Die Montagsfrage:Wie viel Sex verträgt die Öffentlichkeit?

Ansichten zur Rammstein-Indizierung und zum Umgang mit Sex in den Medien. Mit Collien Fernandes, Rosa von Praunheim und der Rapperin Kitty Kat.

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Seit dem 11. November darf das aktuelle Rammstein-Album "Liebe ist für alle da" nur noch an Volljährige verkauft werden, die Bundesprüfstelle hatte den Text des Songs "Ich tu dir weh" als jugendgefährdend eingestuft. Zuvor hatte die Band mit einem pornographischen Video zu ihrem Track "Pussy" für Aufsehen und Empörung gesorgt. Wo verlaufen die Grenzen bei der öffentlichen Darstellung von Sexualität? Und sind Eingriffe durch den Staat im Sinne der Gesellschaft - oder übertriebene Schutzmaßnahmen?

Collien Fernandes, Model und TV-Moderatorin sieht sich selbst bei der Debatte um Sex in den Medien "schon sehr konservativ. Ich finde, irgendwann reicht's einfach, man darf da nicht zu extrem in diese Richtung gehen. Ich glaube, dass gerade junge Menschen einen völlig falschen Eindruck von Sex vermittelt bekommen, man denkt, man muss einfach alle möglichen Techniken drauf haben, man muss wahnsinnige Sachen experimentieren, anstatt einfach Sex zu machen, so wie es einem liegt."

"Zensur macht Sex natürlich interessanter" sagt Rosa von Praunheim. "Das Leben ist natürlich spannender, wenn vieles verboten wird. Wenn alles erlaubt ist, ist es natürlich auch langweilig. Insofern plädiere ich eher für eine langweiligere Welt." Eine Indizierung befürwortet der Filmemacher nur bei kinderpornographischen Inhalten. "Alles andere, was erwachsen ist, sollte es alles geben - das ist die Freiheit der Kunst."

Auch Rapperin Kitty Kat, die in der Montagsfrage berichtet, wie sie selbst schon in Berührung mit der Bundesprüfstelle kam, beruft sich bei harten Texten auf die Kunstfreiheit: "Schon Picasso hat gesagt: 'Kunst kann nicht keusch sein'. Für mich hat das auf jeden Fall etwas damit zu tun: Sex hat auch in der Kunst was zu suchen."

Collien Fernandes dagegen empfindet den indizierten Rammstein-Text als problematisch für Jugendliche und befürchtet, dass unter 16-Jährige mit dem Inhalt "nicht so richtig umgehen können. Da geht es um Sex in Zusammenhang mit Gewalt und da finde ich es schon okay, wenn jemand ein Auge darauf hat und sagt: Hier ist jetzt eine Grenze erreicht."

Doch den Text zu verbieten, würde nach Ansicht Rosa von Praunheims nichts bewirken: "Ich glaube, Verbote nützen da nichts und machen das nur noch interessanter. Jeder freut sich ja, wenn er verboten wird." In einer Welt, in der "Sexualität ungeheuer kommerziell ist", sei es wichtig, "dass wir von vornherein eine Offenheit haben, dass die verklemmten Einstellungen von allen möglichen religiösen Gruppen keine große Rolle mehr spielen. Der Staat hat die Verpflichtung, durch Schulbücher, auch schon durch Kindergarten-Aufklärung, sehr offen mit dem Thema umzugehen, und auch Liebe zu predigen - aber dabei den Körper zu achten."

Die Montagsfrage wird präsentiert von www.planet-interview.de(Portal für Interviews.)

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