Erotik:Sexshop light

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Die Beate Uhse AG steckt in der Krise - und versucht, sich etwas Neues einfallen zu lassen: Warum sich das Sex-Geschäft verändert und wie der Erotikshop der Zukunft aussieht.

Die Zeiten, in denen Männer heimlich in düstere Sexshops hinter dicken Vorhängen schlichen, sind vorbei: Die Branche habe sich komplett um 180 Grad gedreht. Das sagte Serge van der Hooft, Chief Operating Officer und Vorstandssprecher der Beate Uhse AG, der Süddeutschen Zeitung.

Eine Beate-Uhse-Filiale: Die neuen Geschäfte ziehen von schmuddeligen Ecken in die Innenstädte, sind offen gestaltet und wirken wie eine Mischung aus Drogerie und Modegeschäft. (Foto: Foto: dpa)

Die Beate Uhse AG machte in den ersten neun Monaten des Jahres 2009 bei 171 Millionen Euro Umsatz nur 500.000 Euro Gewinn. Im vergleichbaren Zeitraum des Jahres 2008 waren es noch 6,1 Millionen Euro.

Nun müssen die Strategen des Konzerns ihr Geschäft neu erfinden. Um zu erfahren, wie die Zukunft aussehen könnte, haben sie sogar Wissenschaftler beauftragt. Das Ergebnis: Forscher des Kelkheimer Zukunftsinstituts haben vor drei Jahren die Studie "Sexstyles 2010" veröffentlicht. Sie diagnostizierten fünf "Megatrends": Individualisierung, Frauen, Silberne Revolution - womit die DVD gemeint ist -, Digitalisierung und Wertewandel.

Vor allem das Internet brachte die Branche ins Schwitzen: Ein großer Teil der männlichen Kundschaft wandert ins Netz ab, Pornovideos sind dort leichter und billiger erhältlich. Früher fuhren Videokabinen und Filme satte Gewinne ein, bei Beate Uhse trugen Filme zeitweise 50 Prozent zum Umsatz bei. Allein der Verlust aus den Filmvorführungen brachte den Beate-Uhse-Konzern in einem Jahr um einen Gewinn von zwei Millionen Euro.

Die Lösung, die sich der Konzern nun für Deutschland überlegt hat, ist eine Erweiterung der Zielgruppe: Die "Beate Uhse Premium Shops", die derzeit in mehreren Städten entstehen, zielen auf Frauen und Pärchen. Niemand soll verschreckt davoneilen: Der Konzern beschäftigt sogar eigene Lovetoy-Designer, die dem Sex-Spielzeug ein wohnzimmerregalkompatibles Aussehen verleihen sollen.

266 Läden betreibt die Beate Uhse AG heute, das Konzept der Shops wird nun nach und nach umgestellt. Die Geschäfte ziehen von schmuddeligen Ecken in die Innenstädte, sind offen gestaltet und wirken wie eine Mischung aus Drogerie und Modegeschäft. Die Verpackungen von Sexspielzeugen werden immer neutraler. Die Beate Uhse AG verhandelt zudem gerade mit Baumärkten über Shop-in-Shop-Konzepte. "Smart Sex" nennt man diesen Trend, der derzeit vor allem in Deutschland festzustellen ist. International unterscheidet sich das Geschäft mit der Sexualität stark von Land zu Land: In jeder Region sind andere Dinge en vogue - mal Duftkerzen, mal Vibratoren, hier Designerstücke, dort Billigprodukte.

Die Zukunft sieht für die deutsche Sexindustrie allerdings trotz dieser Innovationen nicht gerade rosig aus, glaubt man Zukunftsforschern: Sie haben herausgefunden, dass die Sexhäufigkeit abnimmt, während das Treuebedürfnis steigt. "Nach Auswertung aller seriösen Studien zur Entwicklung der Erotik und Sexualität der letzten Jahre", heißt es, sei klar: "Die Koitus-Frequenz sinkt." Es entstehe "serielle Monogamie". Die Gesellschaft entziehe so der Sexindustrie schleichend die Grundlage.

Lesen Sie den Artikel der Süddeutschen Zeitung im vollen Wortlaut.

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