Alltag im Osten:Lauter Zwänge

In der DDR war vieles verboten: "Mickymaus"-Hefte zum Beispiel oder das Westfernsehen. Wie war das Leben in der DDR für Kinder?

Von Juliane von Wedemeyer

In der DDR gab es sehr, sehr viele Verbote: Westdeutsche Zeitschriften lesen? Verboten! Wer in der Schule mit einer Mickymaus oder einer Bravo erwischt wurde, musste zum Direktor und bekam Ärger. Auch das westdeutsche Fernsehen durften die Ostdeutschen nicht einschalten (viele taten es aber heimlich). Sie sollten nicht sehen, wie frei die Menschen auf der anderen Seite der Mauer lebten. Denn frei waren sie selbst nicht.

Mal eben nach München fahren oder nach Paris, um auf den Eiffelturm zu steigen? Unmöglich! Ohne Genehmigung durfte niemand das Land Richtung Westen verlassen - DDR-Bürger durften nur in die Ländern im Osten reisen, die ebenfalls den Sozialismus eingeführt hatten. Genehmigungen für West-Reisen gab es nur in Ausnahmefällen, für ganze Familien schon gar nicht.

Öffentlich die Regierung kritisieren? Gefährlich! Wer das tat, galt schnell als Staatsfeind und konnte ins Gefängnis kommen.

Die Regierungen der DDR und der Sowjetunion, die das Land immer noch beaufsichtigte, wollte ein braves Volk. Kinder sollten zu den Pionieren gehen. Das war die Kinderorganisation der DDR. Fast alle Kinder waren dabei. Wer nicht zu den Pionieren ging, musste damit rechnen, benachteiligt zu werden. Zum Beispiel damit, später nicht studieren zu dürfen. Es gab für Kinder jede Menge Pflichtveranstaltungen wie den wöchentlichen Fahnenappell auf dem Schulhof. Die Klassen mussten sich wie Soldaten in Reih und Glied aufstellen und sich zum Unterricht bereitmelden. Und an Staatsfeiertagen mussten Kinder und Erwachsene auf der Straße marschieren und Fahnen schwenken. In den Zeitungen und im DDR-Fernsehen wurden dann Bilder davon gezeigt. Sie sollten beweisen, wie gut es den Bürgern geht.

In Wirklichkeit waren das ziemlich langweilige Ereignisse. Die Menschen gingen trotzdem hin, weil sie Angst hatten. Denn die DDR-Regierung ließ ihre eigenen Bürger ausspionieren. Niemand wusste, wem er vertrauen konnte.

Die Kinder hatten übrigens trotzdem Spaß. Sie lernten, spielten, lachten und tobten genauso wie die Kinder im Westen.

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