Wolf Biermann erhält Ehrenbürgerwürde:Der Sänger von Berlin

Die politischen Streitigkeiten um die Auszeichnung des im Jahr 1976 aus der DDR ausgebürgerten Liedermachers haben ein Ende: Wolf Biermann wird der 115. Ehrenbürger Berlins.

Der Liedermacher Wolf Biermann ist der 115. Ehrenbürger Berlins. Diese Ehre hat er nun gemein mit Staatsmännern wie Michail Gorbatschow, Ronald Reagan und Zar Nikolaus I. Auf der illustren Liste der Ehrenbürger der deutschen Hauptstadt stehen auch alle Bundespräsidenten und die meisten Bundeskanzler.

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(Foto: Foto: dpa)

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ernennt die Stadt Berlin bedeutende Persönlichkeiten zu Ehrenbürgern. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich "in hervorragender Weise um Berlin verdient gemacht" haben. Als erstem wurde diese Auszeichnung 1813 dem Berliner Probst Conrad Gottlieb Ribbeck verliehen, der sich während der französischen Besetzung 1806 für die Berliner Bevölkerung eingesetzt hat.

Auch viele Künstler und Wissenschaftler gehören zu den Ehrenbürgern, so Naturforscher Alexander von Humboldt, Maler Max Liebermann und Dirigent Herbert von Karajan. Die Schauspielerin Marlene Dietrich erhielt im Mai 2002 die Ehrung posthum. Zuletzt wurde der Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen im Juni 2004 zum 114. Ehrenbürger ernannt.

Außer der Ehre erhalten diese Bürger vom Senat heutzutage bis zum Lebensende eine Dauerkarte der Berliner Verkehrsbetriebe und ein Abonnement des Berliner Amtsblattes. Wenn sie sterben, werden die Ausgezeichneten mit einem Ehrengrab bedacht.

Die tatsächliche Zahl der Ehrenbürger ist mit dem politischen Wandel geschrumpft. Vier Nazi-Politikern - Adolf Hitler, Hermann Göring, Joseph Goebbels und Wilhelm Frick - sowie dem ersten DDR-Staatspräsidenten Wilhelm Pieck wurden die Ehrungen nachträglich aberkannt.

Die Verleihung der höchsten Auszeichnung des Landes Berlin war schon häufiger zwischen den Parteien umstritten. Die Grünen wollten Anfang 2003 auch die Ehrenbürgerschaft des früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg wieder aus der Liste tilgen. Die anderen Fraktionen trugen den Antrag mehrheitlich nicht mit. Schwierig war es auch, nach der Wiedervereinigung der Stadt die nach West und Ost getrennt geführten Ehrenbürgerlisten zusammen zu führen.

(dpa)

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