Diskussion über Quote:Frauen in blühenden Landschaften

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Will die Frauenquote bei den Unternehmen aussetzen: Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe. (Foto: dpa)

Gerda Hasselfeldt, Chefin der CSU-Landesgruppe, will von der Frauenquote in Unternehmen nichts mehr wissen. Die Zeiten sind zu hart: Jetzt müssen echte Kerle das Land aus der Krise führen. Die Frauen dürfen sich ausruhen. Sehr clever!

Von Hilmar Klute

Die Frauenquote war, als sie vor einem guten Jahr anfing, Karriere zu machen, zuallererst ein sehr unattraktives Wort. Mit Frauen verbindet man zumeist erfreuliche Begegnungen - sicher, es gibt Ausnahmen -, aber die Quote ist eigentlich ein kaltes Begriffsmonstrum aus der Welt des Privatfernsehens; eine Quote entscheidet, ob einer seine bräsige Ratesendung weitermoderieren darf oder nicht. Die Quote wirkt je nach Ausstattung entweder wie eine Rakete oder wie ein Fallbeil, sie begünstigt Laufbahnen oder beendet sie.

Die Laufbahn der fabelhaften Gerda Hasselfeldt konnte die Quote lange Jahre gar nicht groß berühren. Gerda Hasselfeldt hat früh in der männerfrohen Welt der CSU ihren Platz eingenommen; nach der Bundestagswahl führte sie die CSU-Landesgruppe an - das Wort Landesgruppe klingt übrigens heiter-folkloristisch, sicher geht diese Gruppe gern und viel in Gebirgslandschaften spazieren.

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Als die Zeiten noch so heiter waren wie die Landesgruppe, begrüßte Gerda Hasselfeldt den Gedanken der Frauenquote als Weg zu mehr Weiblichkeit in den Führungsspitzen. Nun aber, Aug in Aug mit der ungünstigen Herbstprognose für die deutsche Konjunktur, wünscht Gerda Hasselfeldt, die Frauenquote in den Unternehmen auszusetzen, um wieder den Männern Platz zu machen, von denen sie grundsätzlich den Eindruck hat, sie seien in Krisenzeiten die bessere Wahl. So könnte man es ausdrücken, wenn man Gerda Hasselfeldts Vorstoß unoriginell und übelmeinend kommentieren möchte.

Blühende Landschaften

In Wahrheit ist es sicher so, dass Gerda Hasselfeldt die Frauen gerne in konjunkturell heiteren Lagen sehen möchte; sollen doch jetzt, da Ukraine-Krise und Euro-Schwäche die Unternehmensbilanzen flachhalten, lieber die Männer ihre verschwitzten Ärmel hochkrempeln und das rutschige Steuer in die Hand nehmen. Später, wenn die ersten wasserdichten Prognosen beste Aussichten versprechen, werden die Frauen wie eine frisch ausgelüftete Landesgruppe in die Unternehmensspitzen rücken und die erschöpften Männer in die wohlverdiente Pause geleiten.

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Gerda Hasselfeldt möchte Frauen in blühenden Landschaften sehen. Eine Vorliebe, die sie mit Édouard Manet teilt. Der französische Impressionist malte Frauen gerne in heiterer Runde vor bukolischem Hintergrund. Gerda Hasselfeldt wiederum, und jetzt schließt sich allmählich der Kreis, war viele Jahre Kreisrätin in Fürstenfeldbruck und wird bis heute sehr gerne von der dortigen Kreisfrauen-Union zu Hintergrundgesprächen eingeladen - eine runde Sache, könnte man kalauern, wenn man dazu aufgelegt wäre.

Aber die Lage ist ja nicht heiter. Überall rücken wieder die Männer nach vorne, beim IS, in der Ukraine und jetzt sogar bei der CSU, wo die bedächtige Sozialministerin Emilia Müller nun langsam hinter den Staatskanzleichef Marcel Huber tritt, der das Flüchtlingselend in Bayern beiseiteschaffen muss, damit Emilia Müller endlich wieder in Ruhe ihre Arbeit machen kann.

© SZ vom 18.10.2014/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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