Aktuell:Tränen auf Facebook

Ist es der richtige Umgang mit Mobbing, ein Video darüber ins Netz zu stellen? Eine Mutter hat es getan, viel Unterstützung erfahren, aber auch viel Kritik geerntet.

Von Jasmin Siebert

Unter Tränen erzählt Keaton Jones, der in Knoxville, USA, die sechste Klasse besucht, seiner Mutter davon, wie er gemobbt wird: Er sei hässlich, sagen die Mitschüler. Sie schütteten Milch über ihn und stopften ihm Schinken in die Taschen. Keatons Mutter filmt ihn dabei und stellt das Video auf Facebook. Innerhalb weniger Tage sehen es mehr als 22 Millionen Menschen. Viele stellen sich unter dem Twitter-Hashtag #StandWithKeaton auf seine Seite, Stars laden Keaton zu Filmpremieren und Sportveranstaltungen ein. Doch inzwischen gibt es auch Kritik. Hat die Mutter es nur aus Geldgier gemacht, schließlich haben viele gespendet? Hat auch Keaton Mitschüler schlecht behandelt? Abgesehen davon: Es ist schwierig, mit Mobbing umzugehen. Denn es ist alles andere als sicher, dass die Mutter Keaton mit dem Internetvideo einen Gefallen getan hat. Was ein Video im Internet auslöst, weiß vorher niemand. Die meisten Videos überhaupt nichts. Und dann gibt es noch ein paar wenige, die einen über Nacht berühmt machen, für die man geliebt - oder gehasst - wird. Auch wenn man bald nicht mehr über ihn berichtet: Keaton Jones wird für sehr lange Zeit der Junge bleiben, der in der Schule gemobbt wurde.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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