Base Flying in Berlin:Sturz vom Vier-Sterne-Hotel

Kalkulierter Sturz in 125 Meter Tiefe: Die amerikanische Trendsportart Base Flying gibt es jetzt auch in Berlin.

Jonas Reese

Wie Spielzeug schlängelt sich die gelbe Straßenbahn durch die graue Asphaltlandschaft am Berliner Alexanderplatz. Vom Dach des Park-Inn Hotel, dem höchsten Gebäude Berlins, wirkt das Geschehen am Boden wie eine irreale Kulisse.

base flying berlin; dpa

Erste Base Flying Anlage in Europa: Hunderprozentige Sicherheit können die Veranstalter nicht versprechen.

(Foto: Foto: dpa)

Direkt gegenüber steht der Fernsehturm. Auf seiner Fassade prangt in Augenhöhe der Spruch einer Werbeaktion: "Ich will leben."

Von hier oben können sich seit diesem Mittwoch schwindelfreie Menschen 125 Meter in die Tiefe stürzen. Eingespannt in eine spezielle Seilkonstruktion können sie vorbei an 37 Stockwerken nahezu frei fallen. Knapp zehn Sekunden später und um 99 Euro ärmer bleibt der Mutige drei Meter vor dem Erdboden in der Waagerechten hängen. Von bis zu 90 Stundenkilometer bremst ihn die Anlage langsam herunter und lässt ihn, wenn alles klappt, sanft auf den Beinen landen.

Base Flying heißt diese Extrem-Erfahrung, sie kommt natürlich aus den USA. Die Berliner Anlage ist bis jetzt die erste ihrer Art in Europa. Veranstalter ist die Eventagentur Jochen Schweizer. Die ist weltweit bekannt dafür, sich immer neue Bungee-Varianten auszudenken.

Hundertprozentige Sicherheit aber kann die Firma trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht garantieren: Gerade mal zwei Wochen ist es her, als sich in der Nähe von München zwei Jugendliche bei einem Bungee-Sprung bei einer Veranstaltung schwer verletzten, offenbar weil die Sicherung zu früh gelöst worden war.

Bei der Eröffnungsveranstaltung auf dem Dach des Vier-Sterne-Hotels fällt kein Wort über den Unfall. Schreiend lassen sich abenteuerlustige Menschen in den Abgrund stürzen, während die Schaulustigen auf dem Alexanderplatz jede neue Mutprobe kommentieren. Unten angekommen klingt das Lachen der Teilnehmer erleichtert und auch ein wenig hysterisch. "Geil" ruft fast jeder, der aus der Verankerung befreit wird.

Die letzten Stufen zum Dach des Hotels müssen alle Base-Flyer übrigens zu Fuß erklimmen. Auf jedem halben Stockwerk kleben Zettel. Sie zählen die Stufen rückwärts bis ganz oben. Auf der Hälfte der Strecke steht "Hast Du nichts Besseres vor?" Auf dem nächsten Zettel: "Warum tust du das?" Es sind entscheidende Fragen, die einen bis zum freien Fall begleiten. Nur wenige lassen sich davon abschrecken.

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