Irritierend selbstzufrieden lehnte er im Kinohit "Sommer vorm Balkon" an der Wohnungstür von Nike (Nadja Uhl), Sonnenbrille, Jeansweste, als hätte die (Frauen-)Welt auf ihn gewartet, als wäre er der junge Brando. Dabei ist er ein Lastwagenfahrer namens Ronald, mit dem sein Machismo durchgeht. Dieser Ronald ist der wohl prägnanteste Proll in der an Prolls reichen Filmografie von Andreas Schmidt, ausgezeichnet mit Deutschem Filmpreis und Grimme-Preis.
Der Berliner mit der markanten Physiognomie und Stimme spielte diese Typen so überzeugend, weil er solche Typen kannte, aus seiner Jugend im Märkischen Viertel. Auf die Frage, was er gern häufiger spielen würde, antwortete er einmal: "Denkende Menschen." Weil er selbst einer war.
Schmidt studierte Germanistik und Philosophie, inszenierte am Theater und verehrte Philip Roth. Und doch neigten die Menschen dazu, ihn mit seinen Rollen zu verwechseln, ja Angst vor ihm zu haben. Ein Kompliment - und eine Tragödie! Denn Schmidt, der sich dem Publikum so gern häufiger anders gezeigt hätte, ist am Donnerstag nach längerer Krankheit im Alter von 53 Jahren in Berlin gestorben.