Fairness im Kindersport:Vorsicht, spielende Kinder

Fairness im Kindersport: Statt Teamgeist und Fair Play steht immer häufiger Schubsen und Tricksen auf dem Trainingsplan.

Statt Teamgeist und Fair Play steht immer häufiger Schubsen und Tricksen auf dem Trainingsplan.

(Foto: Dusan Kostic - Fotolia)

Von wegen Teamgeist und Fair Play: Im Verein lernen Kinder schnell, wie man rempelt, trickst und pöbelt. Was läuft da schief?

Von Werner Bartens

Erst schubst er, dann tritt er. Ein klares Foul. Der Schiedsrichter verwarnt Marco ruhig und sachlich, aber der Zehnjährige schreit den Unparteiischen an: "Von dir altem W... lasse ich mir gar nichts sagen." Der Referee, ein gestandener Mittfünfziger, schickt den Jungen vom Platz. Später trägt er den Vorfall in den Spielberichtsbogen der E-Jugend ein.

Was er nicht notiert, ist die Reaktion der Eltern. "Das ist doch noch ein Kind", ruft der Vater nach dem Platzverweis. Er verteidigt seinen Sohn, statt ihn aufzufordern, sich bei Schiedsrichter und Gegner zu entschuldigen. Das Kind muss den Schluss ziehen: Egal, wie unfair ich mich verhalte, das passt schon, Frechheit siegt.

Ortswechsel, Bezirksmeisterschaft im Tennis. Tom hat sich bei den Zehn- bis Zwölfjährigen qualifiziert. Er schlägt auf, der Return des Gegners landet im Feld, eine Handbreit vor der Linie. Die Zuschauer sehen es, Tom ruft trotzdem energisch "Aus". Sein Vater steht am Zaun und nickt. Zwei Ballwechsel später verzählt sich Tom zu seinen Gunsten, dann reklamiert er einen Ball, den sein Gegner zu recht aus gibt: "Der war drin!" Tom ist gefürchtet in seinem Jahrgang; nicht wegen seiner Spielkunst, sondern weil er ständig bescheißt.

Diese Wortwahl ist leider nötig, sie spiegelt den Umgang auf vielen Sportplätzen wider. Genauso wie es im Jugendtennis inzwischen die Kategorie der "Arschlochkinder" gibt. Sie verhalten sich so asozial, dass der Ausdruck unter Trainern mittlerweile gebräuchlich ist. Schon mit zehn Jahren pöbeln sie, schummeln und zweifeln jeden Ball an, der sich auf 30 Zentimeter der Linie nährt. Geraten sie in Rückstand, versuchen sie, ihren Gegner abzuschießen und dreschen den Ball mit voller Wucht in seine Richtung. Täuschen, Tricks und Psychoterror beherrschen sie schon im Grundschulalter.

Um Einzelfälle handelt es sich nicht. Die meisten Schiedsgerichtsverfahren im Sport gibt es in den jüngsten Jahrgängen. Im Januar kam es zum Abbruch eines E-Jugendspiels in Hamburg. Nach einem Platzverweis prügelten sich Eltern, Trainer und Betreuer; auch Kinder bekamen etwas ab. Sechs Streifenwagen waren im Einsatz.

Was ist da los, was läuft da schief? Ist der Sportverein nicht der ideale Ort, um Fair Play, Anstand, Teamgeist und Respekt vor dem Gegner zu lernen? Stattdessen klagen Verbandstrainer hinter vorgehaltener Hand über falsche Trainingsmethoden, fragwürdige Vorbilder, übertriebenen Ehrgeiz.

Lesen Sie den vollständigen Essay mit SZPlus:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: