Flugzeug-Ausstattung zu luxuriös:Air Sarko One in Turbulenzen

Eigentlich wollte Nicolas Sarkozy im neuen Staatsjet einen Pizzaofen und eine Badewanne - nach viel öffentlicher Kritik am "Versailles der Lüfte" bekommt der französische Präsident nun Dusche und Mikrowelle.

Stefan Ulrich

Selten hat ein Flugzeug die Phantasien so beflügelt wie die neue Maschine des französischen Präsidenten. Zwar wird die 176 Millionen Euro teure "Air Sarko One", so ihr Spitzname, erst im Oktober in den Dienst des Staatschefs gestellt - derzeit wird der Airbus in einem Hangar des Flughafens Bordeaux hergerichtet. Doch schon seit Wochen wabern phantastische Gerüchte um Nicolas Sarkozys künftiges Transportmittel.

Mal meldete eine Zeitung, der Staatsjet werde mit einem Pizzaofen ausgestattet, schließlich stammt die Gattin Carla Bruni aus Italien. Dann behauptete das Enthüllungsblatt Le Canard Enchaîné, Sarkozy habe trotz Überschwemmungsgefahr bei Turbulenzen darauf bestanden, eine Badewanne in sein Luftschiff einzubauen. "Er wollte partout eine Badewanne", zitierte der Canard einen Techniker. Außerdem hieß es, das Rauchmeldesystem werde umgebaut, damit er unterwegs Zigarren schmauchen könne. Von einem "fliegenden Schloss" schrieben die Blätter, einer Art Versailles der Lüfte.

Sarkozy mit Zigarre und Carla in der Badewanne, und das in 12.000 Metern Höhe - die Vorstellung passte einfach zu gut ins Bild des luxusverliebten Jetset-Präsidenten. Seine Gegner wussten sich dies zunutze zu machen. So befand Ségolène Royal, die sozialistische Kandidatin bei der Präsidentschaftswahl 2007, Sarkozy solle sein Flugzeug abbestellen und das Geld in den Hochwasserschutz an der Atlantikküste stecken. Dämme statt Badewanne. Ex-Premier Dominique de Villepin, ein Intimfeind des Staatschefs, mäkelte: "In Krisenzeiten hätte er sich damit begnügen können, die alte Luftflotte zu benutzen."

Tatsächlich hat der Präsident vor der Sommerpause zum "Kampf gegen Verschwendung auf allen Ebenen der Regierung" aufgerufen und sein Kabinett zum Sparen verdonnert. Die von Zigarren- und Reiseaffären gebeutelten Minister müssen sich künftig mit je 20 persönlichen Mitarbeitern begnügen, öfter den Zug statt das Flugzeug benutzen und auf Auslandsfahrten in Botschaftsgebäuden statt in Hotels nächtigen. Und ausgerechnet in solchen Zeiten gönnt sich der Chef ein Traumschiff der Lüfte? Sarkozys Leuten wurde klar: Sie mussten diesem Eindruck schnell entgegentreten.

Das Präsidentenflugzeug habe "nichts Prahlerisches", versicherte zunächst Regierungssprecher Luc Chatel. "Es gibt nur den Wunsch nach einer Ausstattung, die auf der Höhe der fünftgrößten Weltmacht ist." Zur Frage nach der Badewanne meinte Chatel, er kenne keine Details. So sah sich nun das Verteidigungsministerium, auf dessen Etat die Maschine geht, veranlasst, die Details der Air Sarko One zu offenbaren.

Die zentrale Botschaft lautet: Es wird keine Badewanne geben, sondern nur eine Dusche. Und in der ganzen Maschine herrscht absolutes Rauchverbot. Der Pizzaofen war schon vorab dementiert worden. Sarkozy und seine Begleiter müssen sich mit aufgewärmtem Essen begnügen.

"Nichts ist aus Gold"

Wie also sieht er wirklich aus, der zehn Jahre alte Airbus, der gebraucht gekauft und komplett umgebaut wurde? Der Präsident bekommt ein Zimmer mit Doppelbett und Duschbad sowie einen Salon mit Schreibtisch und Sitzecke. Es folgen Sekretariat und Küche sowie ein Telekommunikationsraum, der es erlaubt, verschlüsselte Nachrichten auszutauschen. Im abhörsicheren Versammlungsraum steht ein ovaler Tisch mit elf Sitzen. Außerdem ist ein Krankenbereich eingerichtet sowie ein Passagierraum mit 60 Sitzen für den Präsidententross aus Beratern, Leibwächtern, Wirtschaftsführern und Journalisten. "Nichts ist aus Gold", heißt es aus der Regierung. Die Einrichtung sei "praktisch und modern".

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"Es gibt den Wunsch nach einer Ausstattung, die auf der Höhe der fünftgrößten Weltmacht ist": Sarkozy mit Gattin.

(Foto: AFP)

Das klingt kaum nach Versailles. Der Präsident muss sich dennoch fragen lassen, ob er den neuen Jet wirklich braucht. Nein, finden seine Gegner, die kleineren Vorgänger vom Typ Airbus A319 reichten aus. Ja, versichert Sarkozys Umfeld. Der Präsident reise viel mehr als seine Vorgänger, um die Interessen der Republik in aller Welt zu vertreten. Da sei es sinnvoll, dass er unterwegs gut arbeiten und sich ausruhen könne.

Auch sei es unzumutbar, mit den alten Maschinen mit ihren geringeren Reichweiten immer wieder zwischenlanden zu müssen. So seufzte Sarkozy einmal auf einer Reise nach Japan beim Stop in Sibirien: "Das ist das fünfte Mal, dass ich nach Nowosibirsk komme. Ich bin noch nie aus dem Flugzeug ausgestiegen. Gibt es hier Boutiquen?"

Im Rahmen des G-8-Gipfels 2007 in Heiligendamm soll Sarkozy beim Anblick von George Bushs "Air Force One" beschlossen haben, sich ein neues Flugzeug zu bestellen. Nun wird es rechtzeitig für die G-8- und G-20-Präsidentschaft Frankreichs fertig. Sarkozy wird um die Welt fliegen können, ohne in Sibirien aufzutanken oder sich vor den Jets der Kollegen schämen zu müssen. Zwar wird es nichts mit dem Bad in den Wolken, aber dafür geht Duschen schneller und ist in Sparzeiten besser fürs Image.

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