Lafontaine und Wagenknecht:Linke Liebe

Lesezeit: 2 min

Mehr als gute Kollegen: Oskar Lafontaine stellt so ganz nebenbei seine neue Freundin vor. Die 26 Jahre jüngere Frau ist für die Genossen der Linken alles andere als eine Unbekannte - es ist die neue Vize-Parteichefin.

Nach Zögern, Zaudern und Dementis nun ein Bekenntnis: Oskar Lafontaine hat eine Genossin genossen. Nein, eigentlich stimmt die Vergangenheitsform nicht, denn just stellte er Sahra Wagenknecht als seine Freundin vor. "Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit mit Sahra eng befreundet", sagte der 68-Jährige am Ende einer gut einstündigen Rede bei einem Linke-Landesparteitag in Saarbrücken.

Lafontaine betonte, die enge Verbindung sei der Grund dafür, dass er Wagenknecht als Gast zu dem Landesparteitag mitgebracht habe. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen. Beide sind dem Vernehmen nach noch verheiratet.

Wagenknecht wollte sich zu ihrer Beziehung mit Lafonataine nicht äußern: "Es ist alles gesagt", sagte sie kurz und knapp. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Spekulationen über das Verhältnis zwischen dem ehemaligen Bundesvorsitzenden der Linken und der 26 Jahre jüngeren Wagenknecht gegeben. Lafontaine gilt auch als politischer Mentor von Wagenknecht - ihren Aufstieg in der Partei verdankt sie zu einem guten Teil ihm.

Die gebürtige Jenaerin sitzt für die nordrhein-westfälische Linke im Bundestag - bereits seit Juni 2007 ist Wagenknecht Mitglied des Parteivorstandes der Linkspartei. Aber erst seit Dienstag vergangener Woche ist sie ganz oben in den Führungszirkeln der Linkspartei angekommen. Als einzige Politikerin gehört sie nun dem Vorstand sowohl der Partei als auch der Bundestagsfraktion an. In beiden Gremien als stellvertretende Vorsitzende.

Doch es schien nur eine Frage der Zeit, bis die jahrelang als überzeugte und beinharte Marxistin aufgetretene Wagenknecht ganz an die Spitze der Partei rückt. Eine Entwicklung, die vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten worden wäre. Als Wortführerin der Kommunistischen Plattform hatte die stets klassisch elegant gekleidete Wagenknecht lange Zeit Exotenstatus in der PDS. Sie verteidigte lange die Mauer als "notwendiges Übel" und redete die DDR noch schön, als sich die Partei schon längst klar distanzierte. Inzwischen zeigt sie sich geläutert und erklärt ihr Verhalten als "Trotzreaktion".

Über Wagenknechts Privatleben drang bisher nicht viel nach außen: Seit 1997 ist sie mit dem westdeutschen Filmproduzenten und Geschäftsmann Ralph-Thomas Niemeyer verheiratet, der sich selbst als eher liberal einstuft und seine Frau gern mal als "Stalinistin" foppte. Er lebt in Irland auf dem Land - Besuch aus oder in Berlin wird es nun wohl nur noch selten geben.

Dreifach Ehe-Erfahrung

Lafontaine bringt Erfahrung aus mehreren Ehen mit in die Beziehung: Er war zwischen 1967 und 1982 mit Ingrid Bachert verheiratet. Aus seiner zweiten Ehe mit Margret Müller stammt sein Sohn Frederic, zusammen mit seiner dritten Frau, Christa Müller, hat er Sohn Carl-Maurice.

So ein wenig erinnert er damit an seine Intimfeinde Gerhard Schröder und Joschka Fischer. Aber die sind viermal, Schröder, beziehungsweise fünfmal, Fischer, verheiratet.

13 Jahre lang, bis 1998, war Lafontaine SPD-Ministerpräsident im Saarland. 1990 trat er für die SPD als Kanzlerkandidat zur Bundestagswahl an, später wurde er Parteivorsitzender. Nach der gewonnenen Bundestagswahl 1998 wurde er unter Schröder Finanzminister - trat jedoch nach einem politischen Konflikt schon im März 1999 wieder zurück.

2005 wechselte er schließlich zur neu gegründeten Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG), unter seiner Initiative kam es zu einem Wahlbündnis mit der PDS und zur Umbenennung in "Die Linkspartei".

Nach Gerüchten im Berliner Politikbetrieb berichtete im November 2009 das Nachrichtenmagazin Spiegel erstmals öffentlich über eine Affäre zwischen ihm und Wagenknecht - und führte die Romanze als möglichen Grund für "das Ende der Ära Lafontaine" an. Kurz darauf gab der Politiker seine Krebserkrankung bekannt. Es entbrannte eine Diskussion über, wie sehr in der Öffentlichkeit über das Privatleben von Politikern gesprochen werden darf.

Diesmal hat Lafontaine die Sache selbst in die Hand genommen und die Liebesbeziehung kurzerhand selbst öffentlich verkündet. Die Mauer zwischen Arbeits- und Privatleben ist gefallen.

© sueddeutsche.de mit dpa/infu/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: