Blog "Humans of New York":"Ich habe ihr einen Liebesbrief geschrieben"

In seinem Blog "Humans of New York" porträtiert Fotograf Brandon Stanton die Einwohner der Stadt. Jetzt erscheinen die besten Geschichten auf Deutsch in einem Buch. Eine Auswahl.

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„Humans of New York. Die besten Storys“

Quelle: Brandon Stanton

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2010 startete der Fotograf Brandon Stanton einen Fotoblog mit dem Namen "Humans of New York". Er wollte eine Art kreativen Katalog über die Einwohner der Millionenstadt schaffen. Zu den Fotos kam im Lauf der Zeit immer mehr Text hinzu. Stanton spricht die Leute an, fragt, ob er sie fotografieren darf, stellt ihnen Fragen. Manchmal kommen dabei nur ein, zwei kurze Bemerkungen heraus, manchmal erzählen ihm die Menschen vor der Kamera ihr halbes Leben. Oft geht es um Liebe, um Zwischenmenschliches, fast immer um Persönliches. Die Namen seiner Protagonisten lässt Stanton bewusst weg. Sind mehrere Personen abgebildet, bringt das den Betrachter oft zum rätseln, welche Aussage von wem stammen könnte.

Mehr als 15 Millionen Menschen folgen dem Blog in sozialen Netzwerken. Die besten Geschichten erscheinen jetzt ganz analog in Buchform - auch auf Deutsch.

"Ich habe Angst, dass sie eines Tages verloren geht und keiner begreift, dass sie taub ist."

"Humans of New York. Die besten Storys"

Quelle: Brandon Stanton

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"Wir waren in der Highschool beste Freundinnen. Ich wusste, dass sie lesbisch ist. Aber sie wusste nicht, dass ich es auch bin."

"Und wie hat sie das erfahren?"

"Ich habe ihr einen Liebesbrief geschrieben."

„Humans of New York. Die besten Storys“

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"Am Anfang haben wir immer wieder gesagt: 'Wir werden es besiegen. Wir schaffen das.' Dann fingen wir an zu begreifen, dass wir es vielleicht doch nicht schaffen würden. Zum Ende hin wurde klar, dass wir tatsächlich nicht siegen würden. Damals begann sie mir zu sagen, dass mein Leben weiterginge und dass ich mit jemand anderem glücklich werden solle. Aber so weit bin ich noch nicht. Vor Kurzem weckte mich in der Nacht ein Geräusch und ich drehte mich um und fragte, ob sie etwas bräuchte."

„Humans of New York. Die besten Storys“

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"Ich sage meinen Töchtern, dass sie einen College-Abschluss brauchen, damit sie nicht nur einen Job kriegen, sondern Karriere machen können. Ich habe zwei Jobs und die ergeben auch zusammengenommen noch keine Karriere."

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"Das ist meine Nachbarin. Sie spricht nur Mandarin, deswegen haben wir uns noch nie unterhalten. Aber sie bringt mir seit 20 Jahren jeden Tag eine Handvoll Süßigkeiten."

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"Vor acht Jahren war ich verlobt, aber mein Verlobter starb im Irak. Danach habe ich mir geschworen, mich nie wieder von einem Menschen so abhängig zu machen. Nachdem ich meinen heutigen Mann kennengelernt hatte, habe ich mich deshalb lange Zeit gegen die Hochzeit gewehrt. Im September haben wir dann doch geheiratet. Obwohl ich dagegen rebelliert und darin immer eine bedeutungslose Formalität gesehen habe, war ich überrascht: Es ist tröstlich zu wissen, durch einen Schwur mit einem Menschen verbunden zu sein."

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"Mein Vater war cracksüchtig, meine Mutter bipolar. Es ist, wie es ist."

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"Je öfter ich mich verliebe, desto weniger bin ich mir sicher, was Liebe ist."

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"Wenn ich meine Schicht in der Bäckerei beendet habe, fange ich meine Schicht bei Starbucks an. Ich habe drei verschiedene Jobs und arbeite fünfundneunzig Stunden die Woche. Einer meiner Söhne hat einen Abschluss in Yale gemacht und ich habe noch zwei weitere Kinder, die aufs College gehen. Wenn sie fertig sind, möchte ich mich auch fürs College einschreiben. Ich möchte ein großer Boss werden. Momentan bin ich Chefin in der Bäckerei, aber nur eine kleine Chefin. Ich möchte ein großer Boss werden."

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"Wir sind Augenärzte."

"Erzählen Sie etwas über das Auge, was die meisten Menschen nicht wissen."

"Das Auge sieht nicht. Das Gehirn sieht. Das Auge übermittelt nur. Deswegen ist das, was von außen ins Auge dringt, auch nicht allein ausschlaggebend dafür, was wir sehen. Das, was wir sehen, wird von unseren Erinnerungen und Gefühlen beeinflusst und von dem, was wir vorher gesehen haben."

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"Ich sehe in Tieren etwas, das ich in Menschen nicht erkennen kann. Sie haben eine Konzentration und eine Energie, die Menschen nicht besitzen. Sie wollen einfach nur leben. Sie versuchen nicht, irgendjemanden zu beeindrucken. Und sie versuchen auch nicht, jemanden grundlos zu verletzen. Selbst die Ratte im U-Bahn-Schacht hat nur den einen Gedanken, Futter zum Überleben zu finden. Tiere wollen einfach nur leben. Es sind die Menschen, die mehr verlangen, als sie brauchen."

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"Ich habe letzte Nacht nicht viel geschlafen. Ich bin etwas deprimiert." "Wie kommt das?" "Ach, wissen Sie. Die Feiertage, die ganzen Erinnerungen ..."

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"Es war ein Tiefpunkt in meinem Leben. Ich war stark drogenabhängig und hatte kurze Zeit zuvor eine Überdosis Acid und Ecstasy eingeworfen. Ich hatte das Gefühl, als ob ich mich als Person auflösen würde. Ich wusste nicht mehr, wer ich war. An einem Tag fühlte ich mich wie der eine Mensch, am nächsten Tag wie ein ganz anderer. Eines Tages, als ich ziemlich weit unten war, habe ich einen langen Spaziergang von der 137. bis zur 34. Straße gemacht. Auf dem Rückweg habe ich an einer Kirche an der 122. haltgemacht. Ich bin einfach sehr lange in der Kirche sitzen geblieben und habe zu Gott gefunden."

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"Heute sind es einundsechzig Jahre."

"Zweiundsechzig."

"Einundsechzig."

"Zweiundsechzig."

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"Ich bin sechsundachtzig. Das reicht auch bald. Ich bin bereit, zu gehen." "Haben Sie keine Angst vor dem Tod?" "Warum sollte ich?" "Ist das nicht eine normale Begleiterscheinung des Lebens?" "Nicht, wenn man seinen Ehemann so sehr vermisst wie ich."

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"Wir lassen uns scheiden, weil wir uns lieben und weil wir beide erkannt haben, dass keiner von uns dem anderen das geben kann, was er braucht. Nachdem wir beschlossen hatten, uns scheiden zu lassen, habe ich alles, was ich an ihr mag, auf ein Blatt Papier geschrieben und es ihr gegeben. Sie war gerührt und fing an zu weinen. Drei Tage später schrieb sie mir eine ähnliche Notiz. Aber da haben wir es: Sie hat sie auf die Rückseite eines bereits benutzten Blatts Papier geschrieben. Auf einen Werbezettel oder so. Ich stellte sie zur Rede und sie sagte: 'Ich wusste, dass du das zur Sprache bringen würdest. Wenn es dir etwas bedeuten würde, wäre es dir egal, worauf es geschrieben steht.' Und ich sagte: 'Wenn es dir etwas bedeuten würde, hättest du ein frisches Blatt Papier genommen.'"

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Das Buch "Humans of New York. Die besten Storys" ist im Riva-Verlag erschienen. Es hat 432 Seiten und kostet 19,99 Euro.

© SZ.de/feko
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