Anita Roddick gestorben:Die grüne Seele der Kosmetikindustrie

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Lange bevor Umwelt und fairer Handel ein Thema waren, verkaufte Body-Shop-Gründerin Anita Roddick ökologisch und politisch korrektes Gewissen in Fläschchen aus Glas. Und schuf damit einen weltweiten Boom.

Die Gründerin der Kosmetikkette Body Shop, Dame Anita Roddick, ist tot. Wie ihre Familie mitteilte, sei die 64-Jährige am Montagabend in einem Krankenhaus in Chichester in Südengland einer Hirnblutung erlegen. Ihr Mann Gordon und ihre Töchter Sam und Justine sind zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihr gewesen.

Als Roddick überraschend an L'Oreal verkaufte, warfen ihr viele Kunden vor, die Philosophie von Body Shop zu verraten. (Foto: Foto: dpa)

Roddick, ursprünglich ausgebildete Lehrerin, hatte ihr erstes Geschäft 1976 in Brighton in Südengland eröffnet, lange bevor fairer Handel und umweltfreundliche Produkte ein allgemeines Thema waren. Die Idee, Kosmetik ausschließlich aus natürlichen Stoffen und ganz ohne Tierversuche herzustellen, galt damals als revolutionär. Die umweltfreundliche Präsentation der Produkte in kleinen Glasfläschchen, die man nach Belieben wieder nachfüllen lassen konnte, kam an. Auch Roddicks Kampagnen gegen Gewalt und Kinderarbeit, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen erregten weltweit Aufsehen.

Die Strategie ging auf: Als Kunde von Bodyshop kaufte man zugleich ein ökologisch und politisch korrektes Gewissen. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 2000 Geschäfte in 50 Ländern. 2002 gaben Roddick und ihr Mann ihre Posten als Ko-Vorsitzende von Body Shop ab und arbeiteten nur noch als Berater. 2003 bekam Roddick den Titel Dame Commander of the Order of the British Empire verliehen.

"Unternehmen haben die Kraft Gutes zu tun", verkündete Roddick einmal auf der Homepage ihres Unternehmens. "Firmen, die nicht moralisch, sondern nur aus Profitgier handeln, schaden ihrem Geschäft". Im vergangenen Jahr sah es jedoch ganz danach aus, als hätte Roddick diesen Anspruch aus den Augen verloren: Sie verkaufte Body Shop überraschend an den französischen Kosmetikgiganten L'Oréal. Zwar wird das Unternehmen weiter unabhängig geführt, dennoch war der Schritt bei vielen Kunden umstritten. Kritiker warfen Roddick vor, die Philosophie von Body Shop verraten zu haben.

Die 64-Jährige hatte im Februar mitgeteilt, dass sie an Hepatitis C leide, die sie sich offenbar bei einer Bluttransfusion während der Geburt ihrer jüngsten Tochter Sam 1971 zugezogen hatte. "Dadurch lebe ich im ständigen Bewusstsein meiner Sterblichkeit", fügte Roddick damals hinzu. Greenpeace-Chef John Sauven sagte, Roddick sei eine "unglaubliche Frau" gewesen, die "schmerzlich fehlen" werde. Mit ihrer Geschäftsidee sei sie "ihrer Zeit voraus" gewesen.

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