Digitales Sprechtraining:MP3-Player gegen das Stottern

Die kleinen Geräte taugen offenbar nicht nur zum Musik hören. Ein amerikanischer Forscher hat mit normalen MP3-Playern eine Art Anti-Stotter-Hilfe entwickelt.

Fabian Seyfried

Schallplatten bleiben gerne hängen und selbst CD-Player fangen bei manchen Scheiben an zu stottern - doch einen guten MP3-Player kann nichts erschüttern.

Digitales Sprechtraining: Statt Musik könnten Stotterer eigene Übungen hören - das scheint zu helfen.

Statt Musik könnten Stotterer eigene Übungen hören - das scheint zu helfen.

(Foto: Foto: irisblende)

Nun möchte der Kommunikationsforscher Greg Snyder mit Hilfe der kleinen Geräte Menschen helfen, die stottern: Der Knopf im Ohr spielt dann allerdings keine Musik, sondern endlose Vokal-Folgen vor, berichtet die University of Mississippi.

Snyder, der selber stottert, schaute sich das Prinzip bei einer High-Tech-Entwicklung der East Carolina University ab. Deren Gerät "SpeechEasy" verschwindet wie ein modernes Hörgerät unsichtbar in der Ohrmuschel.

Dort zeichnet es alles auf, was der Träger sagt, und gibt es zeitlich verzögert wieder. Dieser Echoeffekt hilft Stotterern, flüssiger zu sprechen. Leider müssen die Betroffenen knapp 5000 US-Dollar für den winzigen Sprechtrainer ausgeben.

Greg Snyder versuchte, das Prinzip des teuren Geräts mit günstigen Mitteln nachzuahmen. Er ging davon aus, dass es die Vokale sind, die einen Stotterer stolpern lassen - auch wenn die Betroffenen häufig an den Konsonanten davor hängen bleiben, zum Beispiel bei dem Wort "st-t-t-ottern".

Der Wissenschaftler nahm sich daraufhin mit einem MP3-Player selbst dabei auf, wie er wechselnde Folgen von Vokalen trainierte. Anschließend spielte er die Datei als Endlosschleife auf dem Musikspieler ab, während er sprach. Das Ergebnis: Das Gehörte half ihm dabei, Vokale flüssig anzufügen - er stotterte weniger.

Wie die Wiederholungen zu einem flüssigeren Sprechen verhelfen, ist unklar. Womöglich lenken sie den Sprecher ab, der dann langsamer artikulieren muss und weniger über die einzelnen Wörter nachdenken kann. Eine andere Theorie geht davon aus, dass das Gehörte die Sprachverarbeitung im Gehirn beeinflusst.

Erste kleine Studien mit der MP3-Hilfe verliefen vielversprechend: Acht von zehn Teilnehmern mit Sprechproblemen berichteten, dass sie mit MP3-Player flüssiger sprechen konnten. Jedoch befürchteten 40 Prozent der Testpersonen, dass das ständige Vokal-Gemurmel ihnen irgendwann auf die Nerven ginge.

"Dieses Gerät wird mit Sicherheit nicht das Stottern oder die damit verbundenen Probleme ganz beenden, aber es kann die Lebensqualität von einigen stotternden Menschen verbessern", so Snyder. Und wenn es nicht klappe, könnten die Patienten mit dem MP3-Player immerhin noch Musik hören.

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