Flüchtlinge:SOS

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Auf der Flucht nach Europa geraten immer wieder Menschen in Lebensgefahr. Wie kann man sie von der gefährlichen Fahrt übers Mittelmeer abhalten?

Von Claudia Henzler

Die Fahrt über das Mittelmeer ist gefährlich. Immer wieder geraten Flüchtlinge in Seenot. Am vergangenen Wochenende sind Hunderte Menschen ertrunken, als ein Boot mit etwa 800 Flüchtlingen kenterte. Nun überlegen Politiker in ganz Europa, wie man verhindern kann, dass Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa sterben. Wahrscheinlich werden sie das Problem nicht auf einmal lösen können. Es werden viele kleine Lösungen sein, die zusammengehören. Hier eine Übersicht über die Vorschläge und Ideen:

Flüchtlinge retten

Die EU will mehr Schiffe losschicken, die im Mittelmeer patrouillieren und Flüchtlinge aus seeuntüchtigen und überfüllten Booten retten. Das Geld für diesen Wachdienst soll von allen Mitgliedsstaaten der EU kommen. Solch ein groß angelegte Rettungsaktion wollten manche EU-Länder bisher nicht. Sie hatten Angst, dass noch mehr Flüchtlinge übers Mittelmeer kommen, wenn es nicht mehr so gefährlich ist.

Schleuser bestrafen

Um nach Europa zu reisen, braucht man eine Erlaubnis (ein Visum - die Mehrzahl heißt Visa). Wer ein Visum will, muss meist nachweisen, dass er nicht lange bleiben wird oder dass er genug Geld mitbringen kann, um davon zu leben. Etwa zwei Drittel der Flüchtlinge, die nach Europa kommen, reisen mit einem Visum ein und bleiben, auch wenn es abgelaufen ist. Doch viele Flüchtlinge, vor allem aus Afrika, bekommen kein Visum. Andere können in ihrer Not nicht darauf warten. Denn für ein Visum müssten sie in dem Land, in dem sie sich befinden, in die Botschaft eines EU-Landes gehen. Und dann warten, bis über ihren Antrag entschieden ist - oft mehrere Monate. Deshalb kommen Flüchtlinge auch heimlich über die Grenze: Mehr als 200 000 waren es im vergangenen Jahr. Die meisten steigen nicht in ihr eigenes Boot, sondern bezahlen jemanden für die Überfahrt. Die Leute, die Flüchtlinge gegen Bezahlung über die Grenze bringen, nennt man Schleuser. Oft geht es Schleusern ums Geldverdienen, nicht darum, den Flüchtlingen zu helfen. Manche bringen Flüchtlinge in überfüllten Booten in Lebensgefahr. Dieses Geschäft mit der Flucht könnte man einschränken, wenn Schleuser gefasst und bestraft würden.

Havarie eines überladenen Flüchtlingsbootes vor Lampedusa Copyright JOKER AlexanderxStein JOKER1105

In völlig überfüllten Booten wie diesem machen sich Flüchtlinge auf die gefährliche Überfahrt. Hier ist das Ufer zum Glück schon in Sicht.

(Foto: Imago/Joker)

Asyl im Ausland beantragen

In Europa bekommen Menschen Schutz, die verfolgt werden und deren Leben bedroht ist. Dafür müssen sie einen Antrag auf Asyl stellen (das Wort bedeutet "Zuflucht"). Bisher müssen Flüchtlinge europäischen Boden betreten, um das zu tun. Das könnte die EU ändern. Dann könnten Flüchtlinge den Antrag schon im Ausland stellen und dann - falls er angenommen wird - legal nach Europa einreisen.

Mit Erlaubnis einreisen

Zurzeit kommt ein großer Teil der Flüchtlinge aus Syrien. Dort herrscht seit mehr als zwei Jahren Krieg. Fast alle, die es von Syrien bis nach Europa schaffen, dürfen zumindest für einige Jahre bleiben. Warum müssen sie also auf solch gefährlichen Wegen einreisen? Die EU-Länder könnten mehr Visa an Kriegsflüchtlinge vergeben. Sie könnten gemeinsam entscheiden, welches Land wie viele syrische Flüchtlinge aufnehmen kann.

Mehr Nothilfe im Krisengebiet

Die Länder auf der Welt haben sich zu den "Vereinten Nationen" (UN) zusammengeschlossen, um große Probleme gemeinsam zu lösen. Das Flüchtlingshilfswerk der UN kümmert sich um Millionen Syrer, die aus ihrem Land in Nachbarstaaten geflohen sind. Denn die meisten Flüchtlinge machen sich gar nicht auf den weiten Weg nach Europa. Sie leben in der Türkei oder in Libanon. Doch das Geld des Flüchtlingshilfswerks ist knapp. Die UN-Länder könnten ihm mehr Geld geben.

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Einwanderungspolitik

Wer sich auf ein Flüchtlingsboot setzt, muss sehr mutig oder sehr verzweifelt sein. Einige dieser Flüchtlinge sehen zu Hause für sich keine Zukunft. Viele kommen aus einem afrikanischen Land, in dem es große Armut gibt, viel mehr junge Menschen als Jobs, oder in dem sogar ein gefährliches Chaos herrscht. Sie erträumen sich ein besseres Leben in Europa. Sie bekommen aber kein Asyl, weil sie nicht verfolgt werden. Nach einigen Monaten werden sie zurückgeschickt. Die gefährliche Reise war damit sinnlos. Manche Politiker fordern, dass Europa mehr Einwanderer aus armen Ländern aufnimmt, die zwar nicht verfolgt werden, aber zu Hause wenig Chancen haben - nicht alle, aber jedes Jahr eine bestimmte Zahl. Sie sollen sich darum bewerben können, hier zu leben.

Mehr Jobs für Afrika

Europa könnte überlegen, was es für die afrikanischen Länder, aus denen Menschen auswandern, tun kann. Schon jetzt unterstützen reiche Länder wie Deutschland viele afrikanische Staaten - etwa beim Bau von Wasserleitungen oder Krankenhäusern. Europa könnte außerdem die Industrie in diesen Ländern fördern und so erreichen, dass dort mehr Jobs entstehen. Denn aus einem Land, in dem man eine gut bezahlte Arbeit finden kann, wollen weniger Menschen weggehen.

Libyen helfen

Viele Flüchtlingsboote starten in dem nordafrikanischen Land Libyen. Dort gab es vor einigen Jahren eine Revolution, die alten Machthaber wurden abgesetzt. Jetzt kämpfen eine neu gewählte Regierung und Anhänger der alten um die Macht. In dem Land herrscht Chaos. Die Grenzen werden nicht wirklich bewacht, die Schleuser von Flüchtlingen nicht verfolgt. Europa könnte der Regierung Hilfe anbieten, damit sie die Lage in den Griff bekommt.

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