Alternative Heilung für Tiere:Nadeln für den Wauzi

Alternativmedizin für Hund und Katz - in den USA lassen immer mehr Herrchen ihr Haustier ganzheitlich behandeln.

Die Last des Alters wiegt schwer auf Alexa: 13 Jahre ist sie alt, für eine Katze ist das viel. Sie lahmte immer mehr, die Kräfte schwanden - bis sie zu Jordan Kocen in Behandlung kam. Ohne Widerstand lässt sie sich von dem Tierarzt Akupunktur-Nadeln in den pelzigen Rücken stechen, sie scheint die Prozedur zu genießen.

Alternative Heilung für Tiere: Ganzheitliche Heilung für Haustiere - immer mehr Herrchen wenden sich von der tierischen Schulmedizin ab.

Ganzheitliche Heilung für Haustiere - immer mehr Herrchen wenden sich von der tierischen Schulmedizin ab.

(Foto: Foto: AFP)

Kocen, der in Fairfax nahe Washington eine Praxis betreibt, hat sich auf alternative Behandlung von Tieren konzentriert: Akupunktur, chinesische Kräuter, Homöopathie. "Die Nadeln sind diesselben wie für Menschen", sagt Kocen, der kranke Tiere bereits seit 1996 mit Akupunktur behandelt.

Überhaupt gebe es aus Sicht des Therapeuten nur wenige Unterschiede zwischen Mensch und Tier: Die Akupunktur-Meridiane, also die Kanäle des körperinternen Energieflusses, verliefen im Grundsatz gleich. Seine Nadeln steckt Kocen deshalb in jene Körperpunkte, die er auch bei Menschen anvisieren würde - bei der Katze Alexa ist es eine Linie entlang des Rückgrats. Die Nadeln sollen helfen gegen Rückenschmerzen, Arthritis, neurologische Beschwerden.

Alexas Besitzerin Joan Ferguson freut sich über die Fortschritte. Nach vier Wochen Akupunktur gehe es ihrer geliebten Katze viel besser. "Davor hatte ich sie zweimal röntgen lassen, sie hatte eine Lumbalpunktion und mehrere Blutuntersuchungen", berichtet Ferguson. "Es war sehr teuer, aber der Neurologe konnte dann auch nicht sagen, wie sie behandelt werden sollte."

Eine Behandlung bei Tierarzt Kocen kostet 95 Dollar. Inzwischen hat er 1500 Kunden. "Akupunktur wird immer mehr akzeptiert", sagt er. Die Therapeuten haben sogar einen eigenen Berufsverband in den USA. "300 Tierärzte lassen sich jedes Jahr zusätzlich zu Akupunkteuren ausbilden", sagt Vikki Weber, die Vorsitzende der Gesellschaft für Veterinär-Akupunktur in den USA. "Immer mehr Tierbesitzer legen Wert auf eine ganzheitliche Behandlung."

Hilfe auch für chronisch Kranke

Webers Verband hat in den USA nach eigenen Angaben 900 Mitglieder, Tendenz steigend. Kocen wendet seine Therapien auch bei schweren chronischen Erkrankungen an. Zu seinen Stammpatienten zählt Lexus, ein elfjähriger Bernhardinerhund, der seit vielen Jahren unter epileptischen Anfällen leidet. Seit vier Jahren wird der Hund regelmäßig akupunktiert, zusätzlich erhält er jeden Tag fünf Dosen Medizin gegen Epilepsie. "Seit Beginn der Behandlung hat er sich wirklich verändert", sagt Besitzerin Sally Rapp. "Er kommt sehr gerne hierher, er kann gar nicht schnell genug aus dem Auto hüpfen."

Wie bei Humanmedizinern stehen sich auch bei Tiermedizinern in den USA die Anhänger alternativer Heilmethoden und der konventionellen Schulmedizin mit gewissen Vorbehalten gegenüber.

Bei der Bewertung der Akupunktur für Tiere gibt sich Michael San Filippo vom Verband der Amerikanischen Veterinäre (AMVA) zurückhaltend. Es gebe "einige Anhaltspunkte", die die Wirksamkeit solcher Methoden stützen könnten, sagt der Veterinär vorsichtig.

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