Beziehung mit einem Geistlichen:Verbotene Liebe

Sonnenuntergang aufgenommen in der Ortschaft Pflaumdorf Bayern am 2 November 2014

Der Priester und die Lehrerin - das ist eben nicht die normale Geschichte, wie sie so vielen anderen Menschen widerfährt.

(Foto: imago/fossiphoto)

Wie fühlt sich eine Liebe an, die sich niemals in der Öffentlichkeit zeigen darf? Die heimliche Partnerin eines katholischen Priesters erzählt.

Von Harald Hordych

Es geschah bei einem Gottesdienst im Wald. Bei einer Schutzhütte sollte die Messe gelesen werden, das Projekt war seit Wochen vorbereitet worden. Bei Gesprächen zwischen dem katholischen Priester und der Lehrerin, die sich mit ihrer Klasse aufmachen würde.

Und dann funkte es zwischen den beiden, wie es in der Umgangssprache so einfach und so treffend heißt. Zwei Menschen fühlen sich zueinander hingezogen. Ein aufregender Moment, einer, der das ganze Leben neu bestimmen kann, und doch ein Moment, der etwas Alltägliches ausstrahlt. Vorausgesetzt, die Liebe kann gelebt werden, wenn Menschen sich miteinander einig sind. Eine schöne einfache Geschichte eben.

Doch der Priester und die Lehrerin, die ihm bei der Messe mit der Schulklasse an der Schutzhütte im Wald als Messdienerin zur Steite stand - das ist eben nicht die normale Geschichte, wie sie so vielen anderen Menschen widerfährt. Verbotene Liebe heißt sowas im Fernsehen, wenn eine Seifenoper aus verdrängten unterdrückten Gefühlen daraus gemacht wird, in der Realität heißt es: auf Abstand gehen, verdrängen, wegsehen, nicht mehr dran denken, vergessen - weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Beide können ihre erste Begegnung nicht vergessen

Nach dieser ersten Begegnung, die offensichtlich keiner von beiden vergessen kann, gehen sich der Priester und die Lehrerin aus dem Weg. Für viele Jahre. Aber dann sehen sie sich wieder, und vor mehr als sechs Jahren kommt ihre Liebesgeschichte in der Wirklichkeit an. Die Frau wird die Partnerin des Priesters. Und sie bleibt es bis heute. Was das für eine Frau bedeutet, was es für dieses heimliche Paar bedeutet, kann man erahnen, aber wer weiß schon, wie sich eine Liebe anfühlt, die sich niemals in der Öffentlichkeit zeigen darf und die unter dem hohen Druck nicht nur der Angst vor Entdeckung, sondern auch des Wissens um die Unbotmäßigkeit von Zärtlichkeit und Sex?

Die Frau, die das alles erlebt hat, hat, anonym bleibend, in einem Artikel für den Gesellschaftsteil der Süddeutschen Zeitung aufgeschrieben, wie schwer es ist, unter solchen Umständen eine Liebe zu lieben, die beide nicht aufgeben konnten. Wie es ist, immer wachsam zu sein, ob ein bekanntes Gesicht auftaucht, sich sofort zu trennen. Wie es ist, nie in ein und derselben Stadt leben zu können, um schnell auftauchenden und dann umso hartnäckiger verweilenden Gerüchten entgegenzuwirken. Was es heißt, an der Seite eines Priesters zu leben, der ganz stark mit den Menschen seiner Gemeinde verbunden ist und der sich niemals gestattet hat, seine Pflichten als Seelsorger zu vernachlässigen.

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