Elternsatz:"Ein Indianer kennt keinen Schmerz"

Von Sarah Pache

Das ist Quatsch. Natürlich kennen Indianer Schmerz. Was sie nicht kennen: diesen Satz. Denn den gibt es nur auf Deutsch. Vermutlich kommt er aus dem Buch "Schatz im Silbersee" von Karl May, der sein ganzes Leben lang keinem einzigen Indianer begegnet ist, aber in knapp hundert Büchern über deren Leben geschrieben hat. Noch heute gibt es allerdings Völker, die ihre Kinder darauf trainieren, Schmerzen auszuhalten. So werden beispielsweise bei den Aborigines in Australien oder auf Borneo Schmerzensproben durchgeführt, die Kinder für das Erwachsensein rüsten sollen. Der Hintergrund: Auf der Jagd konnte man früher niemanden gebrauchen, der bei jeder Schürfwunde sofort laut aufschrie. Heutzutage jagen nur noch sehr wenige Menschen. Essen kaufen wir im Supermarkt. Da darf man ruhig mal schreien.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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