"Er sagt, sie sagt" zu Kindernamen:Und wenn wir es Baby nennen?

"Er sagt, sie sagt" zu Kindernamen: Kindernamen können zum Politikum werden.

Kindernamen können zum Politikum werden.

(Foto: Collage iStockphoto/SZ.de)

Sie wünscht sich einen ausgefallenen Namen, ihm fallen nur absonderliche ein. Lieber abwarten, wie das Baby aussieht? Oder gleich aufschieben, bis es erwachsen ist?

Von Violetta Simon

Sie: Jetzt sind es nur noch vier Wochen bis zum offiziellen Geburtstermin. Und wir haben noch immer keinen Namen.

Er: Dafür haben wir einen Kurs gebucht - für Hypnobirthing. Außerdem haben wir endlich ein Schnullerthermometer - und eine Babywaage, die sicher unverzichtbar ist, weil wir damit immerhin den Sonntagsbraten wiegen können.

Sie: Du verstehst das nicht. Das brauche ich alles - zur Beruhigung.

Er: Wie wäre es mit Fynn oder Paul?

Sie: Bitte nicht! Wenn wir unser Kind rufen, springen fünf auf und kommen angerannt. Ich hätte lieber etwas Ausgefallenes.

Er: Ich hätte auch noch Balthasar im Angebot.

Sie: Prima, und die anderen beiden nennen wir dann Caspar und Melchior?

Er: Welche anderen, kommen denn da noch mehr?

Sie: Nun ja, ausschließen möchte ich es nicht. Ich denke, das ist der Sinn der Sache, wenn man eine Familie gründen will.

Er: Eigentlich wollten wir ja nicht direkt eine gründen. Jedenfalls noch nicht.

Sie: Warum musst du das jedes Mal erwähnen? Das ist auch gar nicht gut fürs Baby. Hauptsache ist doch, es ist ein Kind der Liebe.

Er: Dann nennen wir es halt Amor. Oder Eros?

Sie: Eros Ehrenschwendner - dein Ernst? Das erinnert mich an einen aus meiner alten Klasse, Jean-Didier Ranzinger. Seine Schwester hieß Cleopatra. Nein, wirklich, das kann man einem Kind nicht antun. Ich finde, der Name muss wenigstens zum Nachnamen passen.

Er: Warum geben wir ihm nicht gleich meinen Namen? Bei uns ist es seit Generationen Brauch, dass die Jungs nach dem Vater benannt werden - da ist die Sache in Nullkommanix geritzt.

Sie: Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber ich denke nicht, dass Heribert ein geeigneter Name für ein Kind der heutigen Zeit ist.

Er: Kein Wunder, der ist ja auch von meinem Ururgroßvater.

Sie: Jedenfalls wird Heribert es wohl nicht in die nächste Generation schaffen, bedaure. Dann lieber gleich Ferdinand. Oder Fridolin.

Er: Und wenn es doch ein Mädchen wird?

Sie: Wie kommst du denn darauf, die Ultraschallbilder sind doch eindeutig!

Er: Deine Mutter hat es gesagt. Wegen der Form deines Bauchs.

Sie: Hör bitte auf, dich mit meiner Mutter über meine Schwangerschaft zu unterhalten, ja?

Mein Kind ist doch kein Obst!

Er: Eine Kollegin von mir hat ihr Kind Mirabelle getauft. Süß, oder?

Sie: Mirabelle, wie Zwetschge oder Pflaume? Ich bitte dich, mein Kind ist doch kein Obst!

Er: Wie wäre es mit Eleonora?

Sie: Klingt nett. Und wenn es ein Junge wird, Leon?

Er: Leon ist doch kein Name, sondern bestenfalls ein Teil von Eleonora.

Sie: Aber dass wir Frauen aus der Rippe des Mannes gemacht sein sollen, ist ok, ja?

Er: Nimm' es mir nicht übel, aber momentan siehst du eher aus, als wärst du aus meinem Bauch gemacht ...

Sie: Na und? Dein Bauch reicht ja auch für zwei! Vielleicht sollten wir erst einmal abwarten, wie das Baby aussieht.

Er: Du willst es nach seinem Aussehen benennen? Ich meine, ist dir klar, wie Neugeborene aussehen - zerknautscht, faltig und dunkelrot!

Sie: Aber doch nicht unser Kind, es ist natürlich wunderschön! Und womöglich ist es ja dann ganz eindeutig eine Laura. Oder ein Theo.

Er: Du meinst, wegen der buschigen, zusammengewachsenen Augenbrauen?

Sie: Und wenn wir es einfach Baby nennen - zumindest, bis uns was Besseres eingefallen ist?

Er: Baby? Ja, warum nicht. Und sollte uns bis zum Kindergarten immer noch kein Name eingefallen sein, nennen wir es Kind.

Sie: Oh Mann.

Er: Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Wenn wir uns bis dahin immer noch nicht entschieden haben.

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