Piepstöne:Schweigt. Endlich. Bitte.

Heulende Wecker mit fliegendem Propeller, fiepende Rauchmelder, piepsende Drucker, Bürotelefone mit Frauenstimmen - die Technik kommuniziert mit uns. Und geht uns damit zuweilen gewaltig auf die Nerven. Die Frage ist: Braucht man das?

Von Patrick Illinger

Mit den Geschenken bei Kindergeburtstagen ist es ja immer so eine Sache. Vor einiger Zeit jedenfalls kam auf diesem Weg ein abstruses Gerät ins Haus. Es bestand aus einer schwarzen Halbkugel, auf die man einen Propeller stecken konnte. Erst nach einer Weile wurde klar, wozu dieses Ding gut war. Es war ein Wecker. Mit einiger Mühe ließen sich Uhr- und Weckzeit einstellen, und wenn es so weit war, fing das Ding an zu jaulen wie ein Düsenjäger, während der Propeller abhob und quer durchs Zimmer sauste. Das Geräusch ließ sich nur abstellen, indem man den Propeller wieder auf der Halbkugel platzierte.

Es war sozusagen das radikale Gegenteil der von manchen Menschen geschätzten Schlummerfunktion. Am Anfang war es - natürlich - ein Riesenspaß für die Tochter. Später klappte das mit der Weckzeit nicht immer so gut, und die ganze Familie versammelte sich schon mal um 3.48 Uhr im Kinderzimmer, um einen verfluchten Propeller zu suchen.

Inzwischen ist das Ding entsorgt, und die Tochter steht ohne Fluggerät auf. Nächtliche Sucheinsätze gibt es allerdings trotzdem noch. Meist beginnt es mit einem sanften Piepton. Oder einem zarten "Ti-rring". Aus dem Schlaf erwachend, möchte man es einfach ignorieren, aber dann meldet sich die Vernunft. In ein paar Minuten wird es wieder piepen. Und dann nervt es so richtig. Also raus, Handy suchen und leise stellen, oder das entladene Schnurlostelefon auf die Station stecken. Einmal war es auch der Rauchmelder, der sich über seine Batterie beklagte.

Diese Dinge können auch tagsüber lästig werden, etwa wenn das Auto für die Tüte auf dem Beifahrersitz nach einem Anschnallgurt verlangt. Oder wenn der Ofen mit penetrantem Piepen einen Tastendruck einfordert als Anerkennung dafür, dass er die Betriebstemperatur erreicht hat. Könnte nicht wenigstens der Drucker sein leeres Papierfach klaglos akzeptieren?

Eine blanke Unverschämtheit ist das Bürotelefon. Wer per Tastendruck den Rückruf eines Kollegen erwünscht, bringt eine Frauenstimme zum Sprechen, die einen halben Roman vorträgt, kein Witz. "Der Anschluss, den Sie gewählt haben, antwortet nicht. Dienstmerkmal wurde aktiviert. Für Sie wird eine Leitung zu diesem Teilnehmer frei gehalten, sobald dieser frei wird", sagt der Apparat. Gegen dieses Gelaber ist der "schwere Ausnahmefehler" von Windows fast eine Liebeserklärung.

Ich will aber nicht, dass Apparate ungebeten zu mir sprechen und penetrant piepsen. Daher: Bitte, liebe Geräte, schweigt fortan. Hört auf zu piepsen, zu tuten und zu sprechen. Wenn ich was von euch will, dann melde ich mich. Don't call us. We call you.

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