Fernsehtürme:Ja riesig!

In fast jeder Großstadt steht ein Fernsehturm. Viele sind in den 60er-Jahren entstanden und haben oben ein Restaurant. Wozu wurden die Fernsehtürme eigentlich gebaut - und braucht man sie heute noch?

Von Elena Adam

Oft sind sie das Erste, was aus der Ferne von einer Stadt zu sehen ist. Hohe, spitz zulaufende Türme, auf denen Antennen stehen. Als das Fernsehen erfunden wurde, mussten neue Sendeanlagen gebaut werden. Es gab zwar schon Sendemasten fürs Radio, doch die waren für die Fernsehwellen meist zu niedrig. Denn das Programm wurde durch besondere Funkwellen direkt an die Antennen der Fernsehgeräte übertragen. Mitte der 1930er-Jahre wurden die Fernsehmasten oft auf Berge gebaut, etwa auf den Brocken im Harz oder den Feldberg im Schwarzwald. Anders in Berlin: Der dortige Funkturm taugte mit seinen 146,7 Metern auch fürs Fernsehen. Er war 1926 fertiggestellt worden und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Seine Bauweise aus einem Stahlfachwerk erinnert an den Eiffelturm in Paris.

Der weltweit erste Fernsehturm in der heute bekannten Form wurde im Jahr 1956 in Stuttgart errichtet. Er war wie eine Röhre gebaut, hatte in seinem Inneren zwei Fahrstühle und oben eine Aussichtsplattform und ein Restaurant. Der Bau war eine Sensation. Viele Menschen hatten gedacht, dass es nicht möglich sei, einen so hohen und schmalen Turm zu bauen, der nicht umkippt. Danach wollten viele Städte auf der ganzen Welt auch einen Turm haben, um damit zu prahlen. Je größer, desto besser.

Interessant ist, dass die Fernsehtürme oft viel hübscher gebaut wurden, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Ein einfacher dünner Mast hätte vollkommen ausgereicht. So aber wurden die Fernsehtürme zu einem beliebten Ausflugsziel. In Stuttgart beispielsweise kamen in den ersten fünf Jahren so viele Besucher, dass die eingenommenen Eintrittsgelder genauso hoch waren wie die Baukosten. Die Stuttgarter sind schon lange stolz auf ihren Turm. Als er gebaut wurde, hatte es aber auch Proteste gegeben. Viele Bürger hatten sich beschwert, dass das riesige Ding die Landschaft verschandele.

Heute haben die Fernsehtürme an Bedeutung verloren. Das Fernsehen kommt jetzt über unterirdische Kabel oder Satellitensignale in die meisten Häuser. Auf dem Stuttgarter Fernsehturm beispielsweise sind die Fernsehantennen momentan stillgelegt. Ein benachbarter Fernmeldeturm der Telekom sendet das Programm der ARD für alle, die weder über Satellit noch Kabel empfangen.

Doch die Türme werden in Zukunft wohl wieder wichtiger werden, denn auch die neuen digitalen Fernsehsender müssen ausgestrahlt werden. Vom Frühjahr 2017 an sollen alle großen TV-Sender auch über Antenne digital zu empfangen sein. In München wurde das schon vorbereitet. Dort wurden Anfang März die neuen Anlagen auf dem Olympiaturm installiert.

Wegen ihrer Aussichtsplattformen und Restaurants ziehen die Fernsehtürme immer noch viele Touristen an. Allerdings sind die Besucher in einigen Städten weniger geworden - vielleicht, weil man von vielen Hochhäusern fast den gleichen Ausblick genießen kann wie von einem Fernsehturm. Abreißen will die Türme aber niemand mehr. Viele Menschen können sich das Wahrzeichen ihrer Stadt gar nicht mehr wegdenken.

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