Familientrio:Wer kümmert sich um die Kinder, wenn die Eltern sterben?

Eine Mutter würde gerne festlegen, dass die Kinder dann zu den Großeltern kommen. Ihr Mann ist dagegen. Was tun? Unsere Familienexperten antworten.

1 / 5

Alma W. aus Hamburg fragt:

-

Quelle: Michal Parzuchowski/Unsplash

In dunklen Momenten denke ich darüber nach, wer auf unsere drei Kinder (1, 3 und 7) aufpasst, wenn wir sterben. Mir graut davor, dass zwischen den Großeltern ein Streit um die Kinder losgehen könnte. Ich würde das gerne jetzt festlegen. Am liebsten wäre mir, dass sie zu meinen Eltern kommen, da die noch fitter sind. Mein Mann ist dagegen. Das führe zu unnötigem Streit.

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de.​​​

2 / 5

Kirsten Fuchs

-

Quelle: Stefanie Fiebrig

Wollen denn überhaupt beide Großelternparteien? Falls ja, können Sie doch nicht einfach zu Gunsten Ihrer Eltern entscheiden. Dass eine Partei fitter ist, würde mir als Argument auch nicht reichen. Warum sollen sie dadurch automatisch geeigneter sein? Darüber könnten Sie doch mal mit den Großeltern reden (anstatt nur mit dem Mann zu streiten. Es geht doch um eine Lösung, oder?) und dann etwas aufschreiben, wie "60 Prozent hier, 40 Prozent da". Und wenn alle vier Großeltern nicht total scheußliche Personen sind, dann werden sie sogar eine Lösung finden, bei der Sie ganz in Ruhe sterben können beziehungsweise erst mal ganz in Ruhe leben. Wenn Ihre Kinder tatsächlich ohne Sie aufwachsen müssten, könnten Sie als Eltern vermutlich viele Sachen nicht im Vorhinein regeln. Aber vermutlich werden Sie nicht so bald sterben. Jedenfalls sollten Sie nicht Ihre Kinder fragen, die kriegen einen Mordsschreck.

Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kurzgeschichten und Romane, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher. Ihr Buch "Mädchenmeute" erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

3 / 5

Jesper Juul

Jesper Juul

Quelle: Anne Kring

Das ist für mich fast unmöglich zu beantworten, da ich nicht weiß, ob einer von Ihnen krank ist und so weiter. Es scheint jedoch ratsam zu sein, dass Sie und Ihr Mann darüber reden, wie Sie beide zu Ihren Eltern und Schwiegereltern stehen. Wenn Eltern sich derart uneins sind, gibt es immer zwei Wege: Machtkampf (den ich nicht empfehle) oder ernste Aussprache. Mit ernst meine ich, dass jeder von Ihnen sich alle Zeit der Welt nimmt, um die folgende Frage zu beantworten: "Warum will ich, dass meine Eltern die Kinder nehmen?" Der andere hört zu und unterbricht nicht. Wenn der Monolog zu Ende ist, hören Sie auf. Am nächsten Tag ist der andere dran, und Tags drauf wieder der erste. Sie machen weiter, bis alles gesagt wurde. Dann warten Sie ein paar Tage. In ernsten Konflikten werden die wichtigsten Dinge meisten in den ersten 15 Minuten gesagt. In den Pausen dazwischen aber nähert man sich manchmal aneinander an.

Jesper Juul ist Vater, zweifacher Großvater und Familientherapeut in Dänemark. Er hat zahlreiche Erziehungsratgeber geschrieben, darunter den in 14 Sprachen übersetzten Bestseller "Dein kompetentes Kind".

4 / 5

Collien Ulmen-Fernandes

-

Quelle: Anatol Kotte

Angenommen, Sie sind nicht mehr da, dann ginge es doch darum, Ihren Kindern möglichst viel Aufmerksamkeit, Liebe, Hilfestellung zu bieten, und wenn Sie von vorneherein zwei Menschen aus dieser Formel ausnehmen, die Ihren Kindern nahestehen, nehmen Sie in erster Linie Ihren Kindern etwas weg. Das Thema scheint Sie zu beschäftigen. Warum also sollte man die Was-wäre-wenn-Frage nicht verhandeln? Für mich klingt es so, als sei das Verhältnis zwischen den Großeltern nicht so optimal, aber genau da können Ihre Kinder nichts dafür. Also betreiben Sie doch einfach Politik, finden Sie einen Kompromiss, lassen Sie die Eltern miteinander reden. Bilden Sie einen Vierer-Uno-Sicherheitsrat, mit dem einen und einzigen Ziel zu klären, dass Ihre Kinder im tragischen Falle Ihres Ablebens gut aufgehoben sind. Ein Gespräch unter Ausschluss von egomanen Beweggründen, Eifersüchteleien und so weiter. Wenn diese Regeln klar definiert sind, dürfte das allen Beteiligten helfen. Darüber hinaus ist es auch nie eine schlechte Idee, die Personengruppe, die betroffen ist - Ihre Kinder - selbst mal zu befragen.

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter hat mehrfach Texte zum Thema Elternsein veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das Buch "Ich bin dann mal Mama".

5 / 5

-

Quelle: SZ

Weitere Leserfragen und Expertenantworten finden Sie auf unserer "Familientrio"-Übersichtsseite.

© SZ.de/eca
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: