Faule Engländer:Zu müde für die Liebe

Lesezeit: 2 min

Fast drei Viertel der Briten haben abends keine Lust, mit den Kindern zu spielen, Sport zu treiben, mit dem Hund Gassi zu gehen - oder Sex zu haben.

Ach, heute nicht, Liebling: Fast drei Viertel der Briten sind einer Studie zufolge abends viel zu müde zum Sex. Mit den Kindern zu spielen oder mit dem Hund Gassi zu gehen, ist den meisten auch zu viel. Manche sind so träge, dass sie lieber ein Fernsehprogramm sehen, das sie nicht ausstehen können, als aufzustehen und umzuschalten. Am "faulsten" sind laut Umfrage die Leute in Glasgow. Dort bringen es drei Viertel nicht fertig, sich drei Mal die Woche Bewegung zu verschaffen.

Sport? Sex? Spaziergang? Drei Viertel der Engländer sagen dazu: No! (Foto: Foto: iStockphotos)

Offensichtlich seien die Leute nicht motiviert, meint Sarah Dauncey, ärztliche Leiterin der Gesundheitsorganisation Nuffield Health. Deren repräsentative Umfrage unter 2049 Erwachsenen sollte den Umständen zunehmenden Übergewichts auf den Grund gehen. Heraus kam unter anderem, dass 73 Prozent abends nicht mehr die Energie aufbringen, sich leidenschaftlich dem Partner zu widmen. 64 Prozent der Eltern mochten nicht mehr mit den Kindern spielen. 52 Prozent hatten keine Lust, den Hund auszuführen.

Die Forscher gewannen den Eindruck, dass Fernbedienungen, Fertigmahlzeiten und Internet-Shopping so zur Bequemlichkeit verführen, dass Fitness-Vorsätze ganz zuletzt kommen. "Die Entscheidung, sich mehr zu bewegen, ist für jeden Einzelnen wichtig, für die Kinder und, wie es scheint, auch für den Hund", sagte Dauncey. "Wenn wir das Problem nicht in den Griff bekommen, wird eine ganze Generation bald nicht mehr fit genug sein für die einfachsten Aufgaben." Unter anderem erklärte ein gutes Drittel der Befragten, dass sie nicht rennen würden, um den Bus noch zu erwischen. "Es fängt damit an, dass sie nicht zum Bus rennen wollen, und endet damit, dass sie nicht zum Bus rennen können", warnte Dauncey.

Nicht wollen - nicht können

Keine drei mal Bewegung wöchentlich räumten 67 Prozent der Befragten in Birmingham, 66 Prozent in London und 64 Prozent in Bristol ein. Das Schlusslicht bildete Glasgow mit 75 Prozent.

Bürger der größten schottischen Stadt wie Siobhan McMasters wiesen das Faulpelz-Image weit von sich. "Tatsache ist doch, dass die Leute in Großbritannien mit am längsten in Europa arbeiten", erklärte die berufstätige Mutter. "Natürlich haben wir keine Zeit, ins Fitnessstudio zu gehen oder mit unseren Kindern zu spielen. Wir sind zu beschäftigt damit, überarbeitet zu sein."

Glasgow weist mit die schlechtesten Gesundheitsstatistiken in Großbritannien auf. Männer in den ärmsten Stadtvierteln haben einer Untersuchung des Gesundheitsamts zufolge eine Lebenserwartung von 54 Jahren - im Irak sind es 67 Jahre. Ursachen sind Armut, schlechte Ernährung, zuviel Tabak und Alkohol.

Bill Laidlaw lebt in einem der gehobenen Viertel im Westend. Stolz tätschelte er seinen Bauch und gab freimütig zu, dass er mehr Bewegung nötig hätte. "Ich bin es nur leid, von Behörden und Ärzten ständig faul und ungesund genannt zu werden", sagte er. "Jede Woche hackt die Regierung oder eine Umfrage oder sonstwer auf uns rum. Das ist ein freies Land. Und vielleicht wäre es besser für uns alle, wenn die das Geld mal nicht in Umfragen stecken würden sondern dahin, wo es was nutzt."

© sueddeutsche.de/AP/aro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: