Exotische Marathonziele:Zum Laufen an den Nordpol

Einfach nur Marathon laufen - langweilig. Den wirklichen Kick gibt erst die richtige Strecke. Am Nord- oder Südpol zum Beispiel. Oder auf der Chinesischen Mauer.

Birgit Lutz-Temsch

Alles fing mit einem einsamen Läufer in einem Fenchelfeld an. Er hieß Pheidippides, er sollte von Marathon, was eben Fenchelfeld heißt, nach Athen laufen. Nicht zum Spaß, nicht, um die Rettungsringe an seinen Hüften zu verkleinern, und auch nicht, weil er sich im jungen Alter von 40 Jahren nochmal beweisen wollte, was für ein harter Hund er doch ist.

Exotische Marathonziele: Der einzige Marathon, der nicht an Land statffindet: Am Nordpol läuft man über arktisches Meereis.

Der einzige Marathon, der nicht an Land statffindet: Am Nordpol läuft man über arktisches Meereis.

(Foto: Foto: Mike King)

Er sollte die Kunde von der gewonnenen Schlacht der Athener gegen die Perser in die Stadt tragen. So hat es zumindest Plutarch aufgeschrieben. Die berühmten 42,195 Kilometer ist diese Strecke lang, und der geplagte Pheidippides ist am Ziel nach Ausübung seiner Arbeit an einem frühen Burn-out-Syndrom gestorben - er fiel einfach tot um.

Es kann aber alles auch ganz anders gewesen sein. Vielleicht war Pheidippides der erste Ultraläufer aller Zeiten. Denn Herodot notierte, dass Pheidippides vor der Schlacht von Marathon nach Sparta lief, um um Hilfe zu bitten. Das sind 245 Kilometer, was Pheidippides laut Herodot in tapferen zwei Tagen schaffte und anschließend nicht starb.

Wie Pheidippides nun wirklich wann wohin lief, wird nicht mehr zu klären sein. Seinen Spuren allerdings folgen immer mehr Menschen, und weil Fenchelfelder langweilig sind, suchen sie sich immer exotischere Ziele. Der Laufmarkt boomt, und in gleichem Maße wie die Anmeldungen für Stadtläufe und Marathons landauf und landab kontinuierlich steigen, erfreuen sich auch Laufreisen immer größerer Beliebtheit. Die Veranstalter lassen sich dabei einiges einfallen.

Einer der exotischsten Läufe dürfte derzeit der Nordpol-Marathon sein. Gestartet wird in der Nähe des Drifteis-Camps Barneo, das jährlich am Ende des arktischen Winters errichtet und wieder abgebaut wird. Die Temperaturen reichen von 25 bis 40 Grad - unter Null. Veranstalter Richard Donovan ist der erste Mensch, der einen Marathon am Nord- und Südpol absolvierte. Jetzt bietet er Abenteuerlustigen Läufe in Arktis und Antarktis an.

Wärmer ist es beim Marathon auf der Chinesischen Mauer. Zum achten Mal findet er 2008 in der chinesischen Provinz Tianjin statt. Die Strecke ist hart - sie führt zwar nicht komplett über die Mauer, aber auf diesem Teilstück sind etliche Treppen zu überwinden. In einem angenehm feucht-heißen Klima.

Nicht gerade trocken ist es auch in Angkor Wat, wo man um die berühmten Tempelanlagen herum zumindest einen Halbmarathon laufen kann.

Ob, und wenn ja, wieviel Geld Pheidippides von seinem Feldherrn Miltiades auf seinen Trip mitbekommen hat, ist unbekannt. Viel gekostet haben dürfte sein Lauf nicht. Ein bisschen Wasser als Wegzehrung, fertig. Die heutigen Läufer müssen da schon tiefer in die Tasche greifen. Für den Nordpol-Marathon etwa sind es 11.900 Euro. Dafür wird man von Spitzbergen mit einer Antonov zum Drifteis-Camp geflogen, kann am nächsten Tag den Marathon laufen und kommt auch wirklich zum Nordpol. Billiger ist da der Lauf auf der Chinesischen Mauer, den es schon für knappe 2000 Euro zu buchen gibt.

Langweilig wird vermutlich beides nicht. Denn Fenchelfelder gibt es an keinem der beiden Ziele.

(Weitere Destinationen: siehe Bildergalerie)

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