Blog "Notes of Berlin":"Wer kackt, wird erschossen"

Wohnungsgesuche, Liebesbekunden, Beschimpfungen: Joab Nist fotografiert in Berlin Aushänge aller Art und veröffentlicht die Bilder in seinem Blog "Notes of Berlin". Damit will der Student einen Einblick in die Seele der Hauptstadt geben - und lustig sind die Zettel außerdem. Ausgewählte Beispiele in Bildern.

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(Foto: Notes of Berlin)

Wohnungsgesuche, Liebesbekunden, Beschimpfungen: Joab Nist fotografiert in Berlin Aushänge aller Art und veröffentlicht die Bilder in seinem Blog "Notes of Berlin". Damit will der Student einen Einblick in die Seele der Hauptstadt geben - und lustig sind die Zettel außerdem. Ausgewählte Beispiele in Bildern. Mit diesem Zettel am U-Bahnhof an der Eberswalderstraße fing alles an. "Ich habe ihn gesehen und gedacht: Schade, dass nicht mehr Menschen diesen Zettel jetzt lesen können", sagt Joab Nist. Also fotografierte der 29-jährige Kulturmanagementstudent den Aushang. Das war vor sieben Jahren. Auf die Idee, den Berliner Aushängen eine eigene Webseite zu widmen, kam er wenig später: "Die Zettel hängen ja nicht lange und dieser Schatz der Alltagskommunikation muss irgendwie bewahrt werden." Der Bilderblog "Notes of Berlin" wurde im Oktober 2010 geboren. Text- und Bildauswahl: Jana Stegemann und Johanna Bruckner

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(Foto: Notes of Berlin)

"Wellensittich entflogen. Farbe egal", steht auf einem der ersten Zettel, die Nist auf seinem Blog veröffentlicht. Bald schon ist er nicht mehr allein bei der Suche nach aberwitzigen Aushängen. "Mittlerweile bekomme ich eine Menge Zusendungen aus allen Stadtteilen. So wird das Bild, das die Zettelwirtschaft von Berlin zeichnet, noch authentischer", freut sich der Initiator über die große Resonanz. Jeden Tag postet Nist das Foto eines Aushangs, täglich klicken sich bis zu 15.000 User durch die kuriosen, kreativen, wütenden oder romantischen Zettel; Nists Facebook-Seite hat etwa 28.000 Fans. Sogar ein Buch mit den besten Aushängen hat der Student mittlerweile verfasst: "Wellensittich entflogen. Farbe egal, Kuriose Zettelwirtschaft" (Joab Nist, Ullstein Verlag, 9,99 Euro).

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(Foto: Notes of Berlin)

"Wer kackt, wird erschossen", steht auf diesem Schild an einem Baum. Blöd nur, dass die adressierten Vierbeiner nicht lesen können. Aber vielleicht fruchtet der wohl nicht ganz ernstgemeinte Angstappell ja bei dem einen oder anderen Hundehalter.

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(Foto: Notes of Berlin)

Wir bleiben beim Thema Umweltverschmutzung. CDU-Wahlplakate sind nicht überall in Berlin gern gesehen - gegen falsche Behauptungen großer Parteien wissen sich die Anwohner auf ihre Weise zu wehren.

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(Foto: Notes of Berlin)

Die Braut hat wahrscheinlich ganz in Weiß geheiratet, wollte das opulente Kleid im Schrank aufbewahren oder für eine andere festliche Gelegenheiten umnähen lassen. Doch dann kommt Alma Wilhelmine auf die Welt und ihre Mutter erkennt schnell den Unterschied zwischen Romantik und Realität - und die Notwendigkeit eines Kita-Platzes für die einjährige Tochter. 

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(Foto: Notes of Berlin)

Die Eltern der kleinen Marie suchen keinen Kita-Platz, sondern den Stoffhasen ihrer Tochter. "Windsor" heißt der etwa 30 Zentimeter lange Hase mit der blauen Hose. Die Besitzerin vermisst ihr Kuscheltier gar so schmerzlich, dass die Eltern einen Finderlohn ausloben.  Herzlos: Wenige Tage später hängt neben der Vermisstenanzeige ein Bild des offenbar gefesselten und geknebelten Stoffhasen - für dessen Freilassung die Entführer 20 Kugeln Eis fordern.  

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(Foto: Notes of Berlin)

Vielleicht inspiriert von der Kuscheltier-Vermisstenanzeige sucht dieses Kind seinen Ball. Und auch hier wird schnell klar, dass der Kleine verstanden hat, dass es nichts im Leben geschenkt gibt. So verspricht er dem Finder Süßigkeiten als Belohnung.

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(Foto: Notes of Berlin)

Ganz anders dieser Verfasser: Statt einen Finderlohn auszuloben oder irgendetwas zu verkaufen, zeigt er Herz - bzw. verschenkt dieses am U-Bahnhof Zoo.

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(Foto: Notes of Berlin)

Auch dieser Aushang handelt vom Nehmen und Geben. Der Verfasser sucht seine verlorenen Geldscheine, die er nach eigener Aussage für Essen braucht, nicht für Champagner. Dem ehrlichen Finder winkt eine nie zu verachtende Belohnung: gutes Karma.

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(Foto: Notes of Berlin)

Mieses Karma bescheinigt der Autor dieses Aushangs dem Dieb seines Laptops. Der unrechtmäßige wird vom rechtmäßigen Besitzer flehentlich aufgefordert, doch zumindest die Festplatte zurückzugeben: "Komm schon, da steckt mein Leben drin!"

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(Foto: Notes of Berlin)

Ein Rettungswagen ist kein Taxi, ein für alle Mal! Mit diesem Aushang machte wohl wahlweise jemand aus der 112-Notrufzentrale, ein Sanitäter oder ein Notarzt seinem Frust Luft.

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(Foto: Notes of Berlin)

In Zeiten von sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter versucht der achtjährige Lion auf eine rührend altertümliche Art, neue Spielkameraden zu finden.

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(Foto: Notes of Berlin)

Vermeintliche Umweltschützer treffen hier auf wahre Baumfreunde.

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(Foto: Notes of Berlin)

Dieser Aushang ist für Joab Nist der Prototyp eines typischen Berlin-Zettels: "Sehr kreativ, leidenschaftlich, ein bisschen naiv und sehr idealistisch." Der Wohnungstausch-Zettel hat den Blog-Betreiber so beeindruckt, dass er ihn in seiner Wohnung aufgehängt hat.

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(Foto: Alexander Klebe)

Seine erste Wohnung in Berlin hat der 29-Jährige ebenfalls über einen Aushang gefunden. Dazu hatte er Hunderte Zettel mit seinem Gesuch an Klingeschilder in Prenzlauer Berg geklebt. "Ein Tag später hat sich jemand gemeldet. Ofenheizung, preiswert - genau das, was ich gesucht habe. Wäre die Wohnung auf den freien Markt gekommen, hätte ich sicherlich keine Chance gehabt." Aktuell arbeitet Nist nebenbei an dem Aufbau seiner zweiten Internetplattform: "Notes of Germany" soll eine Anlauf- und Dokumentationsstelle für Aushänge aus ganz Deutschland werden.

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