Ausbildung von Studenten:Harvard als Vorbild

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Die studentische Ausbildung im Vergleich zwischen USA und Deutschland.

Teresa Klaus

In den USA herrscht eine sehr hohe Selektion durch die Universität (in Harvard werden von 3000 Bewerben 160 zugelassen). Die Studenten müssen horrende Studiengebühren (30 000 - 40 000 $/Jahr) bezahlen und sind mit Ausbildungsende oft verschuldet.

In den USA ist die Ausbildung der Studenten sehr praktisch orientiert (bed side teaching, frühe Einbindung in den Stationsablauf, Student hält definierte Position in einem Stationsteam inne). Es wurden spezielle "skills labs" d.h. medizinische Ausbildungszentren eingerichtet, in denen einzelne Fertigkeiten trainiert werden können. Dafür verfügen die deutschen Studenten im Vergleich häufig über ein fundiertes theoretisches Basiswissen.

Teaching ist in den USA ein fester Bestandteil des Arbeitsalltages auf der klinischen Station. Das lehrende Personal wird für die Zeiten des teaching freigestellt. Das Zahlenverhältnis von Lehrenden zu Studenten ist ausgezeichnet (in Harvard basierend auf dem Tutorensystem 1:1, an andern Universitäten meist etwas niedriger).

Die Motivation der Lehrenden ist hoch. Sie sind vertraglich zu Lehrleistung verpflichtet, d.h. das Einkommen basiert mit auf der Lehrleistung, und eine Berufung erfolgt meist aufgrund von Forschung und Lehrleistung. Stetige Evaluation der Lehrenden von Seiten der Studenten führt über konstruktives Feedback zu kontinuierlicher Weiterentwicklung und hoher Qualität der Ausbildung.

Mit dem neuen Medizinischen Curriculum München (MeCuM©) wurde in den letzten Jahren ein völlig neuartiges Ausbildungssystem an der LMU München entwickelt. Die bereits bestehenden Harvard-Kurse, in denen in Kleingruppen problemorientiert Fallbeispiele erarbeitet werden, wurden in variierter Form beibehalten. Es wird nach dem amerikanischen Vorbild viel Wert auf praktische Ausbildung gelegt.

Die Studenten werden durch verschiedene Bedside-teaching-Kurse in den einzelnen Disziplinen früh an den Patienten und deren Krankheitsbilder herangeführt. Eine Optimierung der Didaktik durch intensive Schulung des lehrenden Personals ist hierbei einer der Schlüssel zum Erfolg. Dahinter steht ein immenser organisatorischer, finanzieller und vor allem personeller Aufwand.

Postgraduate-Ausbildung:

Wichtig ist eine einheitliche Definition von Ausbildungszielen in der fachärztlichen Weiterbildung in Form eines Curriculums und die Überprüfung der Umsetzung. Auf den ständigen Wissenszuwachs auf dem medizinischen Fachgebiet sollte im Sinne der "evidence based medicine" verstärkt mit Journal- clubs und Fortbildungsangebot reagiert werden.

Eine Professionalisierung der Lehre mit intensiver Ausbildung von Lehrkörpern, Mentoren und Tutoren (auch studentischen) und obligater Evaluation des Unterrichts sollte angestrebt werden, um die Qualität der Ausbildung zu verbessern.

In USA erhält die ausbildende Klinik pro Arzt in Weiterbildung Geld; dies kostet den Staat insgesamt 5 Milliarden Dollar. In Deutschland wird die postgraduate-Ausbildung immer mehr von den kommunalen Häusern und privatärztlichen Kliniken zu den Universitätskliniken verlagert.

Diese müssen also nicht nur die studentische Ausbildung, Forschung und klinische Leistung gewährleisten, sondern sind zusätzlich alleinige Träger der Facharztausbildung. Der finanzielle Ausgleich dieser Mehrleistung der Universitätskliniken fehlt derzeit allerdings.

Teresa Klaus ist Assistenzärztin an der Klinik für Anästhesiologie der Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum Großhadern.

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