Elton John im Vaterglück:Leihmütterlein, Leihmütterlein

Elton John ist Vater und Mutter geworden. Häuser, Autos, Gemälde, Möbel und Koks allein machen auf Dauer eben nicht glücklich.

Willi Winkler

Die meisten von uns, hat der lebenserfahrene Philosoph John Lennon einmal gesagt, wurden an einem Samstagabend mit Hilfe einer Flasche Whisky gezeugt. Bei dem einen oder anderen mag auch Überschwang oder eine ähnlich unkontrollierte Leidenschaft im Spiel gewesen sein, jedenfalls brauchte sich keiner Sorgen um die Nettoreproduktionsrate in den Wohlstandsgesellschaften der Nordhalbkugel machen.

Elton John im Vaterglück: David Furnish und Elton John: Auch in diesem Dauer-Hitproduzenten schlägt ein fühlend Herz, auch er wollte heiraten und Kinder kriegen.

David Furnish und Elton John: Auch in diesem Dauer-Hitproduzenten schlägt ein fühlend Herz, auch er wollte heiraten und Kinder kriegen.

(Foto: AFP)

Der kategorische Imperativ "Seid fruchtbar und mehret euch" wurde wohl verstanden und regelmäßig ins Werk gesetzt. Diese gute Tradition durfte sich schließlich auf ein allerhöchstes Beispiel berufen. Vor gut zweitausend Jahren brachte eine vermutlich minderjährige Mutter einen Knaben zur Welt, der allerdings nicht von ihrem hastig geheirateten Ehemann stammte. Sie wickelte das Kind in Windeln, legte es in eine Krippe und liebte das himmlische Geschenk so abgöttisch, wie es alle Mütter tun.

Dieses Mutterglück ist den Männern, seien sie nun die natürlichen Väter oder bloß beigeordnete Patchworker, schon aus biologischen Gründen versagt. Eher schlägt der Papst segnend das Kreuzzeichen über eine Jahresproduktion Billy Boy, als dass doch einmal ein Mann ein Kind zur Welt brächte. Biologie ist etwas Furchtbares, aber trotzdem kein Naturgesetz.

So können wir nun berichten, dass Reginald Kenneth Dwight, 62, am ersten Weihnachtsfeiertag gleichzeitig Vater und Mutter geworden ist. Zusammen mit seinem standesamtlich eingetragenen Lebenspartner David Furnish, 48, hat der unter dem Namen Sir Elton Herculus John wirkende Musiker ein gesundes Kind zur Welt gebracht, das offenbar den nicht minder schönen Namen Zachary Jackson Levon Furnish-John tragen soll und bereits 3600 Gramm wiegt.

Kein Wort über die Gebärerin

Elton John ist ein leidlich musikalischer Unterhaltungskünstler, dessen melancholischer Jammer-Bariton ihn zu einem der erfolgreichsten Sänger und Komponisten gemacht hat. Mit seiner Schnulze "Candle in the Wind" durfte er 1997 der bei einer automobilen Havarie unglücklich aus dem Leben geschiedenen Prinzessin Diana das letzte Lichtlein ausblasen.

Neulich erst fiel er als Bibelkundler auf: Ein "superintelligenter schwuler Mann" sei Jesus gewesen, dem auch sonst nichts Menschliches fremd war. Nun hatte Jesus zwar einen Lieblingsjünger, den Johannes, aber geheiratet hat er ihn nicht, jedenfalls ist bisher keine Qumran-Rolle aufgetaucht, die das verzeichnet hätte. Jesus hat auch nicht innerhalb von 20 Monaten 293.000 Pfund für Blumen ausgegeben und abgelegte Liebhaber regelmäßig mit Uhren oder Häusern oder Ferraris beschenkt. Auch scheint er ohne Kokain ausgekommen zu sein, während sich Elton John über Jahre fast ausschließlich davon ernährt hat.

Häuser, Autos, Gemälde, Möbel allein machen nicht glücklich. Auch in diesem Dauer-Hitproduzenten schlägt ein fühlend Herz, auch er wollte heiraten und Kinder kriegen. Als er Ende vergangenen Jahres eine Aids-Klinik in der Ukraine besuchte, verknallte sich John am Krankenbett in den kleinen Lew und wollte ihn vom Fleck weg adoptieren. In einer raren Vernunftaufwallung untersagte das ukrainische Parlament den Export dann doch. Schließlich seien die prospektiven Eltern schwul, und der Vater, bei aller Liebe, dann doch zu alt.

Ein Jahr später ist der alte Vater zwar noch älter, aber jetzt doch glücklich eines Kindleins genesen. Eine Leihmutter war's, die sich, vermutlich gegen gutes Geld, bereit fand, für das Paar, das doch schon alles hatte, ein Kindlein auszutragen. Die "sehr glücklichen und stolzen Eltern" wollen nichts weiter über die Gebärerin verlauten lassen.

So bleibt uns gar nichts anderes übrig, als den Dichter Horst Tomayer um einen Kommentar zu bitten: "Leihmütterlein, Leihmütterlein/Schluss mit dem Frust/Still doch bitte meinen Liebeshunger und/Gib mir die Brust/Bin doch kein Rindfilet/Von sechs sieben Pfund/Bin ein Kind, das zur Mutter fleht/Windelnass und wund."

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