Zenith:Gestrandet an der Isar

Beatsteaks

Keine Not auf dem Tretboot: Die Beatsteaks werden an diesem Dienstag in München anlegen, um im Zenith ein Konzert zu geben.

(Foto: Timmy Hargesheimer)

Die Berliner Beatsteaks spielen in München und besuchen alte Freunde

Interview von Lena Lanzinger

Die Karriere der Beatsteaks stand von Anfang an unter einem guten Stern. Schon ihren zehnten Auftritt spielte die damals fünfköpfige Band aus Berlin-Kreuzberg als Vorband der Sex Pistols. Das war in den Neunzigerjahren. Als Die Ärzte sie auch noch in ihrem Lied "Unrockbar" erwähnten, wuchs ihre Bekanntheit stetig an. Nach ihrem ausverkauften Konzert im Muffatwerk im vergangenen Oktober kommen die Beatsteaks an diesem Dienstag mit ihrem Album "Yours" ins Zenith.

Sie waren schon oft in München. Was verbinden Sie mit der Stadt?

Thomas Götz: Wir haben Freunde hier und sind ab und zu im Jennerwein gestrandet. Ein Münchner hat auch Teile unserer letzten Platte mitproduziert, der Sepalot.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Sebastian Weiss alias Sepalot?

Thorsten Scholz: Nach der Geschichte mit seiner Band Blumentopf hat er angefangen, Soloplatten zu produzieren. Wir fanden seine Sachen ziemlich geil.

Götz: Meine Songs wären ohne ihn nie auf die Platte gekommen. Das waren Songs, bei denen wir nicht weiter wussten, da hat er erst den richtigen Dreh gehabt.

Sie haben auch mit Peter Fox produziert, wie haben sich die Arbeitsweisen unterschieden?

Götz: Peter Fox saß wie mit einem Skalpell über der offenen Aufnahme. Der war tierisch kritisch, aber auf die Gesangsaufnahmen ist Arnim (Teutoburg-Weiß, Sänger und Gitarrist der Band, Anm. d. Red) jetzt am stolzesten. In Peters Arbeitsablauf gibt es einiges, das er anders macht, als alle anderen. Er hat nie Kopfhörer auf. Arnim singt zum Lied, das Peter nicht hört, und trotzdem sagt er danach: "Das war rhythmisch im zweiten Satz aber nicht so geil." Das ist ein Phänomen.

Scholz: Wir haben auch zwei Stücke mit Brezel Göring von Stereo Total produziert, der hat uns einen Kassettenrekorder in den Proberaum gestellt und gesagt: "Aufnehmen könnt ihr selber." Und die Aufnahme war nicht schlechter als die von Fox.

Angefangen haben Sie mit Punkrock. Auf "Yours" gibt es aber eine Deutsch-Pop Nummer mit Deichkind.

Scholz: Dahinter steckt natürlich ein krasser Punkrock-Gedanke. Den haben wir nur nicht richtig ausformuliert. (lacht)

Götz: Nicht, dass wir jetzt bei den Deutsch-Poeten auf der Bühne landen, da müssen wir aufpassen! - Das war ein ganz altes Demo von Arnim, wir hatten uns an einem englischen Text die Zähne ausgebissen. Doch dann haben wir uns mit Philipp von Deichkind getroffen, und eine Woche später gab es die erste Textidee.

In "L auf der Stirn" kommt die Liedzeile "Mach dich frei vom Zeitgeist / Mach nur dein Ding" vor. Ist das Ihr Motto?

Scholz: Da wurde die Not zur Tugend von alten Menschen, die mit ihrer Musik haarscharf am Zeitgeist vorbei schrammen. (lacht) Irgendwann macht man die Musik, die man machen will.

Götz: Es gibt Bands, die deutsch singen, wenn alle deutsch singen. Alte Bands suchen sich immer gern die jüngsten, hipsten Produzenten, um dran zu bleiben. Mick Jagger hat sich zum Beispiel mit dem Hip-Hopper Skepta zusammengetan, und man denkt sich nur: "Hä?"

War Deutsch nie Ihre Devise?

Scholz: Es gibt ein paar deutsche Songs von uns, aber nur zusammen mit Leuten, die die deutsche Sprache auch wirklich drauf haben. Ich glaube, Arnim hat angefangen, für "Abbadu" selbst den Text zu schreiben. Dann hat er sich Farin Urlaub dazu geholt, und es lief.

Wie kam es zu den vielen Kollaborationen?

Götz: Wir sind bekannt für kurze Platten, deswegen wollten wir mal eine längere machen. Wir haben Leute also gefragt, die wir entweder bewundern oder auf dem Weg kennengelernt haben. Peter hat viel mit Farin zu tun, Arnim und ich waren bei einem Jamie-T-Konzert. Brezel Göring habe ich über eine Radiosession kennengelernt, und Sepalot kam über Thorsten.

Gibt es genretechnisch etwas, das Sie gerne ausprobieren würden? Oder auf keinen Fall machen wollen?

Götz: Deutsch-Rock würden wir gerne ausprobieren. (beide lachen) Bernd hat, glaube ich, irgendwo ein elektronisches Soloalbum versteckt.

Scholz: Wir haben noch eine Session mit ein paar Hardcore-Metalsongs auf dem Rechner liege. Da werden viele Fans sagen: "Mensch, das klingt ja wie 48/49", nur wahrscheinlich noch schlechter. Und viele meinen bestimmt auch, "Abbadu" wäre mehr Schlager als Punkrock. Ich finde die Sachen von den Hosen mit der Biermösl Blosn und Gerhard Polt großartig, weil das linksradikal ist. Dann könnte bei uns Blasmusik doch auch eine Rolle spielen.

Sie sind nicht sonderlich politisch in Ihren Texten, vielleicht mit der Ausnahme von "Filthy Crime". Finden Sie, man sollte Musik und Politik trennen?

Scholz: Ich finde politische Bands wie Slime großartig. Wenn ich einen Song wie "Seekarten" schreiben könnte, würde ich den ganzen Tag nur linkspolitische Songs schreiben. Aber ich kann das nicht.

Götz: Nur weil man in einer Band ist, hat man nicht die Verantwortung, sich politisch zu äußern. Ich finde es aber gut - solange die Message nicht rechtsradikal ist.

Beatsteaks, Dienstag, 10. April, 20 Uhr, Zenith

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