Dauercamper:Große Freiheit Nr. 115

Dauercamper: Da sein, aber wegkönnen: Dauercamper, wie hier am Starnberger See.

Da sein, aber wegkönnen: Dauercamper, wie hier am Starnberger See.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Sie dürfen Nomaden sein und sesshaft zugleich. Was Menschen dazu treibt, weite Teile des Jahres in der Enge eines Wohnwagens zu leben.

Von Holger Gertz

Wenn Nico Limburg die drei Flaggen am Mast vor seinem Wohnwagen hisst, schaut ihm der Kieler zu, sagt er. Er hat das im Gefühl. Er spürt den Blick des Kielers, den er Kieler nennt, weil das ein Mann war, der aus Kiel stammte und hier auf dem Campingplatz in seiner Nähe gelebt hat. Eines Tages wurde der Kieler krank, und weil er schon ahnte, dass er den Campingplatz nie wiedersehen würde, schenkte er seinem Nachbarn Limburg das Gestänge und drei Flaggen, die von Deutschland, die von NRW und eine dritte, vielleicht die von Schleswig-Holstein, aber das weiß Limburg nicht mehr so genau. Pass auf die Flaggen auf, sagte der Kieler. Und häng sie immer in den Wind. Limburg hängte sie in den Wind, bis ein anderer Mann in seine Nähe zog, schräg gegenüber, und sich beschwerte über den Fahnenmast, der ihm die Sicht raube, und über das leise Knattern des Fahnentuchs. Weil Nico Limburg nicht streiten will, wenn er auf dem Campingplatz ist, holte er die Flaggen ein und warf sie in den Müll und montierte den Mast ab.

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