"Tina hält mir den Rücken frei", sagt Ben, und das hört sich absurd an. Schließlich arbeiten beide Vollzeit, was in ihren Positionen - Tina ist Hoteldirektorin, Ben leitet den gastronomischen Bereich eines anderen Hotels - nicht selten einer 50-Stunden-Woche entspricht. Doch beiden erscheint das sinnvoll. Tina ist bereits oben angekommen. "So viel mehr als Direktorin kann ich nicht mehr werden", sagt sie. Ben steht das noch bevor, und um dieser Karriere nicht im Weg zu stehen, steckt Tina bei Terminkollisionen eher mal zurück. Doch Ben ist sich noch nicht sicher, ob wirklich zwei hohe Führungspositionen in einer Familie erstrebenswert sind. Sein Vater sei fast nie da gewesen, als er klein war, sagt Ben. Und dass er es eigentlich anders machen will.
Tina und Ben haben einen fünfjährigen Sohn. Paul geht zwar ganztags in den Kindergarten, doch um ihr Pensum zu schaffen, müssen Tina und Ben aneinander vorbei arbeiten. Ben bringt seinen Sohn morgens hin und arbeitet dann lange. Tina beginnt gegen sieben Uhr morgens und versucht, Paul um 17 Uhr abzuholen - was oft nicht klappt, dann springen Nachbarn und befreundete Eltern ein. "Ein gemeinsames Abendessen zu dritt kommt vielleicht fünfmal im Jahr vor", sagt Tina. Auch gemeinsame Wochenenden sind die Ausnahme, Wochenenddienste die Regel.
Wer macht den Haushalt? "Wir beide", sagen beide sofort, ein Ungleichgewicht gebe es nicht. "Wir sind beide extrem pedantisch und räumen immer alles sofort auf", erzählen sie, das komme durch die Arbeit in der Hotelbranche. Keiner gehe aus dem Haus, ohne vorher das Bett zu machen, niemand ins Bett, bevor die Küche glänzt. Addieren sie Kinderbetreuung, Haus- und Erwerbsarbeit, kommt locker ein 15-Stunden-Tag für jeden zusammen.
Was beiden fehlt, ist entspannte Zeit zu dritt. "Unsere zwei Wochen Sommerurlaub sind mir deshalb sehr wichtig", sagt Tina. Sie ist zufrieden mit ihrem anstrengenden Modell und würde auch dann nicht weniger arbeiten wollen, wenn es finanziell drin wäre. Ben hat seine Zweifel und kann sich eine Position mit weniger Stunden und vor allem weniger Wochenendarbeit durchaus vorstellen.