Der Stil von Kate Middleton:Eine Krone macht noch keine Ikone

Williams Verlobte sei die neue Stilikone, heißt es. Zugegeben, sie kleidet sich ganz gut. Doch den Titel muss sie sich erst verdienen.

Kathrin Hollmer

Lena Meyer-Landrut soll die neue Ikone der Bürgerlichkeit sein. Lady Gaga die der Pop-Kultur. Ex-Spice Girl Victoria Beckham und Schauspielerin Sienna Miller werden als Stilikonen bezeichnet. Seit ihrer Rolle in Sex and the City soll auch Sarah Jessica Parker eine sein. Jüngst adelte man Harry Potter-Star Emma Watson zur Ikone - dank neuer Frisur und ein paar glamourösen Auftritten auf dem roten Teppich. Es ist eine Schande!

Kate Middleton enters a room with her fiance, Britain's Prince William, to pose for a photograph in St. James's Palace

Prinz Williams Verlobte Kate Middleton kleidet sich ganz gut. Für den Titel Stilikone reicht das aber noch lange nicht.

(Foto: REUTERS)

Noch schneller ging es beim aktuellen Beispiel aus England: Nur wenige Stunden, nachdem Prinz Williams Verlobung mit Kate Middleton bekannt wurde, schwärmten die Medien von einer neuen Stilikone: Die britische Zeitung Daily Mail schrieb, Middleton werde bald "Großbritanniens Nummer eins der weltweiten Modeikonen" sein und auf der Internetseite der FAZ bescheinigt man ihr schon jetzt das "Zeug zur Stilikone der zehner Jahre".

Gleich mehrere Blogs, darunter Thedailykate.royalroundup.com und Katemiddletonblog.wordpress.com, widmen sich allein der zukünftigen Prinzessin und ihrem Look, etwa ihren Kleidern und Schmuckstücken. In ihrem englischen Wikipedia-Eintrag gibt es sogar ein eigenes Kapitel mit dem Titel "Fashion icon".

Dabei darf man Prinz Williams Verlobte eigentlich noch gar nicht so bezeichnen.

Natürlich ist es verständlich, die Briten warten schließlich schon lange auf einen modischen Nachfolger von Lady Di - besonders, seit es um Kate Moss ruhig geworden ist (auch so ein Fall von vorzeitiger Ikonisierung). Den Engländern ist ein neues Stilvorbild zu gönnen, so ist es ja nicht. Aber wer eine Stilikone sein will, muss genau definierte Kriterien erfüllen.

Die Gesetze der Stilikonen

Nach der anerkannten Modetheorie müssen folgende Bedingungen erfüllt werden, um als Stilikone zu gelten:

Verlobung bei den Windsors - William heiratet Kate

Der Stil von Kate Middleton ist natürlich, ungezwungen und unprätentiös - ob sie stilistisch in die Fußstapfen von Prinzessin Diana tritt, ist noch unklar.

(Foto: dpa)

1. Eine Stilikone muss berühmt sein - und nicht nur in den Medien präsent.

2. Sie sieht in jeder Situation gut aus.

3. Sie muss das gewisse Extra haben, dazu einen unverwechselbaren Stil, der auch kopiert wird. Nach der Ikone ist ein Kleidungsstück, ein Accessoire oder ein Stil benannt.

4. Sie hat Nachahmungspotential in ihrem Benehmen, ihren Worten und Taten.

5. Sie ist nicht nur modisch, sondern auch gesellschaftlich und moralisch ein Vorbild.

6. Sie wird über Generationen verehrt und man erinnert sich auch noch nach ihren Lebzeiten an sie.

Das alles haben bisher nur die wenigsten Frauen erfüllt: Die Hollywood-Legenden Grace Kelly und Audrey Hepburn haben es geschafft. Jackie Kennedy zählt sogar doppelt in die Reihe der Ikonen: mit ihren unterschiedlichen Stilen als First Lady und später als Frau des griechischen Großreeders Aristoteles Onassis. Marlene Dietrich, Marilyn Monroe und auch Prinzessin Diana darf man dazu zählen. Mehr lassen die Regeln nicht zu.

Wer Britanniens zukünftige Prinzessin an den oben genannten Maßstäben misst, merkt schnell: Die Medien haben ihr den ehrwürdigen Titel der Stilikone etwas voreilig verliehen.

Kate Middleton erfüllt zwar das erste Kriterium, um als Stilikone zu gelten: Sie ist berühmt - jedoch bis jetzt nur wegen ihres prominenten Verlobten. Sie hat das gewisse Extra: ein charmantes Lächeln, dazu herzallerliebste Grübchen. Außerdem hat sie einen Look gefunden, der ihr langes, braunes Haar und ihren hellen Teint optimal unterstreicht. Egal, ob in Abendrobe bei offiziellen Anlässen oder in Jeans und Pullover bei einem Bootsausflug, Middleton macht immer eine gute Figur - und kann damit Punkt zwei als erledigt abhaken.

Der Stil von Kate Middleton: Kate Middleton muss sich erst beweisen: Noch ist es zu früh, sie als Stilikone zu bezeichnen.

Kate Middleton muss sich erst beweisen: Noch ist es zu früh, sie als Stilikone zu bezeichnen.

(Foto: AP)

"Sie hat etwas sehr Weibliches und kleidet sich, wie es ihr gefällt. Sie ist keine, die jedem Modediktat folgt", meint Hilary Alexander, Modechefin beim Telegraph. Und tatsächlich: Middleton jagt nicht jedem Trend hinterher, sondern kleidet sich recht klassisch: auch eine wichtige Vorraussetzung, sonst gilt man schnell als Trendsetter oder - noch schlimmer - als It-Girl. Doch unverwechselbar, wie es Stilikonen sein müssen, ist sie noch nicht. Bisher wird ihr Kleidungsstil auch nicht offiziell kopiert, deshalb kann man ihr das dritte Kriterium nicht anerkennen. Ddafür steht sie schlichtweg zu kurz in der Öffentlichkeit.

Auch ist Middleton bisher nicht das Aushängeschild für einen Designer, wie es beispielsweise Lady Di für die Modeschöpferin Catherine Walker war. Immerhin: Das Kleid, das Williams zukünftige Braut beim ersten Interview nach ihrer Verlobung trug, brachte sie ein Stückchen näher an den Ikonentitel: Das royalblaue Satindress des Labels Issa London schmeichelte ihr so sehr, dass die Kreation der Modedesignerin Daniella Issa Helayel innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war.

Für eine Stilikone reicht das alles noch lange nicht. Middleton hat ihren Platz auf dem roten Teppich und in der Boulevardpresse, hat sich aber noch nicht in der Gesellschaft verdient gemacht. Somit ist sie auch bei den Punkten vier und fünf durchgefallen. Von Absatz sechs - der Verehrung über Generationen und über ihre Lebzeiten hinaus - ganz zu schweigen.

Selbst modisch steht ihr die größte Entscheidung noch bevor: die Wahl des Brautkleides. Experten sind sich sicher, dass Middletons Wahl die Branche für die nächsten zehn Jahre prägen wird. Immerhin wurde Dianas Vermählungs-Outfit zu dem am häufigsten kopierten Hochzeitskleidern aller Zeiten. Und die darf man bis heute als Ikone bezeichnen.

Die königliche Hochzeit wird Middleton modisch vorantreiben. Alles weitere wird sich zeigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: