Erste Radtour nach der Winterpause:Das ging schon mal leichter

Radfahren

Endlich Sommer. Endlich wieder mit dem Rennrad unterwegs. Aber ging das schon immer so schwer?

(Foto: BeneA / photocase.com)

Sattblauer Himmel, maiwarmweiche Luft - genau der richtige Moment, um endlich das Rennrad aus dem Winterschlaf zu holen und die weiten Ebenen vor der Stadt zu erfahren. Da gibt es nur ein kleines Problem: Scheinbar sind die Muskeln in den Wintermonaten weggeschmolzen wie Polareis im Sommer.

Von Alex Rühle

Wow, war das grausam! Fühlte sich am Ende an wie das 4:0 der Bayern am Tag zuvor. Genauer gesagt fühlte es sich so an, wie sich der bayerische Kantersieg für einen der Barça-Verteidiger nach dem Abpfiff angefühlt haben muss. Demütigend, schlauchend, sudden death.

Dabei war zwei Stunden zuvor doch alles, alles gut gewesen: Dieser sattblaue Himmel. Das Spätnachmittagslicht. Die maiwarmweiche Luft. Genau der richtige Moment, um endlich das Rennrad aus dem Winterschlaf zu holen, die Kette zu ölen, die Speichen vom Kellerstaub zu befreien und dann eine erste Rennrunde zu radeln, mal sehen, vielleicht Deininger Weiher oder Dietramszell. Oder oder oder.

Wunderbar, einer dieser Momente, wo das ganze Leben vor einem zu liegen scheint wie die Great Plains, weit, offen und unbedingt erobernswert. Eine erste zarte Warnung gab es dann am Tierparkberg. Haben die den in den Wintermonaten aufgeschüttet? Verlängert? Gesteilt? Stimmt was mit meiner Schaltung nicht? Das war doch früher nicht so weit da hoch, verdammt. Meine Muskeln müssen in den Wintermonaten ähnlich still und dramatisch weggeschmolzen sein wie das Polareis in den Sommerwochen.

Richtig schlimm wurde es dann im Perlacher Forst. Allein schon diesen Satz schreiben zu müssen: "Richtig schlimm wurde es dann im Perlacher Forst" - was für eine Demütigung. Richtig schlimm kann es vielleicht auf dem Anstieg zum Mont Ventoux werden, naja, Kesselbergstraße ist auch schon haarig. Aber bitte, Perlacher Forst!

Im Sommer, nach ein paar Wochen Training, ist der einfach nur ein lästig ödes Hindernis, das es möglichst schnell zu durchqueren gilt: Die Fichtenstengelschatten flirren unter den Reifen weg, die Lunge hat kaum ihre Flügel ausgebreitet, da ist man durch diese brettgerade, monotone Rennstrecke schon in Oberhaching und kurz darauf in Oberbayern, oh du mein Oberbayern. Aber jetzt? Nach fünf Monaten Pause? Fühlt sich an, als hätte jemand den Rahmen meines gazellenschlanken Carver-Rads mit Beton ausgegossen.

Kurz hinter Oberhaching, noch mitten im feisten Speckgürtel, bin ich mit meinen dürren Winterwaden umgedreht.

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