Schmachtwort der Woche - Ausreden für Untreue:"Ich bin nicht perfekt"

Auf die Frage nach dem "Warum" hat jeder untreue Mann seine eigene Ausrede. Auch Arnold Schwarzenegger versuchte kürzlich zu begründen, weshalb er seine Frau Maria Shriver jahrelang betrogen hat. Ein bisschen mehr Mühe hätte er sich dabei schon geben können.

von Violetta Simon

Schmachtwort der Woche - Arnold Schwarzenegger

Das Schmachtwort sprach diesmal Arnold Schwarzenegger.

(Foto: sde)

Nackedeis im Internet gucken, Fummeln auf der Weihnachtsfeier, Quickie auf dem Rücksitz - unter einem Seitensprung versteht nicht jeder das Gleiche. Deshalb empfiehlt es sich, erst einmal mit dem Partner zu klären, wo Treue aufhört und Untreue beginnt. Bedauerlicherweise drücken sich manche Paare allzugern vor dieser Frage. Und so erfolgt die Klärung häufig erst dann, wenn die Sache bereits aufgeflogen ist. In besonderen Fällen erübrigt sich eine Debatte über die Definition von Treue - weil plötzlich ein Kind auftaucht, das dem Ehegatten wie aus dem Gesicht geschnitten ist, obwohl es nicht zur Familie gehört. Jedenfalls nicht im engeren Sinn.

Auch Arnold Schwarzenegger musste vergangenes Jahr die Waffen strecken, als seiner Frau Maria Shriver auffiel, dass der Sohn ihrer Haushälterin mehr Ähnlichkeit mit dem Terminator aufwies als es bei ihren vier gemeinsamen Kindern der Fall war. Jetzt, wo die Ehe sowieso kaputt ist - und gerade zufälligerweise seine Biografie erscheint -, hat sich der ehemalige Governator dazu durchgerungen, sich zu seinem Fehltritt zu äußern. Und weil er gerade schon dabei war und es der Auflage nicht schadet, heftete er sich gleich noch weitere Affären ans Revers.

Was waren wir gespannt auf seine Antwort, als CBS-Moderatorin Lesley Stahl in ihrer Sendung "60 Minutes" den mehrfachen Ehebrecher mit der Äußerung konfrontierte, seine Untreue sei doch ganz offensichtlich ein wiederkehrendes Problem und er fühle sich noch nicht einmal schlecht deswegen. Und dann? Fällt dem Mann zu seiner Verteidigung nichts Besseres ein als zu sagen: "Ich bin eben nicht perfekt." Das klingt ungefähr so originell wie "Ich bin doch auch nur ein Mann." oder "Ich konnte ja nicht wissen, dass die Sache auffliegt."

Nicht perfekt - ist das allen Ernstes eine angemessene Erklärung dafür, dass ein Mann 25 Jahre Ehe wegwirft, seine Frau demütigt und die Familie zerstört? Und das, nachdem er ihr 25 Jahre zuvor, um sie rumzukriegen, genau das vorgegaukelt hatte: der perfekte Mann zu sein.

Einige Männer geben sich wenigstens Mühe mit ihren Ausreden. Schieben es auf den Alkohol oder die Hormone. Geben vor, dass sie nur ihren Marktwert testen wollten, das eine Mal nur natürlich. Behaupten, es sei ein Aufnahmeritus für eine Geheimorganisation gewesen. Oder dass sie sich dazu genötigt sahen. ("Es war meine Chefin!" oder "Die Frau wäre tödlich beleidigt gewesen, das konnte ich ihr nicht abschlagen.")

Manche schaffen es sogar, eine Teilschuld auf ihre Partnerin abzuwälzen, indem sie klagen, dass sie sich vernachlässigt und nicht mehr begehrt fühlen. Andere behaupten dreist: "Du hast immer damit angegeben, dass du es merken würdest. Ich wollte mal ausprobieren, ob es stimmt." Oder gehen gleich zum Angriff über: "Ich war mir sicher, unsere Beziehung hält das aus. Hätte nie gedacht, dass du mir aus so einer Kleinigkeit einen Strick drehst."

Volkskrankheit Sexsucht

In prominenten Kreisen gilt es seit längerer Zeit als schick, sich auf seine Sexsucht zu berufen, wenn man nach einer Veranstaltung voll wie eine Haubitze mit einer Horde Models aufs Hotelzimmer verschwunden ist, statt mit der Gattin zurück in die Hollywood Hills zu fahren. Zur Untermauerung der Glaubwürdigkeit tritt man einer Selbsthilfegruppe für Sexaholics Anonymous bei oder lässt sich in der "Promises"-Klinik in Malibu behandeln. Im schlimmsten Fall kann man sich bei der Gelegenheit gleich von seiner Scheidung erholen.

Ein leuchtendes Beispiel für irre Ausreden ist nach wie vor Boris Becker: Dass der einstige Tennisprofi seine flüchtige, aber intime Begegnung mit dem Model Angela Ermakova bis zuletzt abstritt, spricht vielleicht nicht unbedingt für seine Intelligenz - dafür aber umso mehr für seine Phantasie. Immerhin haben wir dem Besenkammer-Quickie eine völlig neue Dimension der Notlüge zu verdanken: die Version vom "Samenraub", an die sich Barbara Beckers untreuer Ehegatte lange klammerte. Er ahnte wohl: Ein Blick auf das blasse sommersprossige Mädchen mit den vollen Lippen, den blauen Augen und den roten Haaren genügte, um den Vaterschaftstest überflüssig zu machen.

Weil es dann auch schon egal war, erzählte er der Sun daraufhin die ganze Wahrheit (Es passierte nicht in der Besenkammer, sondern auf den Stufen zwischen zwei Toiletten!"). Seitdem kursiert die Zeugung der kleinen Anna unter dem Begriff "Treppenwitz". Wir wünschen der aktuellen Ehe mit Lilly wirklich nur das Beste. Aber sollte Boris jemals wieder die Beherrschung verlieren, sind wir jetzt schon gespannt auf die nächste Anekdote.

Manche Menschen können einfach nicht treu sein, selbst wenn sie wollen. Zahlreiche Untersuchungen haben sich bereits der Frage gewidmet, woran das liegen könnte. Eine Studie der Bradley University in Peoria, Illinois mit mehr als 13.000 Teilnehmern aus 46 Nationen hat ergeben, dass bei Fremdgehern meist bestimmte charakterliche Eigenschaften stärker ausgeprägt sind als bei anderen Personen. Demnach fördern fünf psychologische Faktoren - die "Big Five" - den Hang zur Promiskuität: große Extrovertiertheit, geringes Pflichtgefühl, ein geringes Maß an Verträglichkeit, die Offenheit für neue Erfahrungen und ein gewisser Hang zur Neurose - Letzteres gilt allerdings nur für Frauen. Neurotische Männer leben eher monogam. Oder ganz allein.

Diese Erkenntnis muss wirklich tröstlich sein für Maria Shriver: Nun weiß sie wenigstens, dass sie ihr Bett zwar mit einem extrovertierten, pflichtvergessenen, unverträglichen, undwerweißwasnochalles Mistkerl geteilt hat - aber zumindest nicht mit einem Neurotiker. Das könnte Arnie sich eigentlich merken, falls er mal wieder eine Ausrede braucht.

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