Fake News:Wenn der Goldfisch behauptet, ein Hai zu sein

In den Nachrichten und im Internet wird in letzter Zeit viel über "Fake News" geredet, gefälschte Nachrichten. Dabei sind es Lügen.

Von Dirk von Gehlen

Es begann mit einer kleinen Botschaft in der Whatsapp-Gruppe der sechsten Klasse. Moritz schrieb, dass er nach der Schule zufällig die Religionslehrerin getroffen habe. "Bruno ist mein Lieblingsschüler", habe sie gesagt. Zufällig ist Bruno der beste Kumpel von Moritz in der 6b. Und zufällig habe die Reli-Lehrerin auch gesagt: "Bruno soll Klassensprecher werden." Das schrieb Moritz jedenfalls in den Gruppenchat. Grinse-Smiley.

Eine Botschaft mit Beigeschmack: Moritz macht Stimmung für seinen Kumpel Bruno. "Fake News" nennt man solche Falschmeldungen auf Englisch. Es sind absichtliche Lügen, die Menschen weitererzählen, um ihre Meinung gut dastehen zu lassen. Was Moritz in der Whatsapp-Gruppe der 6b machte, passiert auch in der großen Politik. Dass dort derzeit viel über Fake News gesprochen wird, liegt an dem neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Bevor der gewählt wurde, gab es im Internet sehr viele Gerüchte, die ihn in einem guten Licht zeigen sollten. Irgendjemand behauptete zum Beispiel, der Papst sei dafür, dass Trump Präsident wird. Das stimmt nicht, aber ganz viele Leute erzählten es weiter.

Das Gleiche passierte auch mit Moritz' Geschichte aus dem Klassenchat. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt, zog das Gerücht Kreise. Es landete in anderen Klassenchats, sogar in anderen Schulen, und am Ende erzählten auch einige Eltern es ihren Freunden weiter. Als am nächsten Montag der neue Klassensprecher in der 6b gewählt werden sollte, hatte fast der ganze Ort von dem Gerücht gehört. Aber niemand wusste, ob es eigentlich stimmt. Denn die Religionslehrerin gefragt hatte keiner.

Fake News: Vieles im Leben kann man unterschiedlich sehen, je nachdem aus welcher Richtung man guckt. Aber wenn jemand ganz bewusst etwas Unwahres behauptet, dann ist und bleibt es eine Lüge.

Vieles im Leben kann man unterschiedlich sehen, je nachdem aus welcher Richtung man guckt. Aber wenn jemand ganz bewusst etwas Unwahres behauptet, dann ist und bleibt es eine Lüge.

(Foto: Shutterstock / Romolo Tavani)

So ist das mit Fake News und Gerüchten: Meistens haben Menschen einfach vergessen, rechtzeitig nachzufragen. Oder sie haben es absichtlich nicht gemacht, weil sie es spannender finden, die falschen Nachrichten weiterzuerzählen. So hören immer mehr Leute davon, und einige von ihnen glauben es dann. Völlig egal, ob es stimmt oder nicht.

Menschen wie Sean Spicer, der für Donald Trump Nachrichten an die Presse gibt, nutzen das aus. Nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten behauptete er, dass so viele Menschen wie noch nie die Zeremonie in Washington besucht haben. Das stimmte nicht, aber Spicer erzählte es trotzdem. Und kein Journalist durfte nachfragen: Woher wissen Sie das denn?

Dabei ist das die einzige Möglichkeit, um Fake News von echten Nachrichten zu unterscheiden: Man muss nachfragen (ein paar Tricks wie man das bei Fake News im Internet anstellt, haben wir rechts aufgeführt). Im Falle von Lieblingsschüler Bruno hätte man bei der Religionslehrerin nachfragen können. Und auch bei Trump muss man nachfragen. Gute Zeitungen und Websites machen das. Sie fragen bei der U-Bahn nach, die die Menschen zu Trumps Fest in Washington gefahren hat. Denn der Betreiber der U-Bahn hat mitgezählt, wie viele Fahrkarten verkauft wurden. Bei der Amtseinführung von Obama waren es 513 000 Fahrkarten, bei Donald Trump waren es 193 000 Tickets. Wenn Sean Spicer trotzdem sagt, dass so viele Menschen bei Trumps Fest waren wie nie zuvor, dann ist das eine Lüge - und zwar eine absichtliche Lüge.

Woran erkenne ich Fake News?

Um herauszubekommen, ob das, was man liest, anschaut oder weitergeleitet bekommen hat, eigentlich stimmt, muss man wie ein Detektiv vorgehen. Die wichtigste Frage lautet: Von wem kommt die Information? Fake News sind Falschnachrichten, die jemand absichtlich verbreitet, um Meinungen zu beeinflussen oder Geld zu verdienen. Verdächtig ist also, wenn unklar bleibt, wer dahinter steckt. Wenn einem mulmig ist: googeln. Denn Fake News wurden meist schon durch andere entlarvt, die davor warnen. Das funktioniert sogar bei Bildern. Bei der Rückwärtssuche kann man Bilder hochladen und sehen, wo ein Bild früher schon mal aufgetaucht ist: google.de/imghp. Auf mimikama.at oder hoaxmap.org werden Fake News gesammelt.

SZ

Denn in Wahrheit ist "Fake News" nur ein anderes Wort für: Lügen. Die, die Fake News verbreiten, geben sich viel Mühe, sich immer neue Begriffe für Lügen auszudenken. Zuletzt kamen sie auf die Idee, ihre Geschichten "alternative Fakten" zu nennen. Das klingt schöner als Lügen, ändert aber nichts daran: Alternative Fakten sind auch Lügen.

Wenn Sean Spicer und Donald Trump absichtlich Lügen verbreiten, ist das nicht fair, und sehr viele Menschen in Amerika protestieren derzeit dagegen. Aber auch in Deutschland kann man etwas dagegen tun: Denn Fake News kann man am besten bekämpfen, indem man sie einfach gar nicht weitererzählt. Egal, ob sie von Donald Trump oder von Bruno handeln, der am Ende übrigens bei der Klassensprecherwahl verloren hat.

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