Zum Tod von Edith Hancke:In höchster Höhe

Edith Hancke ist tot

Die Schauspielerin Edith Hancke, hier ein Archivbild von 2002, ist im Alter von 86 Jahren gestorben.

(Foto: dpa)

Edith Hancke war eine der Hauptfiguren im Berliner Boulevardtheater der Nachkriegszeit. Jetzt ist die Berliner Schauspielerin mit 86 Jahren gestorben.

Von Lothar Müller

Sie war die Mimi in "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett", das Lieschen an der Seite von Heinz Rühmann im "Hauptmann von Köpenick" und musste sich im Edgar Wallace-Film "Die seltsame Gräfin" von Klaus Kinski würgen lassen. Aber obwohl sie schon 1949 in Erich Engels Verfilmung von Hauptmanns "Biberpelz" ihr Kinodebüt gab, war ihre eigentliche Domäne nicht der Film, sondern das Theater, in dem sie 1949 erstmals in Ibsens "Wildente" auftrat.

Edith Hancke wurde zu einer Hauptfigur im Berliner Boulevardtheater der Nachkriegszeit. Noch mit achtzig Jahren stand sie in der Komödie am Kurfürstendamm in der "Pension Schöller" auf der Bühne, und dass sie 1928 in Berlin geboren war, konnte niemand überhören, weil sie nicht wollte, dass man es überhörte.

Ihre Stimme wude zu ihrem Erkennungssignal

Ihre hohe, eigenartige Stimme - manche nannten sie "piepsig" -, die zu ihrem Erkennungssignal wurde, verdankte sie nicht Klaus Kinski, sondern einer in der Kindheit unglücklich verlaufenen Mandeloperation. Mit dieser Stimme trug sie zum Erfolg des Kabaretts "Die Stachelschweine" bei und trieb zusammen mit Helen Vita die Schlager der Zwanziger Jahre in schwindelnde Höhen.

Piepsstimmen scheinen zum ewigen Mädchentum oder zur Komik verurteilt. Aber diesen Urteilsspruch akzeptierte sie nicht, sie konnte auch das Laszive, Weltverlorene, Untröstliche in ihre Stimme legen. Als sie 1956 in der Uraufführung von Erich Maria Remarques Stück "Die letzte Station" auftrat, ging sie durch die letzten Kriegstage und dann durch das von den Russen besetzte Berlin des Frühjahrs 1945. Später bat sie sich aus, "möglichst alle fünf Jahre ein Stück zu spielen, in dem nicht nur Quatsch gemacht wird." Das gelang ihr so gut wie der Quatsch, das leichte Fach. Am Donnerstag ist Edith Hancke im Alter von 86 Jahren in Berlin gestorben.

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