Exklusive Lebensmittel:Trunkene Rinder und alte Eier

Um exklusive Lebensmittel herzustellen, greift der Mensch zu extravaganten Techniken. Er lässt Katzen Kaffeebohnen fressen, ehe er diese nach dem Verdauungsgang röstet oder und massiert betrunkene Rinder.

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Um exklusive Lebensmittel herzustellen, wendet der Mensch extravagante Techniken an. Er lässt Katzen Kaffeebohnen fressen, ehe er diese nach dem Verdauungsgang röstet oder massiert betrunkene Rinder. Ein Ranking der skurrilsten Techniken

Platz 10: Roquefort - französischer Blauschimmelkäse aus Schafsmilch

Spezielles Mischbrot wird gebacken, damit es anschließend einige Monate verschimmelt. Die entstehenden Kulturen werden pulverisiert und den Käselaiben aus Schafsmilch eingepflanzt. Diese reifen anschließend in Höhlen nahe der Stadt Roquefort heran. Bei der ersten Kostprobe beginnen für gewöhnlich die Nasenwände zu flattern, wogegen nur ein beherzter Schluck Süßwein hilft. Dafür: Platz 10.

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Platz 9: Gletscherwein - Weißwein aus dem Wallis

Der Wein wird auch gern "Schweizer Sherry" genannt. Doch nicht weil der Tropfen ähnlich dem spanischen Solero-System produziert wird, fällt das Getränk aus der Reihe: Die Fässer aus speziellem Lärchenholz werden zum Reifen in Gletschern versenkt. Da diese bekanntlich in Bewegung sind, wandern die Fässer während der Reifezeit. Trotz elektronischer Sensoren geht ab und an ein Fass verloren. Was mögen sich unsere Nachfahren denken, wenn Sie statt eines mumifizierten Ötzis ein eisgekühltes Fass Sprit mit defektem Sensor zu Tage fördern?

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Platz 8: 1000-jährige Eier - Delikatesse aus China

Es dauert natürlich keine 1000 Jahre, bis die chinesische Spezialität verspeist wird: Aber immerhin fünf Monate und länger werden die rohen Eier in einer Mischung aus Asche, Kalk und Salz gelagert. Dieser Zeitraum genügt, um die Delikatesse in den gewünschten Verzehrzustand zu befördern: Das Eiklar wird gallertartig, das Eigelb färbt sich von grau bis schwarz. Die Eier riechen und schmecken, wie sie aussehen: faulig. Aber wir sollten nicht über die Essgewohnheiten der Asiaten die Nase rümpfen. Es soll europäische Gourmets geben, die Spinnenkäse essen...

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Platz 7: Würchwitzer Spinnenkäse - Hartkäse aus Sachsen-Anhalt

Man lege Quarkbällchen in eine Holzkiste mit Tausenden Käsemilben und füttere die Tierchen mit Roggenmehl und getrocknetem Biokäse. Die Ausscheidungen der Milben dringen durch Diffusion in den Quark ein. Die Fermente bewirken seine Reifung. Nach etwa einem Monat färbt sich die Außenhaut gelb, nach drei Monaten rotbraun.

Liebhaber warten noch einige Monate länger, bis von der Delikatesse ein schwarzer Klumpen zurückbleibt. Viele der Milben werden zum Dank einfach mitverspeist. Der Charakter des "Würchwitzer Spinnenkäse" geht in Richtung Harzer Käse -mit einem bitteren Beigeschmack.

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Platz 6: US-Amerikanische Gentomate

Die Geschichte beginnt in Los Angeles, als die Kühlparzellen eines angesagten Restaurants über Nacht auf Gefrierstufe schalten. Der deutsche Küchenchef ist ebenso wütend wie irritiert: Wütend, weil jegliches Gemüse in den Müll wandert; irritiert, weil die Tomaten keinerlei qualitative Einbußen erleiden. Später an diesem Tag klärt ihn der Gemüsehändler auf, dass die empfindliche Pflanzenkost mit dem genetischen Code von Tiefseeflundern gekreuzt wurde, um sie Eisfach-tauglich zu machen. Ohne weitere Worte: Platz 6.

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Platz 5: Dr. Morse Salomons "Sprengfleisch"

Wenn es um Essgewohnheiten geht, sind die US-Amerikaner ein durchaus lustiges Volk, wie die Gentomate beweist. Das ist allerdings ein Kinkerlitzchen gegen den jüngsten Nepp: Rindfleisch wird in einen mit Wasser befüllten Tank gelegt und anschließend eine Sprengladung gezündet. Die Schockwelle, die durch das Fleisch donnert, macht es zarter - um gut 25 Prozent, wie Tests erwiesen. Diese bombastische Fleischbearbeitung ist zwar noch nicht marktreif, weil jedes Mal der teure Tank mit in die Luft fliegt - trotzdem verspürt der Erfinder, Dr. Morse Salomon, den Drang nach Umsatzgenerierung. Eindeutig: Platz 5.

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Platz 4: Linie Aquavit - Norwegische Spirituose mit Kümmel und Gewürzen aromatisiert

Die Spirituose ist bekannt, ihre extravagante Herstellung meist nicht: Fast fünf Monate wird der Schnaps in Holzfässern übers Meer geschippert. Das stetige Schaukeln auf See und die frische, salzige Brise sollen dem Linie Aquavit sein unverwechselbares Aroma verleihen. Auf der Rückseite des Etiketts werden der Schiffsname und das Datum der Äquatorüberquerung aufgedruckt. Versuche, die gewünschte Schnaps-Qualität an Land zu erzielen, blieben bislang erfolglos - wie immer diese Tests auch ausgesehen haben. Und da gibt es ökonomische Aufschreie, wenn Nordseegarnelen zum Puhlen nach Marokko verschifft werden?

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Platz 3: Nuoc Maam - südvietnamesische Fischsoße

Die Produktion von Nuoc Mam gleicht einem olfaktorischen Kollaps. Sprich: Sie stinkt! Um sich die eingängige Sinneserfahrung mit der vietnamesischen Fischsoße auszumalen, sollte man sich einen zermatschten Fisch in einem geöffneten Einmachglas vorstellen, das einige Monate in der Sonne verweilt. Dieser Duft - multipliziert auf Tonnenmaß - ergibt den Gestank, der von einer Fischsoßenfabrik im südvietnamesischen Nha Trang ausgeht. In Thailand heißt die Soße Pam Pla, auf den Philippinen Patis. Bei den Römern wurde sie unter dem Namen Garum verwendet, und selbst die alten Ägypter wussten den Geschmack des fermentierten Fischs zu würdigen. Vor allem in der asiatischen Küche zählt Fischsoße zu den beliebtesten Würzmitteln. Dafür: Platz 4.

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Platz 2: Kopi Luwak - teuerster Kaffee der Welt aus Indonesien

Gastro-Kritiker Jürgen Dollase fordert berechtigterweise mehr "kulinarische Intelligenz". Beim Genuss einer Tasse Kopi Luwak sollte man das Denken aber besser abschalten. Denn die Herstellung des indonesischen Kaffees ist, na ja, mehr anal als banal:

Der Fleckenmusang ist eine indonesische Schleichkatzenart, die gerne Kaffeekirschen vertilgt. Die unverdaulichen Bohnen werden von den Tieren wieder ausgeschieden. Sie werden daraufhin gesammelt, geröstet und für knapp 200 bis gut 1000 Euro pro Kilo verkauft. Nicht ohne Grund: Die Zeit der Darmfermentation soll dem Heißgetränk eine ganz eigene Note verleihen. Der Begriff Kaffeepott bekommt damit eine ganz neue Bedeutung.

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Platz 1: Kobe Beef - teuerstes Rindfleisch der Welt aus Japan

Die Wagyu-Rinder sind die Lieferanten dieses legendären Rindfleisches, das bei der Stadt Kobe nahe Osaka produziert wird. Bereits in ihren ersten Lebensmonaten erhalten die Kälber reines Naturkraftfutter. Doch das verwöhnte Kobe-Rind lebt nicht von Brot allein: Täglich wird den Viechern eine Ration Biermaische verabreicht. Die beruhigenden Gerbstoffe und der Alkohol entspannen die Ochsen; zudem wirkt der gegorene Brei mästend und appetitanregend zugleich.

Aber es geht noch weiter:

Um auch die letzte Möglichkeit von Muskelkontraktion zu unterbinden, werden die angetrunkenen Tiere täglich vom Stallpersonal gewaschen, gebürstet und eine Stunde mit Sake oder Kräuterölen - von Hand! - massiert. Dadurch bildet sich eine sehr dünne, gleichmäßige Fettschicht auf dem Muskelgewebe, und die gesamten Fleischteile werden von einer feinen Marmorierung durchzogen.

Ein wirklich angenehmes Ochsendasein, bis schließlich auch die Rinder-Ayurveda zu Ende geht und die Tiere ihre Karriere an den Haken hängen. Ein ganzes Rind ist für den stattlichen Betrag von 20.000 Euro zu erhalten. Der Kilopreis schlägt mit bis zu 800 Euro zu Buche. Das muss uns aber nicht interessieren: Kobe-Beef ist ein solch gustorisches Feuerwerk, dass die Japaner es größtenteils selbst verputzen.

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(sueddeutsche.de/Hannes Finkbeiner/mmk)

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