Britische Traumhochzeit:Showbühne Windsor mit neuer Lady Di

Königshäuser haben es in diesen Tagen der Demokratie schwer. Sie brauchen Positiv-PR. Während die schwedische Monarchie jäh vom Höhenflug in eine Sex-Krise stürzt, zelebrieren die Windsors als Gegenprogramm eine Traumhochzeit.

Ulrike Bretz

Es ist ein turbulentes Jahr für Fans der europäischen Königshäuser. Das Auf und Ab der royalen Gefühle ist bewegender als es jeder Groschenroman schildern kann. Angefangen hatte das Jahr mit der frohen Erwartung auf eine Traumhochzeit in Schweden. Victoria, die Schöne und Fitte, hat ihrem Land einen Prinzen geschenkt, ihren Fitnesstrainer.

File photograph shows the girlfriend of Britain's Prince William, Kate Middleton, watching the Cheltenham Festival horse racing in Gloucestershire, western England

Eine neue Lady fürs Schloss Windsor: Kate Middleton heiratet Prinz William.

(Foto: REUTERS)

Angesichts des Prinzessinnenzaubers in Weiß strahlte sogar Prinzessin Madeleine - obwohl sie mitten in den Vorbereitungen zur Hochzeit ihrer großen Schwester vom eigenen Verlobten Jonas Bergström durch eine jüngere, bürgerliche Blondine ersetzt worden war. Schwedens Monarchie erlebte einige schöne Wochen - bis dann das Skandalbuch Der widerwillige Monarch Anfang November einen Schatten über König Carl XVI. Gustaf und das Bullerbü-Land warf.

Der schwedische König ein Swinger-King mit Verbindung zur Mafia? Der väterliche Monarch ein serieller Ehebrecher? Erst in der Sauna, dann im Bett mit einer drittklassigen Sängerin? Was tat er seiner Frau an, unserer Silvia? Schon zweifelten nicht nur die Schweden am Sinn von Königshäusern, die jährlich Millionen für die Repräsentanz ihrer selbst ausgeben und im besten Fall ein bisschen heile Welt stiften können.

Doch da, inmitten der schwedischen Tragödie mit immer neuen Bekenntnissen, erhob sich wieder eine Geschichte des Glücks über Europa - Traumhochzeit statt Albtraumehe.

Es ist der königliche Zirkus Großbritanniens, der die Krone aufsetzt. Alles so positiv: Erst gibt Prinz Charles, der ewige Thronfolger, mit seinem Buch Harmonie altväterlich den gütigen Öko-Aktivisten, und dann schlägt sein Ältester zu, Prinz William, genannt "Willie".

Charles durfte stolz eine der wichtigsten Nachrichten seines Lebens verkünden: Der Filius, der so sehr seiner verstorbenen Mutter Lady Diana ähnelt, heiratet. Es ist die bürgerliche Kate Middleton, die nach acht mitunter qualvollen Jahren des Suchens und Findens das Herz des Königssohns erobert hat. "Waity Katy" nannten die galligen Boulevardjournalisten Londons die hoffende Tochter eines Piloten und einer Stewardess schon - und nun dieser Coup! Aus "Waity Katy" könnte irgendwann "Queen Catherine VI." werden, frolocken englische Zeitungen. MIt all dieser Positiv-PR katapultieren sich die Windsors wieder auf Platz eins im Ranking der wichtigsten Königs-, Großherzogs- und Fürstenhäuser des Kontinents.

Vergessen alle Krisen-Storys und Hiobsbotschaften aus Buckingham Palace und Umgebung - die unglückliche Verbindung des Prince Charles mit Diana Spencer, die Spekulationen um ihr Fremdgehen, ihr ominöser Unfalltod, die kritisch geäugte Hochzeit mit Camilla "Rottweiler" Parker Bowles, horrende Schulden, unflätiges Benehmen des kleinen Prinzen Harry, die kranke Wirtschaft.

Es könnte endlich alles gut werden

Jetzt zählt nur noch eins: Royal wedding. Darauf warten die Königstreuen seit Jahren. Es könnte endlich alles gut werden.

Während die Souvenirhersteller in Großbritannien damit beginnen, eilig das Konterfei des Traumpaars William und Kate auf billige Porzellanteller aus Taiwan drucken zu lassen, kann Charles - endlich - die jagdgrünen Gummistiefel ausziehen und es sich auf dem Chesterfield-Sofa gemütlich machen. Endlich kann er einen mitleidigen Blick nach Schweden werfen und auch über Monaco nur milde lächeln. Wen interessiert jetzt noch die Vermählung von Fürst Albert und Charlene Wittstock, der blonden Ex-Schwimmerin aus Südafrika?

Auch alle anderen Königskinder sind angesichts der Ereignisse von London zweite Wahl. Norwegens Paar Haakon und Mette-Marit fällt nur noch durch intensive Reisetätigkeit auf. Willem-Alexander und seine Maxima beweisen immerhin Lebensfreude und probieren sich vielleicht an weiterem Nachwuchs, Belgiens Kronprinz ist so unauffällig wie eine EU-Behörde in Brüssel, Spaniens Prinzessin Letizia kämpft mit ihrer Bulimie, und immerhin zieht die dänische Königin Margrethe fröhlich rauchend durch die Lande. Und die Schwiegertochter ist schwanger mit Zwillingen.

Die Briten haben allen die Show gestohlen. Und sie haben dem doch etwas in Verruf geratenen Adel eine kleine Auszeit verschafft. Prinz William hat gewisses Vermarktungspotential. Es wird viel von Lady Di zu lesen sein, England's Rose. "Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an unsere Mutter denken", verkündete er schon vor Jahren. Willie, von Lady Di einst "Wombat" genannt, sagte auch: "Bevor ich 30 bin, gründe ich keine Familie."

2011 ist es mit dann 29 Jahren soweit, früher als geplant - aber es war ja auch Gefahr in Verzug. Gefahr, die aus Stockholm kam. Und just am Tag, als die schöne Kunde der Windsors kam, konnten auch Schwedens Kronprinzessin Victoria und ihr Prinz Daniel Schönes verkünden: Sie ziehen in das frisch renovierte, edle Schloss Haga.

Als Nächstes wird wohl von einer Geburt zu hören sein und vom Aufstieg Victorias zur Königin. Dann ist Europas Adel endgültig wieder im Lot.

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