Afrikas Präsidenten-Frauen:Die extravagante Seite der Macht

Sie setzen sich für Rechte ein, werfen Geld zum Fenster hinaus oder legen sich mit Kritikern an: In Afrika gibt es Präsidenten-Frauen, die ihren eigenen Stil pflegen.

Michael Bitala

Es musste erst der Papst nach Afrika kommen, damit eine Frau auch außerhalb des Kontinents zur Kenntnis genommen wird, die in ihrer Heimat Kamerun für viele ein Vorbild ist. Die Ehefrau des Präsidenten, Chantal Biya, fällt seit Jahren durch ihren Modestil auf.

Afrikas Präsidenten-Frauen: Chantal Biya, Ehefrau des Kameruner Präsidenten, fällt gerne auf.

Chantal Biya, Ehefrau des Kameruner Präsidenten, fällt gerne auf.

(Foto: Foto: AFP)

Sie gilt als die Schöpferin des "Banane Hairstyles", der zwar nicht genauer definiert wird, aber je nach offiziellem Anlass das exorbitante Volumen ihres Haars mit der extravaganten Kleidung in Einklang bringen muss.

Für das Treffen mit Benedikt XVI. wählte sie die offene Mähne und für Kleid und Kopfbedeckung eine Weiß-Pink-Kombination mit Blumenmuster. Ihr rosa Lippenstift changierte dabei mit den großen Kruzifixen auf ihrem Haupt.

Graça Machel

Nun ist es nicht so, dass jede Frau eines afrikanischen Staatsoberhaupts auffallen möchte. Ganz und gar nicht. Die meisten halten sich ebenso wie im Rest der Welt zurück und übernehmen, wenn schon, karitative Aufgaben.

Graça Machel

Graça Machel, Ehefrau von Nelson Mandela, setzt sich für die Rechte von Frauen und Kindern ein.

(Foto: Foto: Getty Images)

Etwa Graça Machel, die Ehefrau des einstigen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, die sich weltweit für die Rechte von Frauen und Kindern einsetzt. Auch Chantal Biya kämpft in ihrer Heimat gegen Aids, aber da ihr Mann Kamerun als Privatbesitz betrachtet, ist sie zumindest in ihrem Lebensstil nicht eingeschränkt.

Grace Mugabe

Grace Mugabe

Grace Mugabe, Frau des simbabwischen Diktators, leistet sich Luxusmode, während das Volk hungert.

(Foto: Foto: AFP)

Nun hat Chantal Biya auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Imelda Marcos, die nach ihrer Flucht 1986 vor allem durch die zurückgelassene Schuhsammlung von mehr als 1000 Paaren weltweit Schlagzeilen machte, aber die Rolle der einstigen philippinischen Präsidentengattin übernimmt in Afrika die Frau des simbabwischen Diktators. Grace Mugabes Verschwendungssucht ist so berüchtigt, dass sie in ihrer Heimat nur als "Zimbabwes First Shopper" oder als "Grabbin' Grace" bezeichnet wird.

Bei Auslandsreisen werden Artikel von Gucci und Ferragamo palettenweise in ihren Jet geladen, und sollte sie gezwungen sein, mit einer Linienmaschine zu fliegen, dann zahlt sie schon mal - wie 2003 bei Singapore Airlines - 40.000 Dollar für das Übergepäck.

Als ein Reporter sie einst fragte, ob sie sich nicht schäme, angesichts der Hungersnot in ihrer Heimat so viel Geld auszugeben, antwortete sie: "Kann denn Einkaufen Sünde sein?"

Und als sie im Januar wieder mal von einem Reporter bei einer Shoppingtour in Hongkong entdeckt wurde, schlug sie wild auf ihn ein. Die Wunden im Gesicht des Mannes entstanden durch die Diamantringe, die Grace Mugabe trug.

Lucy Kibaki

Lucy Kibaki

Die Kenianerin Lucy Kibaki legt sich gerne mal mit Kritikern an. Nicht nur verbal.

(Foto: Foto: AP)

Auch in Kenia gibt es eine First Lady, die weit über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt ist. Lucy Kibaki scheut sich nicht, Kritiker zu verprügeln, Zeitungsredaktionen mit der Polizei zu stürmen und Diplomatenfeste beenden zu lasen, weil sie sich in ihrem Dasein gestört fühlt. Nicht wenige Kenianer haben deshalb den Eindruck, dass sie sich als das wahre Staatsoberhaupt betrachtet, da ihr Mann seit langer Zeit schon kaum noch öffentlich auftritt.

Von solchen Ausfällen ist Kameruns Chantal Biya natürlich weit entfernt. Sie möchte allein durch ihren Stil gefallen. Aber wenn sie dabei gestört wird, kann auch sie die Contenance verlieren. Es gibt ein Foto aus dem vergangenen Jahr, auf dem sie sehr genervt auf Carla Bruni blickt, die ihr gerade die Schau stiehlt.

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