Barbie-Haus am Berliner Alexanderplatz:Hölle in Rosarot

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Pink, pink, pink sind alle meine Kleider - in der lebensgroßen Barbie-Welt. (Foto: dpa)

In Berlin eröffnet am 16. Mai ein begehbares Barbie-Haus, das Einblicke ins Leben der bekanntesten Puppe der Welt bieten soll. Für Kritiker ist der pinke Palast ein Symbol für Schönheitswahn, Rollenklischees und Benachteiligung von Frauen.

Von Judith Liere, Berlin

In Berlin trägt Barbie einen Schnurrbart. Nein, das ist keine Sonderedition, mit der der Hersteller Mattel auf den Moustache-Trend der Hauptstadt-Hipster reagieren will. Es soll ein Zeichen des Protests sein. Denn in Berlin eröffnet am 16. Mai ein begehbares Barbie-Haus. Es nennt sich "Barbie - The Dreamhouse Experience" und soll laut Veranstalter "noch nie da gewesene Einblicke in Interieur und Lifestyle der bekanntesten Puppe der Welt" bieten. Doch in Berlin wird bereits vor der Eröffnung des pinken Palasts Protest laut - der sich unter anderem darin äußert, dass den makellosen Barbie-Gesichtern auf den Werbeplakaten mit schwarzem Filzstift Bärte, Brillen und dicke Augenbrauen gemalt wurden und "House of Horrors" darüber gesprüht wurde.

"Occupy Barbie-Dreamhouse" fordert die Linksjugend Kreuzkölln, ihre Facebook-Gruppe hatte am Freitag knapp 1500 Unterstützer. Sie wenden sich gegen Sexismus, der in der rosaroten Barbiewelt propagiert werde: "Für uns ist das Haus ein Symbol für Schönheitswahn, Rollenklischees und Benachteiligung von Frauen in dieser Gesellschaft."

Die Argumente gegen die blonde Plastikpuppe sind bekannt: Barbie sei ein schlechtes Vorbild für kleine Mädchen, weil sie sich nur mit Konsum, Klamotten und ihrem Aussehen beschäftige, außerdem sind ihre Körpermaße so unrealistisch, dass sie, wäre sie echt, nach vorne umkippen würde, in ihrer Taille kein Platz für Organe wäre und sie kurz vor dem Tod durch Unterernährung stünde. Die Gegenargumente sind genauso bekannt: Barbie sei emanzipiert und eine starke Frau, weil es sie auch als Astronautin, Ärztin und Pilotin gibt.

Von ihren Karriere-Bestrebungen wird im 2500 Quadratmeter großen Barbie-Haus am Berliner Alexanderplatz allerdings nicht viel zu sehen sein. Dort können die Besucher - für zwölf Euro Eintritt pro Kind - fünf Tätigkeiten nachgehen: sich hübsch anziehen, sich hübsch schminken, sich hübsch auf einem Laufsteg präsentieren, möglichst hübsch Karaoke singen oder virtuell hübsche Cupcakes backen. Und natürlich können sie danach Barbie-Produkte kaufen.

Gegen dieses Rollenbild und gegen die "Pinkifizierung" des Spielzeugmarkts will die Gruppe "Occupy Barbie-Dreamhouse" am kommenden Donnerstag zur Eröffnung auf dem Alexanderplatz demonstrieren. Mit Pinkifizierung ist die Zunahme von geschlechtsspezifischem Kinderspielzeug gemeint. Während Barbie schon immer klar auf Mädchen ausgerichtet war, unterscheiden seit einiger Zeit auch Hersteller wie Lego zwischen Mädchen- und Jungen-Produkten, sogar ein Überraschungs-Ei extra für Mädchen wurde auf den Markt gebracht.

Die CDU in Berlin-Mitte kritisiert den Protestaufruf, es handele sich um "die spießige Kleingeistigkeit radikaler Linker" und um "aggressive Intoleranz". Der Veranstalter des Barbie-Hauses, EMS-Entertainment, erstattete ob der beschmierten Plakate Anzeige wegen Sachbeschädigung gegen die Gruppe, die sich aber von den Malereien distanziert.

© SZ vom 11.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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