Drogensucht im Alter:Pflegeheim für alternde Junkies gesucht

Durch die bessere medizinische Versorgung werden Drogensüchtige im Durchschnitt immer älter. Darauf ist die Altenpflege nicht vorbereitet.

Beim Stichwort Drogensucht hat man viele Bilder vor Augen. Einen 67-Jährigen im Crackrausch aber mit Sicherheit nicht. Eine Studie in Schleswig-Holstein bringt nun hervor: So abwegig ist diese Vorstellung gar nicht.

Crack-Abhängige in Frankfurt

Drogensucht im Alter: Durch die bessere medizinische Versorgung und den Einsatz von Substitutionsmitteln werden Abhängige immer älter.

(Foto: dpa)

Während in den siebziger und achtziger Jahren Abhängige von harten illegalen Drogen zu 90 Prozent an Überdosen starben, werden sie heute durch die bessere medizinische Versorgung und den Einsatz von Substitutionsmitteln immer älter. 40 Prozent der Betroffenen in Schleswig-Holstein seien mittlerweile über 40 Jahre alt, sagt Hans-Georg Hoffmann, Leiter der Fachambulanz Kiel: "Der Älteste bei uns, der Methadon bekommt, ist 67 Jahre alt."

Noch ist Drogensucht im Alter kein Thema für die Pflegebranche. Anke Buhl, Referentin für Alten- und Pflegepolitik bei der AWO Schleswig-Holstein, räumt ein: "Wir haben uns bisher noch kaum mit diesem Thema beschäftigt, weil die Notwendigkeit nicht da war." Das dürfte sich bald ändern, wie Hans-Georg Hoffmann erklärt: "Drogenabhängige sind in der Regel 15 Jahre älter, als sie eigentlich sind." Ihr Körper altere durch die Abhängigkeit schneller als normal. Das bedeute, dass Hunderte dieser Menschen in Schleswig-Holstein demnächst pflegebedürftig werden.

In ein paar Jahren, befürchtet Hoffmann, wird es ein großes Problem mit der Unterbringung der Drogenabhängigen in Alten- und Pflegeheimen geben. Viele Drogenabhängige haben massive gesundheitliche Probleme mit den Lungen oder dem Herz-Kreislauf-System. "Diese Menschen brauchen eine ganz besondere Pflege. Das kann nicht jeder." Anke Buhl regt deshalb an, dass sich Altenpflegeeinrichtungen noch stärker mit Suchtberatungszentren vernetzen sollten. Zuerst aber sollten sich Ärzte untereinander besser verständigen und Medikamente vorsichtiger verschreiben. Oft wisse der eine Arzt nicht, was der andere verschreibe. In Verbindung mit Alkohol sei dies bei älteren Menschen ein gefährlicher Cocktail.

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