Die letzten beiden Saisonpremieren am Staatstheater nehmen den entgegengesetzten Weg. "Wilhelm Tell" in der Inszenierung von Volker Schmalöer fängt im Schauspielhaus vielversprechend an, um dann trotz engagierter Leistung des Ensembles bald in der Belanglosigkeit zu versanden. Albert Ostermaiers Auftragsarbeit "Linke Läufer (Erster Sein). Ein Requiem für Jenő Konrad" hingegen beginnt in der Uraufführungs-Inszenierung von Oliver D. Endreß verhalten, um dann sukzessive an Dichte und Dringlichkeit zu gewinnen. Am Ende gibt es in der Bluebox Jubel für die Schauspieler Gerd Beyer und Martin Bruchmann sowie für ein Stück, das entgegen anfänglicher Befürchtung mehr zu bieten hat als Fußballnostalgie. Der Jude Jenő Konrad war von 1930 bis 1932 Trainer des 1. FC Nürnberg, bis ihn eine Kampagne des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer zum Rücktritt zwang und außer Landes trieb. Von 1940 bis zu seinem Tod 1978 lebte Konrad in den Vereinigten Staaten.
Zwei Premieren:Feinde der Freiheit
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Das Nürnberger Staatstheater spielt "Wilhelm Tell" und "Linke Läufer"
Von Florian Welle, Nürnberg