Über kaum eine Gegend wird in Deutschland soviel gespottet wie über den Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Die einen lachen über die angeblich in Scharen dort ansässigen Schwaben, andere mokieren sich über das Familien-Disneyland mit poshen Müttern und demütigen Vätern, die in kernsanierten Wohnungen zu absurden Mietpreisen leben. An all dem ist natürlich etwas dran, aber es ist nur ein Teil dessen, was Prenzlauer Berg ausmacht.
Vor allem ist Prenzlauer Berg eine Blaupause für unsere künftige Vorstellung von Zusammenleben und Lebensführung. In diesem Viertel sieht man, was uns allen irgendwann mal blüht. Denn der Stadtteil ist heute schon ein großes Experimentierfeld gesellschaftlicher Spielarten. An kaum einem anderen Ort wird soviel ausprobiert wie hier.
Und kaum ein anderer Ort in Deutschland hat sich innerhalb weniger Jahre so oft und so radikal verändert wie Prenzlauer Berg. Der einstige Arbeiterbezirk wurde in den späten Jahren der DDR zu einer Art Hochburg der Widerständigen; die letzten Kämpfe der Regimegegner gegen die verhasste Obrigkeit fand in den Straßen des Winsviertels statt, das heute eine der teuersten Mietgegenden Berlins überhaupt ist.
Wie gesagt, man kann über Prenzlauer Berg spotten und schimpfen. Wer sich dagegen anschaut, was hier an Lebensstilen und gesellschaftlichen Ideen ausprobiert wurde und wird, kommt zu einem vielleicht freundlicheren Resümee.Der Essay im Gesellschafts-Teil beschreibt Prenzlauer Berg als Stadtteil, der von atemberaubend raschen Kulissenwechseln lebt und damit eine Art Utopia für unsere künftige Art zu leben sein könnte. Dass nichts bleibt wie es war - in Prenzlauer Berg ist diese Erkenntnis beinahe Alltag.
