Das Hawaii-Hemd:Palmen und Hopfen

Bunte Blumen, grelle Exotik - man kann das Hawaii-Hemd lieben oder hassen. Klar ist nur: Eine gute Figur macht darin niemand.

Alexander Runte

Es gibt viele gute Gründe, das Hawaiihemd zu hassen. Die reine Existenz von Palmenlandschaften und tropischen Blüten auf Männeroberkörpern etwa. Oder dass die Größen nur von L bis XXL reichen.

Palmen und Hopfen, Hawaii-Hemd; Foto: dpa

Tropische Blüten auf Männeroberkörpern sind nicht jedermans Sache.

(Foto: Foto: dpa)

Doch am allerschlimmsten ist vielleicht die Tatsache, wie es als Statement-Hemd die bunte und sehr laute Botschaft seines Trägers herausbrüllt, dass da heute jemand so gut gelaunt ist, dass er doch glatt sein Gute-Laune-Hemd angezogen hat. Ach, und es kaschiert außerdem auch noch so schön den Bauch.

Auf der anderen Seite: Hunter S. Thompson und Thomas Magnum. Denn so furchtbar das Hawaiihemd auf den ersten Blick wirkt, muss man sich doch fragen, ob zwei so unterschiedliche Männer wie der Erfinder des Gonzojournalismus und der schnauzbärtige Detektiv gleichzeitig irren können, wenn es um ihre Lieblingsbekleidung geht.

So tendieren die Designer, die diesen Sommer in Folge der Renaissance amerikanischer Freizeitklassiker auch das Hawaiihemd wieder in den Rang des Erlaubten in der Männermode erheben, eher in Richtung der Stilikonen wider Willen. Mit ihren exotischen Blumenmotiven wagen sich Topman, Kenzo oder Adam Kimmel zwar gefährlich weit auf das verminte Terrain der Freizeituniform hinaus, geschickt weichen sie aber jeder Gewöhnlichkeitsfalle aus, indem sie den Schnitt verknappen - offen unter einer Lederjacke getragen sieht der Hawaiihemdträger 2009 eher nach 50er-Jahre-Rock'n'Roller auf Sommerfrische aus als nach einem Familienvater beim Samstagsgrillen.

Aber auch wenn das Hawaiihemd heute einen auf Rocker macht, baumelt es seit eh und je über der Hose, wie es bereits in den sechziger Jahren ein Rechtsanwaltverband aus den USA beschlossen hatte. Damals ging es um die Frage, ob das Hawaiihemd am Casual Friday auch im Büro getragen werden könnte.

Wo auch immer man es trägt, es geht nur über der Hose, andernfalls stellt es unvorteilhaft die Figur des Trägers zur Schau. Hier zeigt sich nochmals die Tragik des Hawaiihemdes, das im Zweifelsfall nur offenbart, wie wenig Wert sein Träger auf seine Figur legt.

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