Bar Refaeli versus Israel:Die verlorene Tochter

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Bar Refaeli, Schönheit aus Israel, steht ganz oben - doch aus dem Heimatland des Supermodels gibt es häufig harsche Kritik. Warum eigentlich?

Ulrike Bretz

Sie hat Traummaße, Katzenaugen, Erfolg und einen berühmten Mann an ihrer Seite: Eigentlich läuft für Bar Refaeli alles bestens. Die Freundin des Hollywood-Stars Leonardo DiCaprio hat es geschafft: Das Supermodel läuft für die ganz großen Designer, hat dicke Werbeverträge in der Tasche, war schon zweimal auf dem Cover der Swimsuit-Ausgabe der Sports Illustrated und auf dem von Elle, GQ und all den anderen wichtigen Magazinen ohnehin.

Mädchen vom Lande

Die 24-jährige Schönheit aus Israel ist innerhalb weniger Jahre in der internationalen Glamourwelt angekommen. Man könnte glauben, die Menschen in ihrem Heimatland wären stolz darauf, dass es eine von ihnen in den USA zu derartigem Ruhm gebracht hat. Aber viele Israelis scheinen ihr den Erfolg nicht zu gönnen.

Dabei hatte ihre Karriere so mustergültig begonnen. Bar Refaeli, ein Mädchen vom Lande, hat das Glück, eine voraussschauende Mutter zu haben: Tzipi Levine, früher selbst vielbeachtetes Model, gibt ihrer Tochter den bis dahin ungewöhnlichen Namen Bar - und schon tun es ihr viele Mütter nach. Levine ist bis heute Managerin ihrer Tocher. Sie verschaffte ihrem Kind das erste Fotoshooting, als das gerade acht Monate alt war. In der Pubertät lag die Karriere dann zwar für einige Zeit auf Eis, weil sie eine Zahnspange tragen musste.

Doch wer Potential hat, kann warten. Mit 15 holte Refaeli alles nach: Das Mädchen, das auf der Pferdefarm ihrer Eltern in Hod HaScharon aufwuchs, wurde für Werbekampagnen fotografiert und in einem israelischen Wettbewerb direkt zum schönsten Model gewählt. Zwei Jahre später, 2002, schafft es die Schönheit, die nebenbei als Serienschauspielerin vor der Kamera stand, mit ihrem Wahnsinns-Körper in die südafrikanische Ausgabe der Sports Illustrated.

Keine Lust auf Wehrdienst

Mit 19 Jahren ist das 1,74 Meter große Model, das bekannt dafür ist, spärlich bekleidet für Bademoden zu posieren, in der Celebrity-Welt angekommen. Da passte es so gar nicht, dass sie in ihrer Heimat den zweijährigen Militärdienst leisten sollte. Sie heiratete einen Freund der Familie, von dem sie sich verdächtig schnell wieder scheiden ließ - und entkam so ihrer Rekrutierung. Die Hochzeit ist der einfachste Weg für israelische Frauen, um den Militärdienst herumzukommen.

Der andere Weg wäre schwieriger gewesen: Auch strenge Religiosität und Frömmigkeit befreit vom Wehrdienst. Die hätte man Bar Refaeli aber wohl kaum abgenommen.

Nicht alle sahen es in ihrer Heimat mit Wohlwollen, dass die berühmte Israelin um den Dienst herumkommt, den Millionen ihrer Landleute absolvieren. Bar Refaelis Sorge war das nicht. Sie hatte mittlerweile mit Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio angebandelt, wohl der beste Katalysator für ihre Karriere, obwohl - oder gerade weil - es eine On-off-Beziehung ist. Mit dem US-Schauspieler besuchte sie 2007 ihre Heimat, traf sich sogar mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres.

Auf der nächsten Seite: Warum Bar Refaeli kein Heimweh mehr hat.

Das Paar wurde von Paparazzi bedrängt, beim Besuch der Klagemauer kam es zu einer Prügelei zwischen den Leibwächtern und Fotografen. Danach klagte sie im britischen Magazin Tatler über die Paparazzi: "Sie sind grob und sie haben mich angefasst. In Israel denkt jeder, man kann machen, was man will. Sie haben das Gefühl, sie können mich einfach ansprechen, mich berühren und sagen 'warte eine Minute', und ich halte an. Ich fühle mich nicht wohl in Israel. Ich fühle mich einfach sehr unwohl."

Das hörte man nicht gerne in ihrer Heimat. Das israelische Newsmagazin Israelininsider schrieb: "Bar bricht die Brücken zu ihrer Heimat ab." Dem verwöhnten Supermodel sei der Erfolg wohl zu Kopf gestiegen - durch derartige Aussagen vergraule sie ihre letzten Fans.

Refaeli setzte noch einen drauf: In einem Interview mit der israelischen Tageszeitung Yedioth Ahronoth verteidigte sie ihre Enscheidung, nicht zur Armee gegangen zu sein. Die Zeitung zitierte sie mit den Worten: "Warum sollte es gut sein, für sein Land zu sterben? Ist es nicht besser in New York zu leben?" Später verklagte sie das Blatt, weil sie sich nicht richtig wiedergegeben sah. Der Riss in der Beziehung zu ihrem Heimatland aber blieb - von beiden Seiten. Die Jerusalem Post schrieb nach dem Eklat: "Die öffentliche Meinung hat sich stark gegen Bar Rafaeli gedreht."

Die Plakate müssen weg

Trotzdem lächelte Bar Refaeli weiterhin von den Magazinen und Postern in der Welt und in ihrer Heimat, meist nur knapp bekleidet. 2009 sorgte ein überdimensionales Werbeplakat in Tel Aviv für Aufregung: Das Model räkelte sich mit einem Mann, der weder ihr Ehemann, noch Leonardo DiCaprio ist, für eine israelische Kleiderfirma in den Laken. Das war zu viel für manche Anhänger des ultraorthodoxen Judentums. Sie forderten, dass die Plakate abgehängt werden - mit Erfolg.

Für Ultrakonservative in ihrer Heimat ist die allgemeine Stimmungsmache gegen die prominente Landestochter Wasser auf den Mühlen. Im Januar 2010 ließ ein Generalmajor der israelischen Armee das beliebte Verweigerungs-Thema wieder aufkochen - und rief dazu auf, die Waren zu boykottieren, für die Bar Refaeli wirbt.

Die lässt sich unterdessen weder von den Religiösen noch vom Militär einschüchtern. Sondern verhandelt stattdessen ungerührt mit dem Finanzamt des Wohnorts ihrer Eltern darum, weniger oder am besten gar keine Steuern mehr in ihrem Land zahlen zu müssen, weil sie ohnehin ständig im Ausland sei.

Heiratstipps von Rechtsradikalem

Der neueste Coup ihrer Gegner im eigenen Land aber dürfte sie nun endgültig vergrault haben. Bar Refaeli hat einen Brief von Baruch Marzel erhalten, einem ultrakonservativ-rechtsradikalen Israeli. Darin forderte er sie laut israelischen Zeitungsberichten auf, die Beziehung mit Leonardo DiCaprio aufzugeben und sich stattdessen einen jüdischen Mann zu suchen. Wieder setzte Refaeli sich mit deutlichen Worten zur Wehr: "Ich denke nicht, dass sich jemand anderes um mein Leben Sorgen machen sollte. Wenn solche Leute Zeit haben, sich in das Leben anderer einzumischen, ist das traurig für sie", konterte das Model.

Kein Wunder also, dass sich Bar Refaeli, die inzwischen einen breiten amerikanischen Akzent hat, nicht mehr nach ihrer Heimat sehnt. Anfang des Jahres wurde sie im Interview mit der Sports Illustrated gefragt: "Wo auf dem Globus würden sie gerade sein wollen, wenn sie es sich wünschen könnten?" Sie antwortete: "Ich will nirgendwo anders sein. Ich bin jetzt in LA und ich liebe es."

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