Aktuell:Leben ohne Auto

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Wie viel Platz da auf einmal wäre - zum Räder schlagen, Fußball spielen oder Handstand machen! Und wie viel Stille. Neun Fragen an eine autolose Zukunft - samt der Antworten.

Von Georg Cadeggianini

Darf man dann auf allen Straßen Fußball spielen?

Ja. Und Skateboard fahren, Handstand machen, ein Tennisfeld aufbauen. Der Belag würde auf jeden Fall viel länger halten. Was Straßen kaputt macht, sind die großen, schweren Lkw.

Haben wir dann mehr Geld?

Rechnet man alles zusammen - also Kaufpreis, Reparaturen, Tanken, Versicherung, Steuer - kostet ein Auto, zum Beispiel ein Golf, pro Monat durchschnittlich 620 Euro. Eine Menge Geld, mit dem man viele andere Dinge machen kann.

Was passiert mit den Parkhäusern?

Schon heute sind viele Parkhäuser halb leer. In einer Zukunft ohne Autos sind sie ganz leer. Und dann? Man könnte zum Beispiel mit dem Roller aus dem sechsten Stock rasen, 100 Murmeln bis ins zweite Untergeschoss schicken, die längste Wasserrutsche der Stadt bauen. Oder einfach Wände einziehen und Obdachlose drin wohnen lassen?

Kann ich vielleicht in einer Tankstelle wohnen?

Zumindest nicht sofort. Denn das ist zu gefährlich. Bei Tankstellen lagert der Treibstoff in riesigen Tanks unter der Erde. Da Tanks und Zapfsäulen nie total dicht sind, ist der Boden drumherum manchmal verseucht. Die Erde muss dann ausgehoben und als Giftmüll entsorgt werden. Da entstehen riesige Löcher, die bis zu sechs Meter tief sein können. Immer wieder muss der Boden danach untersucht werden. Manchmal dauert das über ein Jahr.

Wird die Stadt dadurch leiser?

In den letzten 30 Jahren nahm der Straßenlärm - je nach Messung - um ein Viertel zu. Der würde verstummen. Ob es wirklich leiser wird, hängt davon ab, was die Bewohner stattdessen machen. Spielende Kinder können auch ganz schön laut sein.

Aber was machen wir mit dem Großeinkauf?

Die Polizei wird nicht auf dem Rad Verbrecher jagen. Und der Notarzt nicht auf dem Skateboard kommen. Es wird also auch in einer Zukunft ohne Autos Fahrzeuge geben. Und manche wird man leihen können - für den Großeinkauf.

Gibt es das schon irgendwo?

Weltweit gibt es rund 50 autofreie Orte. Das sind hauptsächlich Inseln wie Venedig in Italien oder Marstrand in Schweden, aber auch Orte wie etwa Saas-Fee in der Schweiz.

Brauchen wir dann noch Ampeln?

Gegenfrage: Gibt es in der Fußgängerzone Ampeln? Eben. Sicher werden nicht alle Ampeln überflüssig, aber ganz oft können Fußgänger und Radfahrer sich auch mit Blicken verständigen. Das geht mit dem Autofahrer schwerer. Denn meistens sieht man sein Gesicht gar nicht.

Wächst so das Ozonloch wieder zusammen?

Autoabgase haben keinen Einfluss auf das Ozonloch. Die Ozonschicht, die uns Dutzende Kilometer über der Erde vor zu starker Sonnenstrahlung schützt, hat sich in den letzten Jahren erholt. Das ist die gute Nachricht. Ozon entsteht auch unten auf der Erde. Da ist es giftig. Autoabgase begünstigen das. Menschen können dadurch krank werden. Ihnen geht es besser, je weniger Autos fahren.

© SZ vom 26.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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