Deutsches Krebsforschungszentrum:US-Krebspatienten leben länger

Patienten mit Brustkrebs, Gebärmutterhals- oder Prostatakrebs überleben in den USA länger als in Deutschland - offenbar weil Amerikaner sich stärker an der Krebsfrüherkennung beteiligen.

Nach einigen häufigen Krebserkrankungen leben Patienten nach einer Diagnose in den USA zufolge länger als in Deutschland.

Vor allem bei Brust-, Gebärmutterhals-, Mundhöhlen- und Prostatakrebs unterscheiden sich die Prognosen für die Fünf- und Zehn-Jahres-Überlebensraten in beiden Ländern erheblich, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg mitteilte.

Mit einem neuartigen Berechnungsverfahren, der so genannten Periodenanalyse, konnten die Forscher um Hermann Brenner erstmals die Langzeit-Überlebensraten bei 23 Krebserkrankungen in beiden Ländern direkt vergleichen.

Die im International Journal of Cancer veröffentlichte Studie basiert auf Daten des Saarländischen Krebsregisters und eines amerikanischen Programms, das Krebsneuerkrankungen in neun Regionen der USA erfasst.

Bei 14 Krebsarten sind der Analyse zufolge die Überlebensraten in beiden Ländern identisch. "Dazu zählen insbesondere solche Erkrankungen, für die effiziente Therapien zur Verfügung stehen - wie bestimmte Leukämien, Hoden- und Schilddrüsenkrebs."

Bei Magenkrebs waren die Überlebensraten nach fünf und zehn Jahren in Deutschland besser, nach zehn Jahren auch bei Lungenkrebs.

Darmkrebspatienten leben dagegen in den USA geringfügig länger als in der Bundesrepublik. Und US-Amerikaner überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose Prostatakrebs zu fast 100 Prozent, während die Rate bei Deutschen deutlich niedriger liegt.

"Die besonders deutlichen Differenzen beim Überleben nach Brustkrebs sind vermutlich auf Unterschiede in der Beteiligung an Früherkennungsmaßnahmen und nicht auf Unterschiede in der Behandlung zurückzuführen", sagt Studienleiter Hermann Brenner.

So haben amerikanische Brustkrebspatientinnen der Studie zufolge "durchgehend und unabhängig vom Erkrankungsalter eine bessere Prognose als deutsche", weil die Erkrankung dort deutlich früher entdeckt werde.

Dies sei jedoch keine endgültige Aussage über die tatsächliche Sterblichkeit von Krebspatienten in den beiden Ländern, so Brenner. Ob Amerikaner mit Krebs tatsächlich älter werden als Deutsche, müssen andere Studien klären. Die neue Studie sagt nur, dass mehr Menschen in den USA die - dort auch früherer - Diagnose des Tumors zehn Jahre überleben.

Mit der Einführung der Brust- Reihenuntersuchung (Mammographie-Screening) sei Deutschland auf dem richtigen Weg, sagte der wissenschaftliche DKFZ-Vorstand Otmar Wiestler, "denn bereits jetzt sehen wir bei den Brustkrebsdiagnosen aus den Screeningprogrammen eine Verschiebung in Richtung frühere Stadien."

Wie viel gerade die Mammographie den Frauen bringt, ist allerdings nicht eindeutig geklärt. So ist der Nutzen der Früherkennung stark vom Alter abhängig: Besonders Frauen zwischen 50 und 70 Jahren haben davon einen Vorteil. Bei jüngeren Frauen dagegen kommt es in 100 von 1000 Fällen zu einem Fehlalarm - und damit zu weiteren, belastenden Tests.

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