sitzen. Weil es so viele Flüge gibt, muss es Regeln geben, nach denen sich alle richten, damit der Luftverkehr sicher bleibt. Im Himmel über Europa (und auch dem Rest der Welt) gibt es deswegen Luftstraßen.

Früher mussten die Piloten ganze Ordner voller Karten dabei haben, heute gibt es die Karten elektronisch auf dem iPad, aber an die Luftstraßen müssen sich immer noch alle halten.

Vor jedem Flug müssen die Piloten einen Flugplan bei der Flugsicherung beantragen. Darin steht, wann die Maschine von wo nach wo fliegen und welche Luftstraßen sie benutzen will. Die Fluglotsen prüfen, ob zur gewünschten Zeit Platz ist auf den Luftstraßen und geben den Flug frei. Luftstraßen sind in der Regel die Verbindungslinien zwischen zwei Funkstationen am Boden, die die Flugzeuge auf ihrer Reise abfliegen müssen.

Im Alltag halten sich die Flugzeuge nicht immer streng an die Luftstraßen, denn oft müssten sie dann teure und zeitraubende Umwege fliegen. Deswegen fragen die Piloten während des Fluges oftmals die Fluglotsen, ob sie eine Abkürzung direkt zu einem bestimmten Punkt auf der Landkarte fliegen können. Wenn es ein Pilot schafft, auf einem Flug innerhalb Europas viele Abkürzungen zu fliegen, kann er dabei locker ein paar Minuten Flugzeit einsparen. Auf Langstreckenflügen ist auch mal eine Viertelstunde drin.

In Europa oder in den USA sind die Luftstraßen genau festgelegt, aber auf den Langstreckenflügen über dem Nordatlantik ändern sie sich jeden Tag. Da der Wind fast immer aus Westen kommt, fliegen die Maschinen auf dem Weg nach Nordamerika gegen den Wind. Wenn sie wieder nach Europa zurückkehren, haben sie dafür Rückenwind. Die Piloten suchen sich daher jeden Tag neu die Strecke aus, auf der sie den geringsten Gegenwind oder den stärksten Rückenwind haben. Manchmal fliegen sie deswegen ganz weit nördlich über Grönland, manchmal viel weiter südlich. Die Flugsicherung legt die Routen also jeden Tag neu fest.

Damit es auch weitab von Land und Radarüberwachung keine Gefahr von Zusammenstößen gibt, hat man sich zudem auf eine Regel geeinigt: Wer über dem Ozean in Richtung Westen reist, fliegt auf Flughöhen mit geraden Tausender-Zahlen - also beispielsweise 28 000 Fuß (etwa 8,5 Kilometer). Nach Osten sind die Tausender ungerade.

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